Martin Luther – Bibelinschrift

Forschet ynn der schrifft Denn yhr haltet, das yhr das ewige Leben drinnen habt. Vnd sie ists, die von mir zeuget.

Die Juden hatten darin recht, das sie ynn der schrifft das ewige leben Zu haben meineten, denn dasselbige ist war, Es ist das wort des Lebens. Aber, das Christus solts sein solche lebe vnd die schrifft von yhm Zuuerstehen sey das wolten sie nicht, vnd wollens noch heutiges tages nicht. Suchen ein anders Drinnen, das sie sol lebendig vnd selig machen, Da wird nicht aus Es Heißt Sie ists die von, MIR, zeuget Ich bin dasselbige ewige leben das man ynn der schrifft hat vnd findet Außr mir findet man das leben nicht drinnen sondern den ewigen tod.

1545

Martinus Luther D.

Gerard van Zütphen: Bibellese

Suche in den heiligen Schriften lieber solches fleißig zu lesen, was deinen innern Menschen antreibt, in der Tugend immer weiter zu kommen, als die schwereren Stellen, die nur den Verstand üben, und über welches sich viel disputiren läßt … Solche Bücher sollst du vorzüglich auswählen, welche entweder dir sittliche Anweisungen geben, das Laster zu fliehen und die Tugend zu üben, oder die in dir den Geist der Andacht stärken, die Liebe zu Christus und zu höheren dingen beleben… So wie dein Schriftforschen ist, so werden deine Gedanken, deine Empfindungen, deine Begierden seyn. Vor allem bedarf die Seele des Menschen der Erhohlung, die ihm das fleißige Lesen der heiligen Schriften gewährt, damit er unter seinen Geschäften sich deren Aussprüche erinnern kann… Und damit du dir den Nutzen aus dem Lesen desto gewisser zu eigen machst: so wähle dir aus dem Gelesenen immer etwas bestimmtes, was dich näher angeht; und daran erinnere dich oft, damit es dir Antrieb zur Tugend werde…

Hugo von St. Victor: Bibellese

Das Lesen (der heiligen Schrift) dient zum Beten und zum Arbeiten; es giebt die Weisung, wie man ein beschauliches, wie man ein thätiges Leben führen soll.
(Super Regul. D. Augustini c. 9.)

Aber vergeblich wirst du lesen, wenn du nicht mit Lust und Liebe liest.
lib. 4. de anima cap. 9.

Das Lesen darf dir nicht zum Ekel werden, sondern zur Freude.
lib. 5. didasc. cap. 7

Die heilige Schrift ist wie ein öffentlicher Lehrer, der immer unter dem Volke seyn soll; sowohl wegen des Ansehens, wenn er befiehlt, als wegen des guten Beispiels für den Umgang.
lib. 1. Miscellan. cod. I. tit. 75.

Die heilige Schrift wird in einigen Stellen, wie hartes Brod, schwer verdauet, in andern so leicht wie Wein genossen; aber in allen Stellen kann sie doch dem Leser heilsame Arzney für seine Seele geben.
lib. 1. Miscellan. cod. 2. tit. 56.

Hugo von St. Victor: Bibellese

Zwiefach ist der Nutzen des Bibellesens: es erleuchtet mit Kenntnissen den Verstand und befördert gute Sitten; es lehrt, was zu wissen ergözt, und was zu befolgen heilsam ist… Die ganze heilige Schrift zielt dahin… Sehr nützlich ist das Lesen der heiligen Schrift; denn dadurch lernt man, was zu fliehen, was zu thun ist, wohin wir zielen müssen.
(In praenuntiationibus elucid. de Script. cap. 13.)

Macarius: Bibellese

Lies fleißig, betrachte und lerne mehreres aus dem Evangelium und andern Büchern der heiligen Schriften auswendig; welche Gedanken dich dann auch überfallen; so sieh dich hienieden nicht um, hebe höher deinen Blick und sogleich wird dir Hülfe vom Herrn werden!
(Apophthegm. ex Cotelerio Monumen. eccles. gr. Tom. I.)

Macarius: Bibellese

Bei welchen das göttliche Gesetz tiefen Eindruck im Herzen gemacht hat, deren Verstand ist erleuchtet, und dann, von beständiger Sehnsucht nach unsichtbaren Gütern ergriffen, können sie mit unüberwindlicher Kraft der Versuchung zum Bösen Widerstand leisten: wer aber mit dem Worte Gottes nicht gerüstet und in den heiligen Schriften nicht erfahren ist, der wähnt mit eitlem Stolze, aus eigener Kraft der Versuchung zur Sünde widerstehen zu können.
(Homil. 25)

Macarius: Nutzen der Bibellese

Wie, wenn ein König durch einen Befehl allen, welchen er Freiheitsbriefe und Gnade ertheilen will, dieses bekannt machen läßt: Eilet, zu mir zu kommen und Gnade zu empfangen! Falls sie aber nicht kommen und nicht Theil nehmen wollen an der Gnade; so nützt es ihnen nichts, den Befehl zu lesen, vielmehr machen sie sich der Strafe des Todes schuldig, indem sie sich weigern zu kommen, und sich von der Hand des Königs begnadigen zu lassen: auf gleiche Weise sind die heiligen Schriften, wie Briefe von Gott an die Menschen erlassen, worinn er ihnen befiehlt, daß seine Verehrer, die im Vertrauen ihn bitten, himmlische Wohlthat erhalten sollen von seinem göttlichen Wesen … Wenn nun der Mensch nicht kommt, nicht bittet, nicht annimmt; so wird das Lesen der heiligen Schriften ihm keinen Nutzen gewähren; vielmehr macht er sich dadurch sträflich; weil er die Wohlthat des Lebens, ohne die es unmöglich ist, des unsterblichen Lebens theilhaftig zu werden, von dem König dort oben nicht annehmen will.
(Homil. 39.)