Ambrosius – Anweisung zum Gebet

Auf göttliche Weise hat dich der Herr Jesus die Güte des Vaters gelehrt, der Gutes zu geben weiß, damit du von dem Guten forderst, was gut ist. Er hat dich ermahnt, dringend und häufig zu bitten, daß du nicht ein widerwilliges Gebet in die Länge ziehen sollst, sondern häufig und dringend beten. Bei einem langen Gebet werden meistens unnütze Worte verschwendet, wenn man aber aussetzt, so schleicht sich vollends die Sorglosigkeit herein. Ferner ermahnt er, wenn du für dich Verzeihung forderst, daß du sie vo allem auch andern zu schenken weißt, damit du deine Bitte durch die Stimme deines Werks empfehlen kannst. Auch der Apostel lehrt, daß ohne Zorn und Streit zu beten sei, daß dein Gebet nicht verwirrt noch verfälscht werde. Auch lehrt er, überall zu beten, da der Herr sagt: „Tritt ein in dein Kämmerlein.“ Aber verstehe unter dem Kämmerlein nicht ein von Wänden umschlossenes, um deine Glieder einzuschließen, sondern das Kämmerlein, das in dir ist, wo deine Gedanken eingeschlossen sind, wo deine Sinne weilen. Dieses Gebetskämmerlein hast du überall bei dir, und es ist überall geheim, und sein Richter ist Gott allein.

De Cain et Abel 1,38