Basilius – Nachfolge

„Hüte dich“, das heißt, nicht was dein ist und nicht deine Umgebung, sondern nur dich selbst sollst du hüten. Denn wir selbst, das Unsrige und das Um-uns sind verschiedene Dinge. Wir selbst sind Seele und Geist, wie wir nach dem Bild des Schöpfers geschaffen sind. Das Unsrige ist der Leib mit seinen Sinneseindrücken. Das Um-uns sind die Güter, die Fertigkeiten und was sonst zum Leben gehört. Was sagt also das Wort? Hüte nicht dein Fleisch, strebe nicht auf jede Weise nach dem, was ihm gut tut, Gesundheit, Schönheit, Freuden und langem Leben. Bewundere auch nicht Besitz, Ruhm und Macht! Du sollst auch die Dinge nicht groß achten, die dir in deinem gegenwärtigen Leben dienlich sind, damit du in der Sorge für sie nicht dein eigentliches Leben vernachlässigst. Sondern „Hüte dich“ heißt: „deine Seele“. Sie sollst du schmücken und um sie besorgt sein, daß aller aus der Bosheit kommende Schmutz durch deine Hut entfernt werde, alle Schande des Lasters abgewaschen werde, um sie mit aller Tugend und Schönheit zu zieren und zu schmücken. Prüfe dich, wer du bist; erkenne deine Natur, erkenne, daß dein Leib sterblich ist, unsterblich aber deine Seele! Erkenne, daß unser Leben zwiefältig ist; eines ist aber der Seele verwandt und hat kein Ende. „Hüte dich“ und hänge dich nicht an das Sterbliche, als sei es unsterblich, aber verachte auch nicht das Ewige, als ginge es dahin!


Basilius – Feindliche und heilsame Furcht

Nicht jede Furcht ist heilsam, sondern es gibt auch eine feindliche Furcht, von der befreit zu werden, der Prophet bittet, wo er sagt: „Vor der feindlichen Furcht errette meine Seele.“ Feindlich ist die Furcht, die uns Todesangst bereitet, die uns veranlaßt, hochgestellte Persönlichkeiten zu fürchten. Wie kann man in solcher Furcht zur Zeit des Martyriums der Sünde widerstehen bis zum Tode? Wie kann man dem Herrn, der für uns gestorben und auferstanden ist, seine Schuld bezahlen? Auch wer sich leicht vor Dämonen fürchtet, trägt die feindliche Furcht in sich. Letzten Endes scheint diese Furcht aus dem Leiden des Unglaubens hervorzugehen. Keiner, der glaubt, daß ihm ein starker Helfer beisteht, fürchtet sich vor einem, der ihn zu ängstigen versucht.

Du willst, daß ich erkläre, was heilsame Furcht sei? Furcht, die Heiligung wirkt, Furcht, die überlegt, nicht triebhaft, die Seele befällt? Wenn du dich anschickst, eine Sünde zu begehen, dann denke daran, wie furchtbar und unerträglich Christi Gericht ist, wo der Richter auf einem hohen, erhabenen Thron sitzt und alle Kreatur ihn umsteht, zitternd vor seiner herrlichen Erscheinung. Einzeln wird man uns vorführen zur Prüfung unseres Lebens. Dann treten zu dem, der viel gesündigt hat, furchtbare und häßliche Engel, die sind so zornig gewesen, daß sie Glut blicken und Glut atmen, und ihr Gesicht ist so häßlich und grausam, daß es der Nacht gleicht. Da ist ein tiefer Abgrund, undurchdringliche Finsternis und ein lichtloses Feuer, das in der Finsternis brennt, aber nicht leuchtet. Da gibt es eine Art giftiger und fleischfressender Würmer, die niemals satt wird, niemals überdrüssig wird, die bereitet beim Fressen unerträgliche Schmerzen. Da ist die schwerste aller Strafen, die ewige Schmach und Schande. Das fürchte, und durch diese Furcht belehrt, bändige deine Seele damit wie mit einem Zügel vor der Begierde zum Bösen.