Nikolaus von Zinzendorf – Menschen bekehren

Ich kann mich nicht genug wundern über die Blindheit und Unwissenheit der Leute, die mit dem göttlichen Worte umgehen, und die Menschen bekehren sollen, Juden oder Heiden, oder die ungeratenen Christianer, die so blind sind, als die Juden und Heiden, dass sie denken, wenn sie den Katechismus auswendig lernen lassen, oder wenn’s hoch kommt, ihnen allerlei ausgedachte Beweise vormachen, und ihnen dadurch die Wahrheiten in ihren Verstand eintrichtern, das sei das beste Mittel zu ihrer Bekehrung, und das ist doch so ein verkehrter Weg, als ob man mit aufgezogenem Segel gegen Wind und Strom angehen wollte.
Denn dasselbe Wissen der göttlichen Dinge, das man für Glauben hält, bläht auf, da kommt nichts heraus, und wenn man das Alles zusammen hat, sagt Paulus, und hat die Liebe nicht dazu, und wenn man auch andern davon predigen kann, so ist das nichts anders, als wenn eine Glocke in die Kirche läutet. So wenig die davon hat, so wenig der’s was hilft, dass sie da hängt und klingt, eben so wenig hilfts einem Lehrer zu seiner eigenen Seligkeit, dass er die stärksten Beweise macht.

Nikolaus von Zinzendorf – Bekehrung

Mir ist nichts respektablers, als ein Sünder, der nach der ersten Presse Lust bekommt im Herzen, und sich gegen den Heiland in Worten oder Tränen äußern kann. Denn wenn man als ein Sünder dem Heiland am Halse liegt, da fühlt man nichts als Liebe, Gnade, Heiligkeit, Erlösung; und das ist ein solch sakramentlicher Moment, da sich die Sünde so wenig melden darf, als ein Kreditor in London am Sonntag. Bei seiner Absolution erhält man Geschmack und Gefühl von der Heiligkeit, die Er uns erworben hat, da fühlt man sich heilig an Leib und Geist und Seele.

Remmer Janssen – Aus einer Predigt über die Bekehrung des Paulus

Nichts liegt unserem Sünderheiland mehr am Herzen als die Bekehrung des Sünders. Das können wir sehen auf Golgatha, wo er für alle unbekehrten Sünder sein Blut vergoß, wo er am Kreuz noch einen Sünder bekehrte. Wie dem Sünderheiland sollte auch jedem bekehrten Sünder die Bekehrung des Sünders am Herzen liegen. Sagt, ihr bekehrten Sünder, liegt euch die Bekehrung des Sünders am Herzen?

Martin Boos – Brief an einen Freund (12. Oktober 1804)

Du fragst mich, wer mich bekehrt habe. Eine wunderliche Frage. Mich hat Christus zum Glauben erweckt. Meine Geschichte heißt kurz so: Ich habe von klein auf mein Sündenelend erkannt und gefühlt. Viele Jahre lang habe ich um Licht und Ruhe und Kraft und Erlösung geweint und gebetet. Dort, anno 1790, kamen Licht und Ruhe und Friede, lebendiger Glaube, Hoffnung, Liebe. Selbst elektrisiert, elektrisierte ich auch andere. Ich kann unmöglich glauben, daß dies ein Blendwerk des Teufels oder der Phantasie sei. Ich muß glauben, daß Gott mein jahrelanges Beten, Weinen, Seufzen, Betrachten, Suchen, Anklopfen erhört hat. Denn wir haben keinen toten, hölzernen, sondern einen lebendigen Gott.

Aloys Henhöfer – Über seine Bekehrung

Mein Gebet und Seufzen wurde erhört. Viel, viel hat Gottes Gnade um diese Zeit im Stillen getan an meinem Herzen. Gottes Wort wurde mir lebendig wie ein zweischneidig Schwert, das Mark und Bein durchdrang. Ein neuer Eifer, ganz anders zu werden, belebte mein Inneres. Von dieser Zeit an wurde mir die Heilige Schrift meine tägliche Lektüre, ich lernte viel auswendig und verglich immer gelehrter und frommer Männer Auslegung und Erklärung.

Geiler von Kaysersberg – Bekehrung

Du sprichst: Ich will nur noch eine Weile sündigen, ich kann mich später noch zu Gott kehren, ich habe meinen freien Willen. Aber ach, wie falsch ist diese Hoffnung! Solche Vermessenheit besitzt der Fisch, der in die Reuse fließt, wenn er will, aber nicht wieder herausschwimmen kann, wie er will; eine solche Vermessenheit besitzt der Wolf, der in die Grube fällt, wenn er will, aber nicht wieder emporsteigen kann, wie er will. So hast auch du wohl die Macht, in die Tiefe der Sünde zu versinken, aber du hast nicht die Macht, aus dem Abgrunde derselben dich wieder zu erheben.

Bernhard von Clairvaux – Bekehrung von ganzem Herzen

Achte sorgfältig darauf, was du liebst, was du fürchtest, worüber du dich freust oder betrübst, und du wirst unter der äußeren religiösen Haltung einen weltlichen Geist, unter dem Lumpengewand der Bekehrung ein verkehrtes Herz finden. Das ganze Herz nämlich liegt in folgenden vier Neigungen und Gesinnungen, – und, ich meine, von ihnen aus ist es abzunehmen, was es besagen will: du sollst dich von ganzem Herzen zu Gott bekehren! Deine Liebe zuvörderst soll sich bekehren, so daß du durchaus nichts als ihn oder doch sicherlich nur als um seinetwillen liebst. Auch deine Furcht soll sich zu ihm bekehren, weil jede Furcht verkehrt ist, nach welcher du etwas außer ihm oder nicht um seinetwillen fürchtest. So soll sich auch deine Freude und deine Trauer gleichermaßen zu ihm bekehren. Das aber wird nur so geschehen, daß du bloß hinter ihm her trauerst und dich freust. Denn gibt es etwas Verkehrteres als sich zu freuen, wenn du etwas schlecht gemacht hast, oder über schlechte Dinge aufzujauchzen? Auch diejenige Traurigkeit, welche nach und aus dem Fleische ist, bringt den Tod. Wenn du aber über deine oder deines Nächsten Sünde trauerst, so tust du wohl, und diese Traurigkeit ist zum Heil. Wenn du deine Freude an den Gaben der Gnade hast, so ist das eine heilige und sichere Freude im Heiligen Geist. Du sollst auch in der Liebe zu Christo dich mit den Brüdern über Freudiges freuen, und über Trauriges mit ihnen trauern, wie geschrieben steht: „Freuet euch mit den Fröhlichen und weinet mit den Weinenden!“ (Röm. 12, 15.) Bei alledem ist selbst die leibliche Bekehrung nicht gering zu schätzen, vielmehr ist sie als eine nicht geringe Hilfe für die geistliche anzusehen. Daher fügt der Herr zu seiner Rede: „Von ganzem Herzen“ noch hinzu: „mit Fasten“, was doch Sache des Leibes ist. Doch will ich dabei uns daran erinnert haben, daß jenes Fasten nicht bloß in Bezug auf die Speisen, sondern auch auf alle Lockungen des Fleisches und das ganze Begehren des Leibes zu beobachten ist; ja es gilt sogar bei weitem mehr der Sünden als der Speisen sich zu enthalten.