Moody, Dwight Lyman – Die Bibel, ein modernes Buch?

Viele Menschen glauben, die Bibel habe sich überlebt, weil sie ein so altes Buch ist. Sie sagen, sie wäre für die unwissenden früheren Generationen ganz gut gewesen, da sie ja manch nettes Geschichtchen enthalte, aber für die jetzige Zeit sei sie nicht geeignet. In unserer aufgeklärten Zeit können wir sehr gut ohne dieses alte Buch fertig werden; wir seien darüber längst hinaus. Nun, Freund, ihr könntet mit demselben Rechte sagen: Die Sonne, welche schon vor Jahrtausenden geschienen, ist nun so alt geworden, daß sie sich überlebt hat. Wenn jemand ein Haus baut, braucht er kein Fenster mehr anzubringen, da wir jetzt neues und besseres Licht besitzen. Wir haben ja Gaslicht, Gasglühlicht und elektrisches Licht. Ich rate allen Leuten, die da meinen, die Bibel sei zu alt und abgenutzt, wenn sie Häuser bauen, ja keine Fenster hineinzusetzen, sondern sie mit elektrischem Licht zu erleuchten. Das wäre etwas Neues, und um das Neue sind sie ja so sehr besorgt!

Der Weg zum Glück
Ein Hausbuch für die christliche Familie
von Pfarrer Gustav Hofelich
C. Rieger’sche Verlagsanstalt. Stuttgart – München

Jean Paul – Was hast du an der Bibel?

Du hast nur soviel an der Bibel, als du aus der Bibel hast. Hast du aus der Bibel nur gute Sprüche und Lehren, dann ist sie dir auch nur ein Spruch- und Lehrbuch; hast du aber aus ihr Leben für dein Herz gewonnen und Schätze für den Himmel, dann ist dir ihr Wort offenbar geworden, dann erfreut es deine Seele, dann macht es dich klug, dann ist dir die Schrift ein Lebensbuch und ein Schatz, den du nicht missen möchtest für Gold und viel feines Gold.

Der Weg zum Glück
Ein Hausbuch für die christliche Familie
von Pfarrer Gustav Hofelich
C. Rieger’sche Verlagsanstalt. Stuttgart – München

Luther, Martin – Vielseitigkeit der Bibel

Die Heilige Schrift ist wie ein sehr großer, weiter Wald, darinnen viel und allerlei Bäume stehen, davon man mancherlei Obst und Früchte abbrechen kann. Denn man hat in der Bibel reichen Trost, Lehre, Unterricht, Vermahnung, Warnung, Drohung usw. Es ist kein Baum in diesem Walde, daran ich nicht geklopft und ein paar Äpfel oder Birnen gebrochen und abgeschüttelt habe.

Der Weg zum Glück
Ein Hausbuch für die christliche Familie
von Pfarrer Gustav Hofelich
C. Rieger’sche Verlagsanstalt. Stuttgart – München

Zwingli, Huldrych – Die Heilige Schrift, Leiterin und Richterin

Während ich Gott bat, mir in meinem Zweifel einen Ausweg zu zeigen, sagte er: Warum bedenkst du nicht, daß die Wahrheit in Ewigkeit bleibt? Dieser hange an! So ließ ich denn alles andere dahinten und kam endlich soweit, daß ich auf kein Ding und auf kein Wort so fest vertraute, wie auf das, welches aus Gottes Munde kommt. Und so oft Menschen sich selbst und Gott vergaßen und ihre Lehre für göttlich auszugeben versuchten, und ich mich fragte, ob man einen Weg finden könne, auf dem man sicher erfahre, welches das Wahre und Richtige sei, da kam mir folgendes in den Sinn: Alles wird klar sein in dem Licht, das sagt: Ich bin das Licht der Welt, das jeden Menschen erleuchtet. Und wiederum: Glaubet doch nicht jedem Geiste, sondern prüfet die Geister, ob sie aus Gott sind. Und während ich nach einem Prüfstein suchte, fand ich keinen anderen als den „Stein des Anstoßes“. Nach diesem „Stein“ fing ich an, alle Lehre zu erforschen, und wenn ich sah, daß eine Lehre die Klarheit des „Steins“ aushalten kann, nahm ich sie an, sonst verwarf ich sie. So kam es, daß ich gleich bei der ersten Berührung merkte, ob etwas zugesetzt und beigemischt sei; und dann konnte ich durch keine Gewalt, keine Drohung dazu gebracht werden, Menschlichem, so herrlich es auch erscheinen mochte, gleichen Glauben beizumessen wie dem Göttlichen. Dem Sicheren Worte Gottes müssen wir unser Herz zuwenden, die Heilige Schrift muß Leiterin und Schiedsrichterin sein.

Der Weg zum Glück
Ein Hausbuch für die christliche Familie
von Pfarrer Gustav Hofelich
C. Rieger’sche Verlagsanstalt. Stuttgart – München

Claudius, Matthias – Der tugendhafte Mensch

Man stelle einen tugendhaften Menschen und einen gewöhnlichen nebeneinander, und sehe den Unterschied. Den einen treiben und reißen seine Lüste und Begierden hin, wo er nicht hin will, um zu tun, was nicht taugt; er hat nimmer Ruhe und keinen Frieden, und ist wie die Woge des Meers, die in jedem Augenblick eine andere Gestalt hat und in allen Gestalten Wasser ist; der andere ist immer, was er sein will, immer derselbe Freud- und Friedenvolle, und sein Herz ist einem Tempel zu vergleichen, darin eine unsichtbare Gottheit wohnt, und wo die heilige Stille durch keinen Laut unterbrochen wird, als der für die Wahrheit schallt und zum Lobe Gottes.

