Martin Boos – Gottes Gnade

Wenn Gott dem Hoffärtigen immer Gnade um Gnade gäbe, so wäre er gleich einem Wirte, der einem ohnehin schon Betrunkenen ein Maß Wein um das andere einschenkte. Aber Gott ist kein Wirt, er nimmt dem Hoffärtigen die alten Gaben ab, wenn er damit prahlt, und gibt ihm keine neuen.

Martin Boos – Brief an einen Freund (12. Oktober 1804)

Du fragst mich, wer mich bekehrt habe. Eine wunderliche Frage. Mich hat Christus zum Glauben erweckt. Meine Geschichte heißt kurz so: Ich habe von klein auf mein Sündenelend erkannt und gefühlt. Viele Jahre lang habe ich um Licht und Ruhe und Kraft und Erlösung geweint und gebetet. Dort, anno 1790, kamen Licht und Ruhe und Friede, lebendiger Glaube, Hoffnung, Liebe. Selbst elektrisiert, elektrisierte ich auch andere. Ich kann unmöglich glauben, daß dies ein Blendwerk des Teufels oder der Phantasie sei. Ich muß glauben, daß Gott mein jahrelanges Beten, Weinen, Seufzen, Betrachten, Suchen, Anklopfen erhört hat. Denn wir haben keinen toten, hölzernen, sondern einen lebendigen Gott.