Holl, Karl – Vom Glauben

Ich glaube, aus Erfahrung sagen zu dürfen: die wahren, tiefsten Freuden kommen da, wo man sich zu etwas gezwungen hat, wo man etwas hat überwinden müssen. Die Hauptsache ist, daß wir Glauben haben, nicht bloß den sogenannten unbeugsamen Willen. Auch der stählernste Wille zerbricht. Das allein Unbeugsame ist der Glaube. Er gibt die Gewißheit, daß ein anderer die Sache führt und daß er sie durch uns führt.

Holl, Karl – Übers Gebet

An zwei Dingen hängt alles: am Gebet und an der Liebe. Das sind die tiefsten Kräfte, die den Menschen umbilden, je treuer er sie übt. Wirkliches Beten will gelernt sein. Und man lernt es nicht vom Bitten, sondern vom Danken aus. Es gibt Augenblicke, in denen Gottes Güte uns besonders nahe tritt. Jeder, der sein Leben überdenkt, weiß das. Da lüftet sich etwas wie ein Schleier. Solche Eindrücke muß man festhalten. Als neueer Mensch kommt man aus jedem Dankgebet heraus. Diese hellen Punkte sind und bleiben die Lichtquellen, von denen aus sich das Dunkel hebt. – Die Augenblicke des Stehenbleibens vor Gott sind die, wo man Kraft schöpft, wo man Atem holt aus der jenseitigen Welt. Sich an Gott halten heißt atmen in Gott, in jedem Augenblick wissen, daß man zu ihm gehört und unter ihm steht.