Hermann Bezzel – Vom rechten Heimweh

Zwar kennt auch das Heidentum ein Heimweh, aber nur nach verlorenen Gütern, während der Christ das Verlangen nach dem, was zukünftig ist, in sich trägt. Zwar geht durch die ganze Welt der Diesseitigkeit eine leise Unterklage, der Unterton des Wehs und des Kummers. Aber dieser Unterton klingt matt und müde in Selbstmitleid, in jener kraftlosen, Saatfeldern, ausgemergelten Selbstbedauerung. Christen dagegen haben ein Heimweh, das eine Lebenskraft in sich schließt, sie haben Stäbe in den Händen, um weiterzugehen, und diese Stäbe sind persönlich erlebte Gottesworte. Sie handeln nicht, wie man ihnen vorhält, mit leeren Begriffen, sie leben nicht, wie man ihnen nachsagt, mit allerlei Gedanken, die nicht aus Gottes Herzen, sondern aus der Menschen Köpfe kamen, sondern sie leben von erlebtem Leben und stehen unter der Obgewalt der größten Tatsache, daß mitten im Tode das Leben wohnt.

Hermann Bezzel – Danken macht stark

Wenn dein Tag im Danke steht, dann steht er auch im Glanze, und wenn er im Glanze steht, steht er in der Kraft. Je mehr ein Mensch dankt, desto stärker wird er.

Ein dankbarer Mensch ist ein tapferer Mensch; ein tap= ferer Mensch ist ein freudenreicher Mensch; und wer an Freude reich ist, der arbeitet für den Sieg des Lichtes.

Hermann Bezzel – Dank

Die rechte Art des Dankes ist nicht beredt in Worten, aber ernstlich in Taten, nicht von vielen Verheißungen, aber von großer Selbstarbeit. Sie läßt das ganze Leben zum Opfer werden und naht dem Herrn nie anders als mit dem Lobpreis seiner Gnade.

Im Dank wächst der Mensch über sich hinaus.

Sobald du eine freundliche Gottesgabe nicht im Dank gebrauchst, wird sie zur größten Gefahr deines Lebens.

Hermann Bezzel – Verwandlung durch Gehorsam

Wenn wir im Gehorsam hingehen, ängstlich und doch froh, zögernd und doch reich, fragend und doch der Antwort gewiß, dann wandelt sich im Gehen unseres Fußes und im Warten unserer Seele die bitterste Not in Freudenwein und der schwerste Tag in eine Stunde des Frohlockens.

Auf dem Wege des Lassens gewinnt man — im Ernst des Leidens erhält man — und je ärmer ein Christ für Christus wird, desto reicher wird er in Gott.

Das ist es, was ich als größte Christenpflicht erachte, daß, wenn ein Engel vom Himmel herabkäme und mich einen andern Weg gehen hieße als den der Ordnung, ich ihn verschmähte und sagte: allein auf dem Weg der Ordnung wird man selig. Was Gottes Wort gegen sich hat, ist unsittlich, und wenn es die höchste Leistung wäre.

Hermann Bezzel – Worum soll man beten?

Bittet Gott um ein schweigsames Herz, in das ihr eure Sorge begrabt, und aus dem ihr euer Gebet vor ihn bringt!

Nicht Gaben, nicht Kräfte, nicht Gnaden, nicht Schätze schenke dieser Gemeinde, sondern eine Liebe, die sich in deine Schranken fügt, und einen Gehorsam, der sich überwindet! Dann wird es einst heißen: Ihr habt mich geliebt; denn ihr seid bei mir beharret. Und wir werden sagen : Deine Gebote sind nicht schwer gewesen dem, der dich liebte.

Im Gehorsam zeigt die Liebe ihre große, im Verzicht ihre höchste Kraft.

Wer etwas Kirchengeschichte erlebt hat, der soll nicht eine Einigung, die von Menschen ausgeht, ersehnen. Wir haben diese Einigung in Deutschland vielmals gewollt, und ich habe den guten, treuen Willen immer dankbar geehrt, aber so gewiß der Mensch nicht scheiden soll, was Gott zusammengefügt hat, so gewiß soll er nicht zusammenfügen, was Gott schied.

Hermann Bezzel – Läuterung

Wer sich IHM ganz erschließt, ihm auf Gnade und Ungnade sich ergibt, weil er selber weiß, wie schlecht er ist, dem tut Jesus die Liebe an und brennt alles weg. Es ist große Liebe, daß wir im Laufe der Jahre uns nicht mehr mit dem Unreinen fortquälen sollen; es ist ewiges Erbarmen, daß er wegbrennt, was uns ins ewige Feuer senken müßte. Laß ihn machen, ob auch die Flamme empfindlich brennt; es ist nicht die Flamme seines Zornes, sondern das Feuer heiliger Liebe. Es ist nicht das Messer des Anfängers, das dein Leben treffen könnte, sondern es ist die geübte Hand des treu geliebten Meisters, der keinen Zoll weiter schneidet, als dir ewig nützt.. Laßt uns im kind= liehen Vertrauen uns ihm ergeben ohne alle vorbehaltliche Bitte und sprechen: Brich entzwei, schneide ein, läutere, tue, was dir gefällt, und lasse mich doch in allem deine Liebe spüren! — Dir gebe ich mein Herz, Mut und Sinn und alle Kräfte zum Opfer. Was du brauchen kannst, ist dein; was mein war, verbrenne; aber laß mich vor dir bleiben in Ewigkeit!

Wer in der Fülle seiner Kraft gedemütigt wird, den macht ER groß.

Hermann Bezzel – Tägliche Reformation

Darauf kommt es an, daß wir die tägliche Reformation in uns vornehmen, im Denken, Dichten und Tun, daß wir den Grund der Lehre nicht vergessen und uns ängstlich halten an das geordnete Amt.

Nicht vergebens, o Herr, sondern vergeben! Nimm mir alles; aber laß mir dich! Mache mich so arm, daß ich nichts mehr von mir weiß und halte, und so reich, daß ich alles in dir habe! Und dann stelle mich noch irgendwo hin, daß ich leuchte und deine Ehre verkünde! Nicht vergebens; aber vergeben! Denn wo Vergebung der Sünden ist, da ist auch Leben und Seligkeit. Amen.