Anselm von Canterbury – Sehnsucht nach Gottes Herrlichkeit

Giebt es etwas Schöneres, als im Dunkel und unter den Bitterkeiten dieses Lebens nach der ewigen Wonne und Seligkeit sich sehnen; dort sein Herz hinrichten, wo am sichersten wahre Lust zu finden ist? Wann werde ich doch eingehen in das wunderbare und herrliche Haus, wo Freude und Jubelklange ertönen in den Hütten der Gerechten? Selig sind, die in Deinem Hause wohnen, o Herr; in Ewigkeit werden sie Dich loben. Siehe, die Heiligen blühen vor Dir wie Lilien. Erfüllt werden sie von dem Ueberflusse Deines Hauses und mit dem Strome Deiner Lust tränkest Du sie, denn Du bist des Lebens Quell, und in Deinem Lichte nur sieht man das Licht. Eins habe ich von Dir erbeten, zu wohnen in Deinem Hause alle Tage meines Lebens. Wie der Hirsch schreiet nach frischem Wasser, so schreiet meine Seele, Gott, zu Dir. Wann werde ich kommen, vor Deinem Angesichte zu erscheinen? Wann werde ich meinen Gott sehen, nach dem meine Seele dürstet? Wann werde ich ihn sehen im Lande der Lebendigen? Denn in diesem Lande des Todes und mit diesen sterblichen Augen kann er nicht geschauet werden. So lange wir im Leibe sind, sind wir Fremdlinge des Herrn; wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die Zukünftige suchen wir.