Martin Luther – Über Joh. 14,6

Die Wege, die außer Christo sind, darauf man zum Vater kommen oder zur göttlichen Majestät hinaufsteigen wollte, das sind lauter jähe Oerter, auf welchen Niemand wohl stehen kann, sondern bald herunter fallen muß. Wer aber Christum, den Weg, die Wahrheit und das Leben, also erkannt und in sein Herz gepräget hat, der kann hernach sicher zum Vater aufsteigen und mit ihm zu thun haben. Denn wenn es betrifft den großen Sprung in’s ewige Leben, durch Sünd und Tod, Teufel und Hölle, zur ewigen Gerechtigkeit, das ist, zu Gott, Leben und Himmmel kommt, da gehört dieser Text her, der uns lehre, daß kein anderer Weg noch Steg, Brücke, Pfort und Ueberfahrt sei, denn dieser einige Christus.

Es ist die Summe dieses Spruchs auf’s Einfältigste gesagt, so viel als: Ergreife durch den Glauben Jesum Christum, so bist du auf dem rechten Wege; folge ihm nach in der Liebe, so wird das Licht der Wahrheit dir immer heller aufgehen; harre aus bei ihm in der Hoffnung auf seine Verheißung, so bist du selig schon hier, denn du hast das wahre, ewige Leben.

Luther, Katharina – Über ein Gesangbuch

Mir ist ein Gesangbuch aus sunder Lieb und Freundschaft geben worden, daß ich es lesen soll, welches in Behem gedruckt ist von einem gottsfürchtigen Mann. Sein Nam ist Michel Wiß, welchen ich leiblicher Person halb nit kenn. Wie aber der Herr sagt: aus ihren Früchten werdet ihr sie erkennen, also hab ich, da ich das Buch gelesen, müssen urtheilen, daß dieser Mann die ganz Bibel offen in seim Herzen habe, ja derselben ein Kundschaft und Erfahrnuß habe, wie die lieben zween Männer, Josua und Caleb, des gelobten Landes, nachdem sie es treulich besucht und durchwandert hatten aus Befehl des Herrn durch Mosen. Ich hab solchen Verstand der Werk Gottes in diesem Buch funden, daß ich wünsch, daß es alle Menschen verstünden. Ja, ich muß es vielmehr ein Lehr-, Gebet- und Dankbuch, dann ein Gesangbuch heißen. – Darum, lieber Christ, wer du auch seyest, dieweil du doch dein Kind und Gsind bisher viel wüste und schandliche Lieder hast singen lassen, so laß sie doch nun auch solch göttliche Lieder singen, darin sie ermahnt werden, Erkanntnuß ihres Heils zu suchen und sich zu Gott zu bekehren, darbei sie viel baß Gott gefallen, dann kein Pfaff, Münch oder Klosterfrauen mit ihrem unverständigen Chorgesang. Ich wünsch aber allen Menschen Erkanntnuß des Guten und das ewig Heil. Amen. K. Z.

Luther an seinen Beichtvater

„Viele denken, weil ich mich unterweilen in meinem äußerlichen Wandel frohlich stelle, ich gehe auf eitel Rosen; aber Gott weiß, wie es um mich steht meines Lebens halber Ich habe mir oft fürgenommen, ich wollte der Welt zu Dienst mich etwas ernstlicher und heiliger (weiß nicht, wie ich es nennen soll,) stellen: aber Gott hat mir solches zu thun nicht gegeben. Die Welt findet Gott Lob, kein Laster an mir, das sie mit Wahrheit mir konnte aufruckern,“

Melanchton über Luther

„Er war von Natur von wenigem Essen und Trinken, daß ich mich sein oft verwundert habe, dieweil er doch nicht klein und schwach vom Leibe war. Ich habe gesehen, daß er zu Zeiten in vier ganzen Tagen, wenn er schon gesund war, nichts gegessen und getrunken hat. So habe ich auch sonst oft gesehen, daß er täglich nur mit wenig Brot und einem Hering begnügt gewesen, und das zu Zeiten viel Tage lang.“

Johann Schwebel – Nachfolge

Das Spiel hat sich ganz verkehrt. Vor Zeiten lernte man das Gesetz Gottes von den Priestern, jetzund wär vonnöthen, daß sie auch zu den Layen in die Schul giengen und von ihnen die Bibel lernten lesen. Vor Zeiten haben die Bischöfe gebraucht das Schwert des Worts Gottes zu der Seelen Heil, und weltliche Gewalt das zeitlich Schwert zur Straf der Bösen: jetzund verlassen die Bischöfe das Wort Gottes, ja wollen das mit weltlichem Schwert tyrannisch unterdrücken. Aber die bisher das Schwert gebraucht haben, die nehmen an das Wort Gottes, suchen mehr Lob und Ehre Gottes, dann zeitlichen Gewalt und Gut. Die Sehenden werden blind und die Blinden sehend. So wunderbarlich ist Gott in seinen Werken.