Samuel Hebich – Über gute Vorsätze

„Das ist lauter dummes Zeug. Ich gebe gar nichts um deine guten Vorsätze, damit kommst du nicht vorwärts, sondern rückwärts. Lasse dich vom Heiland ganz vernichten und zermalmen, gib dein eigenes „Ich,“ dieses verwünschte „Ich“ willig auf und lege dich ganz willenlos dem Heiland hin, dass Er mit dir und an dir tun kann, was Ihm wohlgefällt.“

Philipp Matthäus Hahn – Hören und Tun

Hören und Tun

Die ersten Regungen des ewigen Lebens empfangen wir durchs Gehör oder durchs Lesen, durchs Betrachten und Nachdenken der geoffenbarten Liebe Gottes; durchs Tun aber wird das ewige Leben in unserm Fleisch erst lebend gemacht.

Die ersten Strahlen der Gnade sind vergänglich und vorübergehend, wenn man sie nicht durch Treue und Verleugnung der Trägheit seines Fleisches in das Tun einführt. Der Tod ist eine Trennung des Fleischeswillens von dem Geisteswillen, da das Fleisch dem Geist nicht untertan sein will; das ewige Leben ist aber das Gegenteil, wenn nämlich der äußerliche Mensch mit seinen Gliedern, Kräften und Willen dem Geisteswillen untertan wird. Durch oft wiederholtes Tun müssen wir das Tun lernen und anfangs uns oft zwingen, bis uns zur Natur und Gewohnheit werde, nach dem Bilde Gottes zu wandeln und an dem Nächsten in allen Umständen seinem Bedürfnis nach zu handeln wie der Samariter. Da ist das ewige Leben alsdann herrschend in uns. Der Same Gottes, der neue Mensch, aus Gott geboren, hat einen unverweslichen Leib und Bestandwesen aus den unser Fleisch durchscheinenden Lichtskräften Gottes erlangt, so dass den aus dem göttlichen Samen des Wortes mitten im Fleisch aufgewachsenen neuen Menschen kein Tod töten und keine Hölle auflösen kann.

Butzer, Martin – Nachfolge

Der Schuhmacher und Schneider soll auch in seinem Schuh- und Kleidermachen auf Heiligung des göttlichen Namens und Förderung des Reiches Christi sehen.

Das ist der beste und vollkommenste Stand auf Erden und seligest, in dem einer seinem Nächsten zum nützlichsten und fürderlichsten dienen mag.

Die Oberen, die vor und über allen anderen Menschen sind, sollen das Werk Gottes und Christi immer suchen, und seligmachen was verloren ist, auch vor allen anderen beweisen und üben.

Es prangen die wahren Heiligen nicht mit ihrer Heiligkeit, sondern je mehr sie deren haben, je mehr sie sich ihres Mangels beklagen.

Butzer, Martin – Grundsätze der Christen

Ein Christ hat nur zwei oberste Grundsätze, nach denen alles sein Tun und Lassen sich richtet: die Ehre Gottes und die Liebe des Nächsten. Beides zu erfüllen hat er nur eine Lehrerin und Regel: die heilige Schrift in ihren klaren Aussprüchen, welche den Willen Gottes verkündigen, und denen alle anderen Satzungen menschlicher Autorität, menschlichen Gebrauchs und Herkommens unbedingt unterworfen sind. Was ihnen zuwider ist, muss weichen und fallen.

Curt von Knobelsdorff – Dienstvorschrift

Jeder Soldat hat seine Dienstvorschrift, vom höchsten Offizier bis zum jüngsten Rekruten. Unsere Dienstvorschrift ist die Bibel. Hiernach haben wir uns zu richten. Wenn wir uns Christen nennen, so sind wir auch verpflichtet, Christi Befehle auszuführen. Wenn wir Gott unsern Vater nennen, sind wir ihm Gehorsam schuldig. Wir müssen in dem Instruktionsbuch unserer Bibel gut Bescheid wissen und uns in allen Fällen danach richten.