Der Weg zum Glück
Ein Hausbuch für die christliche Familie
von Pfarrer Gustav Hofelich
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Luther, Martin – Was heißt: an Christus glauben?

An Christus glauben, heißt nicht (glauben), daß Christus eine Person ist, die Gott und Mensch ist; denn das hülfe niemand nichts; sondern daß dieselbige Person Christus sei, das ist, daß er um unsertwillen von Gott ausgegangen und in die Welt gekommen ist, und wiederum die Welt verläßt und zum Vater geht. Das bedeutet: Das ist Christus, daß er für uns Mensch geworden und gestorben, auferstanden und gen Himmel gefahren ist; von solchem Amt heißt er Jesus Christus; und solches von ihm glauben, daß wahr sei, das heißt in seinem Namen sein und bleiben.

 

Der Weg zum Glück
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Naumann, Friedrich – Des Lebens Sinn

Wie im Traum gehen wir durch den Jahrmarkt des Lebens, und plötzlich einmal kommt uns das alles wie gemalte Torheit vor, und wir fragen uns selber, das da, ist das das Leben? Wozu der kurze Flug der Mücke, wozu Erhitzung und Anstrengung? Alles vergeht. Wer keinen Gott hat, für den ist tatsächlich die Welt der Schauplatz des Unverstandes. Was in aller Welt kann den vor Verzweiflung bewahren, der des Erdendaseins Nichtigkeit erkannt und keine höhere Hoffnung hat? Weil du, o Gott, bist, hat die Welt einen zusammenhängenden Inhalt.

Der Weg zum Glück
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Luther, Martin – Warum wir an Gott glauben

Kein Mensch empfindet die Gewalt Gottes kräftiger über sich, als wenn er die Jahre seines vergangenen Lebens betrachtet. Denn hier erkennt der Mensch, wie oftmals er vieles getan und gelitten hat ohne sein Bemühen, seine Fürsorge, ja ohne und gegen seinen Wunsch, Dinge, die er, ehe sie geschahen oder noch während sie geschahen, so wenig beabsichtigte, daß er erst, wenn sie vollendet waren, verwundert ausrufen mußte: „Wohin ist mir das geraten, daran ich nicht dachte, oder wo ich an ganz anderes dachte!“ Hier erweist sich die Wahrheit des Sprichwortes: „Der Mensch denkt und Gott lenkt“, d. h. Gott macht, daß es ins Gegenteil ausschlägt, und bewirkt, daß es ganz anders kommt, als der Mensch dachte. So können wir schon an diesem einen Punkte nicht leugnen, daß unser Leben und unsere Handlungen nicht von unserer Klugheit, sondern durch Gottes wunderbare Macht, Willen und Güte gelenkt worden sind. Und hier wird erkannt, wie gar oft Gott bei uns gewesen ist, da wir’s doch weder gesehen noch empfunden haben, wie Petrus sagt: „Er sorgt für uns.“

Der Weg zum Glück
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Harnack, Adolf – Wert der Religion

Die Religion, nämlich die Gottes- und Nächstenliebe ist es, die dem Leben einen Sinn gibt; die Wissenschaft vermag das nicht. – Es ist eine herrliche Sache um die reine Wissenschaft, und wehe dem, der sie gering schätzt oder den Sinn für die Erkenntnis in sich abstumpft! Aber auf die Fragen nach dem woher, Wohin und Wozu gibt sie heute sowenig eine Antwort wie vor zwei- oder dreitausend Jahren. Wohl belehrt sie uns über Tatsächliches, deckt Widersprüche auf, verkettet Erscheinungen und berichtigt die Täuschungen unserer Sinne und Vorstellungen. Aber wo und wie die Kurve der Welt und die Kurve unseres eigenen Lebens beginnt – jene Kurve, von der sie uns nur ein Stück zeigt – und wohin diese Kurve führt, darüber belehrt uns die Wissenschaft nicht. Wenn wir aber mit festem Willen die Kräfte und Werte bejahen, die auf den Höhepunkten unseres inneren Lebens als unser höchstes Gut, ja, als unser eigentliches Selbst ausstrahlen, wenn wir den Ernst und den Mut haben, sie als das Wirkliche gelten zu lassen und nach ihnen das Leben einzurichten, und wenn wir dann auf den Gang der Geschichte der Menschheit blicken, ihre aufwärts sich bewegende Entwicklung verfolgen und strebend und dienend die Gemeinschaft der Geister in ihr aufsuchen – so werden wir nicht in Überdruß und Kleinmut versinken, sondern wir werden Gottes gewiß werden, des Gottes, den Jesus Christus seinen Vater genannt hat, und der auch unser Vater ist.

Der Weg zum Glück
Ein Hausbuch für die christliche Familie
von Pfarrer Gustav Hofelich
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Luther, Martin – Was der Glaube in uns wirkt

Der Glaube ist ein göttlich Werk in uns, das uns wandelt und neu gebieret aus Gott (Joh. 1,13) und tötet den alten Adam, macht aus uns ganz andere Menschen, von Herzen, Mut, Sinn und allen Kräften und bringt den heiligen Geist mit sich. Es ist ein lebendig, geschäftig, mächtig Ding um den Glauben, daß es unmöglich ist, daß er nicht ohne Unterlaß sollte Gutes wirken. Er fragt auch nicht, ob gute Werke da sind; sondern ehe man fragt, hat er sie getan und ist immer im Tun. Wer aber nicht solche Werke tut, der ist ein glaubloser Mensch, tappet und siehet um sich nach dem Glauben und guten Werken und weiß weder was Glaube noch gute Werke sind.

Der Weg zum Glück
Ein Hausbuch für die christliche Familie
von Pfarrer Gustav Hofelich
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