Johann Gramann – Aus einer Predigt zu Würzburg

Ich rede nach meiner Pflicht: um nicht für einen stummen Hund zu gelten, habe ich auch die Wölfe zeigen wollen und diese heiligen Schriften nicht bloß als Brot, sondern auch als Schwert vorlegen mögen. Pflanzen und Bauen genügt nicht; es geht nicht ab ohne Einreißen, Zerstören, Niederwerfen und Zerstreuen. Nur mit Anschauung und Nacheiferung des Glaubens der Heiligen dürfen wir uns zufriedengeben.

Dora Schlatter – Trost

Die ruhelosen Gedanken, die stete Not und Angst des Lebens, die mich zusammenpreßt, die Sorgen, die aus dem Druck entstehen, verbauen mir den Ausblick. Ich kann nicht loben, oft kaum glauben. Nur mit Tränen kann ich beten: „Laß meine Seele nicht vergehen in der Angst“, und mit Tränen kann ich danken daß ein Strählchen seines Erbarmens meinen Nachtweg beleuchtet. Es ist nur ein Schimmer, aber doch gerade so viel, daß ich ihn noch sehen kann und sein Friedensangesicht. Wenn er meine Seele einst herausgerettet hat, dann hat er Treue gehalten!

Dora Schlatter – Gottes Führung

Das ist das Große und Gütige an Gottes Führung, daß nichts an uns herantritt und über uns hinstreicht ohne heilige Absicht und daß durch all diese Arbeit in uns der innere Mensch wird und wächst als das Bleibende. Es ist doch wunderbar, daß sich der ewig bleibende Mensch baut und gestaltet in den Leidens- und Schmerzensstunden. Es bleibt auch da in Geltung, daß wir nicht zur Herrlichkeit gelangen, ehe wir eingegangen sind in die Geheimnisse des Ölbergs. Gott wird uns immer größer, Christus immer teurer, mit jedem Lebensjahre, und die Begriffe des Irdischen, Zeitlichen klären sich mehr und mehr ab unterm Lichtstrom, der von der Ewigkeit herausbricht.

Dora Schlatter – Aus einem Brief an eine ehemalige Schülerin

Ich kann von mir nichts anderes schreiben, als Sie es tun: „Ich leide täglich unter mir selber“ – nein, mehr noch, ich leide täglich mehr; denn je älter und schwächer ich werde, desto siegloser wird mein Kampf. Die verzagten Stunden kenne ich nur zu gut. Wissen Sie, was mich gerade diese Nacht wieder tröstete? Das ist das Wort: „So uns unser Herz verdammet, ist Gott größer als unser Herz und erkennet alle Dinge.“ Ich meine, das ist wie ein Wasserstrom von Segen und Erquickung. Er kennt unser inneres Wollen und Sehnen und wird einst dieses zum Durchbruch führen, zum vollen Licht.

Dora Schlatter – Leiden

Leiden ist intensives Leben! Das stete Unwohlsein brachte Konzentration, den Blick aufs Kleine, die Liebe zum winzigsten Schönen. War’s nicht das, was uns das Leben reich und voll machte, daß wir die kleinen Spuren, die zur Freude führen könnten, suchten und auffanden? Erwuchs uns nicht eine Welt voll Entzücken am kleinen Nest des Zaunkönigs in den alten Wurzelfasern am Wege, am ausgebreiteten Flügelpaar des großen Seglers, der auf der Skabiose schwankte, aus der weißen Blüte der duftenden Orchis, die ihren Sporn so weit und kühn ausstreckte?

Friedrich Mayer – Unsere Gewißheit ruht auf Gottes gnädiger Erwählung

Das Evangelium gründet sich also auf dem Felsen der Gnadenwahl, mit ihm steht und fällt es. Das Evangelium ist nur die Verkündigung der Wahl der Gnade in dieser Zeit. Der Vorsatz ist das Dekret, das Evangelium seine Verkündigung; ob also dieses auch zuzeiten nicht gehört wird, so bleibt das Dekret doch wohlverwaltet im Gedächtnis deines Herzens, o Gott und Herr. Man kann dein Evangelium verwerfen, aber deine Vorhersehung kann niemand umstoßen, kann sie nicht rückgängig machen.

Friedrich Mayer – Jesus Christus heiligt uns

Er ist uns weiter gemacht zur Heiligung. Was heißt Heiligung? Absonderung für Gott durch den Heiligen Geist. Wer dieses hat, ist heilig. Im Neuen Bund ist der Heilige Geist der Geist Christi und Gottes, welcher ein Geist der Herrlichkeit ist. Es ist also ein neuer Geist, in dem sich Gottheit und Menschheit innig und wesentlich vereint haben in dem Gottmenschen Jesus und durch ihn in allen, die durch den Glauben aus ihm geboren sind Dieser Geist macht heilig, hienieden umgeben mit Schwachheit, in der Auferstehung bekleidet mit Herrlichkeit.

Friedrich Mayer – Jesus Christus macht uns gerecht

Er ist uns auch gemacht zur Gerechtigkeit. Wer wollte darüber, der sich und die Welt kennt, noch ein Wort verlieren? Ist nicht das Wesen dieser Welt und ihrer Beherrscher Lüge und Ungerechtigkeit? Kann einer von uns sich selbst helfen? Wer kann die Ketten seiner Leidenschaften sprengen, die Türe seines inwendigen Kerkers öffnen? Führen nicht alle Versuche, Welt und Menschen zu verbessern, nur immer tiefer ins Verderben? Ja, denn hier ist Immanuel, der genannt ist „unsere Gerechtigkeit“, und nur der Glaube an ihn macht gerecht vor Gott und dem Gewissen und schafft Licht und Leben in der Menschheit.

Friedrich Fröbel – Erziehung

Alles ist hervorgegangen aus dem Göttlichen. In allem ruht, wirkt, herrscht Gott. – Die Erziehung soll und muß den Menschen zur Erkenntnis seiner selbst, zur Erkenntnis Gottes und der Natur und dem dadurch bedingten reinen und heiligen Leben bringen. – Jede Erziehung, die sich nicht auf die Religion, auf die Religion Jesu, gründet, ist mangelhaft und einseitig.