Philipp Melanchthon – Aus einer Rede aus dem Jahr 1548

Menschliche Wachsamkeit und menschliche Weisheit ist unsern Gefahren und Kämpfen nicht gewachsen. Denn einesteils fällt der Geist von Natur leicht in Erschlaffung, und die Teufel stellen den Lehrenden und Lernenden vielfältig nach. In der Kirche jedoch läßt der Sohn Gottes das Licht der Wahrheit nicht gänzlich verlöschen, wie er denn auch fleht: Heilige sie in der Wahrheit, dein Wort ist die Wahrheit! Es wird aber dieses letzte und wahnwitzige Zeitalter der Welt um so mehr Irrtum haben, weil die Zerfleischung der Kirchen wie der Staaten allmählich steigen werden. Zugleich wird Haß und Feindseligkeit zunehmen, und der Wahnsinn ehrgeiziger Köpfe wird die Unterredungen und Beratschlagungen der Vernünftigen verhindern. Darum wollen wir unsere Gefahren erkennen, und den Sohn Gottes, unseren Herrn Jesus Christus, unablässig anflehen, uns zu leiten und stark zu machen, damit wir nicht von ihm weichen.

Melanchthon über die Amtsenthebung von Bischöfen

 

Dieses ist gegründet, gewiß und offenbar: so ein regierender Bischof in einem Artikel oder mehrern das Evangelium verfolgt, so ist das Kapitel samt dem Patron, oder, so Mangel am Kapitel, der Patron sampt den Ständen schuldig, den selbigen Verfolger, so sich nicht bessert, zu entsetzen, unangesehen, daß die STänd als Unterthan dem Bischof Pflicht gethan. Denn dieses ist Gottes Befehl und Gebot, dagegen keine Pflicht bindet, daß man abgöttische Lehrer fliehen, und daß die Kirche die selbigen entsetzen soll, wie Paulus klar spricht: So jemand ein ander Evangelium prediget, der sey verbannt. Item: Wer nicht verläßt Vater oder Mutter etc. Und dieses vermögen auch die alten Canones und der alten Kirchen Gewohnheit, darin es also gehalten, daß die Kirchen selb die ketzerischen Bischoff entsetzet, als zu Antiochia Paulus Samosatenus entsetzet worden. Wir sind auch derhalben sischerer, daß wir uns von ihnen thun, daß wir gewiß sind, daß der Pfaffen Will, Meinung, Anschläge und Practiken alle fürnehmlich zu Unterdrückung der Wahrheit gerichtet ist, und nicht zu rechter Kirchen Regierung. Darum gebühret den Patronen und den Kirchen zu gedenken, wie ihr ungöttlich Wesen zu wehren. Item, wie droben gesagt, hiemit wird dem Kapitel der gebührliche Gehorsam nicht entzogen, dieweil Erhaltung dieser Kirchen und Besserung, und nicht Verminderung gesucht wird, wie auch solchs die ernste und gründliche Meinung seyn soll, und anders nicht, und der Stände Wille also stehet, daß sie einem christlichen Bischof und Kapitel, das die Kirchen-Regierung recht und treulich erhält, allen billigen Gehorsam erzeigen wollen.

Bretschneider, Carolus Gottlieb
Corpus Reformatorum
Volumen IV.
Halis Saxonum
C. A. Schwetschke und Sohn
1837

Melanchthon – Bibelinschrift

Bibelinschrift 1542

Hic est filius meus dilectus, hunc audile

Dieses sollen alle Menschen vor allen Dingen betrachten, daß Gott nicht allein uns erschaffen, sondern über das sich selbst mit klarem gewissen Zeugniß Mirakeln und Wort geoffenbaret hat vom Anfang der Schöpfung an für und für durch die Väter, Propheten, seinen Sohn und durch die Apostel. Denn er will ein ewiges Volk und Kirche im menschlichen Geschlecht haben, das ihn erkenne, preise und ehre mit Gehorsam und Anrufen, und hat diese seine Offenbarung und Wort in gewisse Schrift fassen lassen. Dadurch will er erkannt werden, und nicht durch andere Lehre von Menschen erdichtet. Er hat auch zugesagt, daß allein diese sein Volk seyn sollen, welche sein Wort, in dieser Schrift und Zeugniß Christi verfasset, annehmen und glauben, und diese sollen gewißlich glauben, daß sie Gott auch annehmen und erhören will, wie Joh. 15. geschrieben stehet: So ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, was ihr wollet, das bittet, das wird euch geben werden.

Philippus Melanchthon.

Bretschneider, Carolus Gottlieb
Corpus Reformatorum
Volumen IV.
Halis Saxonum
C. A. Schwetschke und Sohn
1837

Melanchton über Luther

„Er war von Natur von wenigem Essen und Trinken, daß ich mich sein oft verwundert habe, dieweil er doch nicht klein und schwach vom Leibe war. Ich habe gesehen, daß er zu Zeiten in vier ganzen Tagen, wenn er schon gesund war, nichts gegessen und getrunken hat. So habe ich auch sonst oft gesehen, daß er täglich nur mit wenig Brot und einem Hering begnügt gewesen, und das zu Zeiten viel Tage lang.“