Hus, Jan – Buße

Drei Stücke der Buße: Zerknirschung, Beichte und Genugtuung. Auf der Kontrition als dem Schmerz über die Sünden, als dem Vertrauen auf die Barmherzigkeit und Gnade Gottes, als dem Willen, fürder nicht mehr zu sündigen, liegt alles Gewicht … Es lehren die Heiligen der Kirche Gottes, daß, obgleich den Menschen oft vor der Beichte die Sünden nachgelassen werden, der Sünder doch aus Demut zu einem erfahrenen Priester gehen und ihm seine Sünden beichten solle, damit er von ihm eine heilsame Belehrung und Buße sich erbitte, sich im Guten halte und nicht wieder in seine Sünden verfalle; … man sollte wenigstens Gott seine Sünden beichten…. Außer der Kontrition (Zerknirschung, Reue) und Konfession (Beichte) wird nach der Qualität und Quantität der Schuld die Qualität und Quantität der Strafe und die Frucht des guten Werkes erfordert … Und so vergibt zuerst Gott nach seiner höchsten Macht und Gewalt … zu allerletzt vergeben die Priester die Sünden, indem sie nach der ihnen gegebenen Macht richten und verkünden, wem Gott die Sünden erlasse; es ist ketzerisch zu sagen: Gott könne dem Menschen, wie bußfertig er auch sei, die Sünden nicht vergeben, wenn sie nicht früher der Priester vergebe.

O ihr Bösewichter, die ihr da glaubet, man könne mit Gott wie mit einer Schenkwirtin umgehen, bei der man auf Rechnung säuft, und die man bezahlt, um aufs neue zu saufen. Auch soll jeder wissen, daß das gleichviel ist, wenn man zuvor einem Priester seine Sünden beichtet, und einige Vater unser dafür als Buße betet, und wieder aufs Frische sündigt. Es täusche sich niemand, seine alten Sünden sind ihm hängen geblieben. Denn Gott erläßt sonst keine Sünde, es sei denn, daß der Sünder den aufrichtigen Vorsatz habe, nicht mehr zu sündigen, ja lieber sterben zu wollen, als in eine Todsünde zu willigen. Und er muß ferner eine so innige Reue über seine Sünden empfinden, daß er sie mehr bereut, als wenn er sein ganzes Gut und all seine Freunde verloren hätte.

Bernhard von Clairvaux – Buße

Was zögern die Menschen in ihrem Leben mit der Buße, und verschieben das Bekenntniß der Sünde bis an’s Ende? Wenn ich mich recht erinnere, so findet man in der ganzen heiligen Schrift bloß ein einziges Beispiel so später Errettung, den Schacher am Kreuze. Baue daher nicht auf eine so gefahrvolle Aussicht! Zwar wehet der Geist nicht bloß, wo er will, sondern auch wann er will, und keineswegs ist es ihm schwer, dem Einen im Augenblicke eine so vollkommene bußfertige Gesinnung einzuflößen, wie sie Andere kaum nach langer Zeit gewinnen; aber wer giebt dir die Bürgschaft, daß er dir, da du ihn jetzt so schnöde zurückstoßest, am Ende zu Hülfe kommen werde? Gnädig zwar ist der Geist der Weisheit, den Lästerer jedoch wird er nicht ungestraft lassen. Ein Lästerer aber ist, wer auf Hoffnung sündigt.

Godet, Frederic – Es ist mir sehr klar geworden

Es ist mir sehr klar geworden, dass der seligmachende Glaube ein fortgesetzter, lebendiger Austausch ist zwischen uns und unserm Herrn Jesus Christus. Wir geben ihm unsere Sünden, er gibt uns seine Gerechtigkeit. Im ersten Akt machen wir sein, was unser ist: die Sünde. Im zweiten Akt machen wir unser, was sein ist: seine Gerechtigkeit. Wunderbarer, geheimnisvoller Akt, der sich in der Tiefe der durch die Busse zubereiteten Seele vollzieht. Aus diesem stets erneuerten Austausch entspringt wie aus einer sprudelnden Quelle der ganze Strom christlichen Lebens.