Jakob Vetter – Nachfolge

Wir brauchen Männer, die keine süßlichen Reden führen und keine schönen Worte drechseln. Wir brauchen Kriegsleute, die scharf zielen und den Pfeil wacker losschnellen lassen, die mit tödlichem Geschoß Herz und Gewissen der Sünder durchbohren, die geheimen Begierden und offenen Sünden bloßlegen, die nicht beim Allgemeinen stehenbleiben, sondern das Besondere nennen und strafen. Kurz – wir brauchen gefährliche Männer im besten Sinne des Wortes, die einem die Pistole auf die Brust und das Messer an die Kehle setzen. Schmeichelei sollte man um keinen Preis auf den Kanzeln dulden. Schmeichler sind noch nie Botschafter an Christi Statt gewesen. Sie besorgen ja die Arbeit der Hölle. Rechte Evangelisten, die scharf schießen, legitimiert auch Gott, daß sie, auf die Frucht ihrer Arbeit schauend, auf eine Schar von Menschen zeigen und sagen können: „Hier ist das Siegel unserer Berufung und Erwählung.“.

Tommy Fallot – Wofür leben wir?

Am Anfang meines Lebens stellte ich mir vor, unser Ideal bestehe darin, viel zu tun. Als Pfarrer und als Vertreter und Anwalt des Volkes habe ich mit Leidenschaft in dieser Richtung gewirkt, bis ich plötzlich begriff, daß die Hauptsache nicht darin besteht, viel zu tun, sondern durch die Kraft Gottes sich bilden zu lassen. Seit ich mich so betrachte, gewinne ich von mir den Eindruck, als habe ich mein Werk verfehlt; von daher rührt ohne Zweifel mein tiefstes Leiden. Mein Ehrgeiz besteht darum einzig darin, vor meinem Heimgang selbst ein Werk Gottes zu werden. Ich fühle, daß es dazu eine vorbehaltlose Unterordnung und eine noch viel umfassendere Gewißheit der Vergebung Gottes braucht.

Franz Härter – Vom Leben im Glauben

Der Herr hat einen Mut und eine Freudigkeit in mich gelegt, von denen ich vorher nicht wußte, ja die ich nicht einmal für möglich hielt; aber er hat die Kraft des weltüberwindenden Glaubens in mir geweckt durch sein Wort. Ich war von Natur einer der schüchternsten Menschen, zitternd, wenn ich einen Unbekannten sprechen sollte, und stets ängstlich in mich selber zusammengezogen; von der Zeit an, wo ich meinen Heiland kennenlernte, ging mit meinem Wesen eine große Änderung vor. Dabei muß ich ausdrücklich bemerken, daß ich das Bewußtsein meiner eigenen Ohnmacht nie verlor, bei aller Stärkung, die mir gegeben wurde; ich war in meinen Augen nichts anderes als ein Elender, der, wenn ihn die Gnade verließ, sogleich in nichts zusammensänke.

Kohlbrügge Hermann Friedrich – Schule der Selbsterkenntnis

Wann werden wir endlich völligen Bankrott machen und Konkurs anmelden? Es gibt doch kein fröhlicheres Leben, als wenn man aufgenommen worden ist in Gottes großes Armenhaus und nichts, nichts, gar nichts mehr zu leisten braucht, sondern alles ohne Geld und – damit man nicht meine, man könne es mit seiner Dankbarkeit gutmachen – umsonst, ganz umsonst hat und so sich’s gut sein läßt an eines anderen Gut!

