Anselm von Canterbury – Gericht

Unfruchtbare Seele, was machst du, was bist du so träg, sündige Seele? Der Tag des Gerichtes kommt nahe herbei, der große Tag des Herrn, der Tag des Zorns, der Tag der Trübsal und Angst, der Tag der Noth und des Jammers, der Tag der Finsterniß und des Dunkels, der Tag des Nebels und des Sturmes, der Tag der Posaune und des Feldgeschrei’s. Was schläfst du nun, o Seele, warum bist du so lau und werth, ausgespieen zu werden? Was schläfst du? Wer nicht aufwacht, wer nicht aufschrickt bei so gewaltigen Donnerschlägen, der schläft nicht, der ist gestorben. Du unfruchtbarer Baum, wo sind deine Früchte? O Baum des Beiles und Feuers werth, was sind deine Früchte? Nichts als stechende Dornen und bittere Sünden. Ach daß sie dich doch heilsam stechen und zur Reue dir bitter werden möchten!