Nikolaus von Zinzendorf – Sündenbekenntnis

Bei dem Erretten von der Sünde ist die Bedingnis: Lerne sie kennen, zeige sie an, sage, wo du sie hast; suche sie, und wenn du sie gefunden hast, so will ich dich davon erretten. Da muss man also wachen, acht haben, Haussuchung tun, auf sich selber sehen, hören und aufpassen. Das heißt aber nicht, dass man seine Zeit mit kritteln und kritisieren zubringe, sondern vielmehr, dass man aufmerksam sei, damit sich nichts zur Hintertüre wieder hereinschleiche, was vorne herausgewiesen ist, oder gar was gesät werde, davon eine böse Frucht aufgeht, ehe man es gewahr wird.

Nikolaus von Zinzendorf – Sündenbekenntnis

Wenn man sich aber wirklich in etwas eingelassen hat, was nicht taugt, so ist das erste, was man zu tun hat, dass man die Sache gleich geradezu zum Heiland bringt, und sie eben demselben Herzen klagt, das man so gern allezeit erfreuen wollte, so dass man gewiss lieber ein Fegfeuer ausstünde, als Ihm nur einmal missfallen. Man sagt Ihm dann einfältig: Ich habe was gedacht oder getan, das einer Seele, wie ich bin, nicht ansteht, das mich verunehrt, und sich noch von meinem alten und verlornen Zustand herschreibt. So kann man sich gegen Ihn erklären, und braucht dazu keinen Beichtvater, als Ihn selber: da bin ich, ich habe gesündigt; ich weiß wohl, dass ich es mit nichts wieder gut machen kann; findest du es für gut, mich zu züchtigen; da bin ich, verfahre mit mir, wie du willst; aber rechne darauf, mein Heiland, dass ich doch dein bin und sonst Niemanden habe. Und wenn du mich nicht annimmst, so bin ich verloren. Fertige mich bald ab; ich bin ein Geblüts- und Gemütsfreund deiner Kinder; ich kann nicht eher mit den Geschwistern reden, als bis ich ihnen nur sagen kann ich habe gesündigt! sondern auch, dass du mir wieder vergeben hast, dass ich wieder dein bin, dass du mich geküsst, geliebt und getröstet hast.

Nikolaus von Zinzendorf – Sünde bekennen

Es ist ein Unglück für uns, wenn wir was Böses denken oder tun; wenn es aber nun geschehen ist, so ist Jesus die erste Person, zu der man damit am allerunbedenklichsten fliehen mag. Dem kann man sicher sagen, was man getan oder noch im Gemüt hat, und weist zugleich auf das ganze Elend und Verderben der Seele. Mein Heiland, so bin ich! Das hat man nicht so geschwind gedacht, mit dem Vorsatz, dass Er wissen soll, so ist es, als wenn einem eine schwere Last vom Halse fiele. Das bloße sich erklärt haben, bringt schon Trost mit sich.

Ambrosius – Sündenbekenntnis als Hilfe zur Befreiung

Der Sünder bekennt nicht nur seine Sünden, sondern er zählt sie auch auf und klagt sie an. Er will nämlich nicht, daß seine Sünden verborgen bleiben. Denn wie das Fieber, wenn es tief im Innern sitzt, nicht gelindert werden kann, wenn es aber offen ausbricht, hoffen läßt, daß es aufhört, so wird auch die Sündenkrankheit heftig, wenn sie verdeckt wird, verflüchtigt sich aber, wenn sie bekannt und offenbart wird. Und darum „ist der Gerechte sein eigener Ankläger gleich zu Anfang“ (Spr. 18,17), bevor das Gift des Geschwüres im Innern sich ausbreitet. Denn das Gewissen wird beschwert durch die Erinnerung an die Sünden, wenn man nicht um Heilung bittet. Und wartet der Arzt, dann muß der Kranke sich selber darbieten, auf daß er um so schneller geschnitten werde.