Gott spricht: ,Welchem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig.‘ 0, das ist doch wahrhaftig ein Wort, so reich an Trost wie kein anderes! Er nimmt mir meine Schulden und schenkt mir Reichtümer. Er nimmt mir meine Lappen und Lumpen und kleidet mich wie ein Königskind. Er nimmt mir meine Krücken und verwendet sie als Brennholz, um mir eine köstliche Speise zu kochen. Wenn ich ganz und gar aussätzig bin, dann bin ich rein; und wenn ich schwarz bin, dann nennt er mich ,lieblich‘. Und wenn ich zu schwach bin, um auch nur eine Feder von meinem Munde wegzublasen, dann bin ich ein allmächtiger Mann. Wenn ich am Boden dahinkrieche, dann schwebe ich über den Bergen Jerusalems. Wenn ich mich selbst verdamme, dann preist er mich selig. Und wenn ich nur noch Haut und Knochen bin, gerade dann werde ich nicht zu leicht befunden auf seiner Waage. Das geht wohl alles kreuz und quer gegen unsere Gedanken und Erwägungen, aber gerade so geht es gut! Es gibt keinen andern Weg der Gnade nach Jerusalem, und ich begehre auch keines andern. Es ist eine große Gnade, wenn Gott uns mit unserer Heiligkeit und Frömmigkeit in den Dreck stößt und ins Feuer wirft, und das tut er mit einem jeglichen unter uns, sofern wir in Gnaden sind. Ein Mal über das andere und immer wieder tut er das. Und so empfinden wir es erst recht und bekennen, daß wir uns selbst ungnädig sind, wenn wir es in unserer Frömmigkeit suchen und in einer Heiligmachung, die halb von Christus und halb aus uns selbst kommt, und daß er allein gnädig ist, welchem er gnädig ist, und zwar darin und damit, daß er alle unsre schönen Kartenhäuschen einfach über den Haufen bläst und ohne Aufhören abbricht, was wir bauen.

Manchmal meinen wir, wir wüßten in diesen Dingen Bescheid, und kommen dann just auf einen Weg, auf dem es uns plötzlich so vorkommt, als verstünden wir noch gar nichts. Das ist uns sehr heilsam!

Kierkegaard, Sören Aabye – Gibt es eine absolute Pflicht gegen Gott?

Das Ethische ist das Allgemeine und als solches wiederum das Göttliche. Man hat deshalb recht zu sagen, daß jede Pflicht im Grunde Pflicht gegen Gott ist; aber wenn man nicht mehr sagen kann, so sagt man zugleich, daß es eine Pflicht gegen Gott eigentlich nicht gibt. Die Pflicht wird Pflicht dadurch, daß ich sie auf Gott beziehe; aber durch die Pflicht selbst trete ich in kein Verhältnis zu Gott. So ist es z. B. Pflicht, seinen Nächsten zu lieben. Es ist Pflicht dadurch, daß es auf Gott bezogen wird; aber in der Pflicht trete ich nicht in ein Verhältnis zu Gott, nur in ein Verhältnis zu dem Nächsten, den ich liebe. Sage ich also in diesem Zusammenhang, daß es meine Pflicht ist, Gott zu lieben, so ist das eigentlich nur eine Tautologie, soweit ,,Gott“ hier in einem ganz abstrakten Sinne als das „Göttliche“, d.h. das „Allgemeine“, d.h. die „Pflicht“ genommen wird. Das gesamte Dasein des Menschengeschlechts rundet sich auf diese Weise wie eine Kugel in sich selbst ab; und das Ethische ist zugleich das Begrenzende und das Ausfüllende. Gott wird zu einem unsichtbaren verschwindenden Punkt, zu einem ohnmächtigen Gedanken; seine Macht liegt nur in dem Ethischen, das das Dasein vollkommen ausfüllt.

Sofern also jemand auf den Gedanken kommen sollte, Gott auf eine andre als die hier angegebene Weise zu lieben, ist er überspannt. Er liebt ein Phantom, das ( wenn es nur soviel Kraft besäße, daß es reden könnte) zu ihm sprechen würde: „Ich begehre deiner Liebe nicht, bleibe nur da, wohin du gehörst. Sofern jemand auf den Einfall kommen sollte, Gott anders zu lieben, würde diese Liebe verdächtig werden – wie die Liebe etwa, von der Rousseau redet: die Liebe, mit der ein Mensch die Kaffern liebt, statt seinen Nächsten zu lieben.