Kantz, Caspar – Aufforderung zur Liebe gegen Kranke und Sterbende

Dieweil wir alle ain laib sind in Christo vnnd ainer deß anndern glid ist: die glider aber sorgen für ain ander: Also/ wann ains leydet/ das die anndern alle auch mit im leidenn: Vnnd so ain Glid wirt herrlich gehalten, die anndern sich mit jm frewen: Sollen wir vnns frewen mit den frölichen/ vnnd wainen mit den wainenden/ wie auch Jesus Syrach schreibt/ am Sibenden Capitel. Laß die wainenden nit one trost/ Sonnder traure mit den traurigenn. Beschwere dich nit Die krancken zu besuchen. Vnnd beweise auch an den Todten dein wolthat/ So wirdst du geliebt werdenn. Dann dis erfordert die rechte lieb/ das wir in aller not ain ander raten vnd helffen/ nach allem vermügenn. So aber die letste not (wann der Mennsch mit dem Todt vbereylet wirdt) die grössest ist/ Soll ain yegklicher seinem nechsten zuspringen/ vnnd nach dem er gnad von Gott empfangen hat/ jn ermanen/ trösten/ vnd Gott für jn pittenn wie in diesem Büchlin/ für die ainfeltigenn/ ain Form gestellt ist. Doch soll niemand an dise weiß gebunden sein/ Sonnder ain yeder wie jm Got wirdt offenbaren/ seinem nächsten berait sein zu dienenn: Wir sollenn aber wissenn/ Das vnnser zu thun nichts helffenn wird/ Wa Gott sein genad nit darzu gibt. Dann weder der da pflanntzet/ Noch der da begeüßt/ ist etwas/ Sonder Gott/ der das gedeyenn gibt. Darumb sollenn wir in Gottes forcht/ vnd starckem Glauben/ mit vnnserm nechsten handelnn vnd Gott pitten/ das er vnsern Dienst fruchtbar mache. Dem sey eer vnnd preiß/ in ewigkayt/ Amen.