Von allen Mischungen der menschlichen Schwächen und Verderbtheiten ist die abstoßendste ein Feuerwerk religiösen Geschwätzes, welches besteht in lauter Gefühlen ohne jedes Prinzip, in lauter Geschwätz ohne Charakter, in lauter Gebet ohne Leben; lauter Sonntag und kein Wochentag. „Ihr übertünchten Gräber!“ „Ihr Otterngezüchte!“ Die heiligsten Menschen empören sich gegen solche ekelhafte Heuchelei. Es ist eine zeitgemäße Bitte: Von allem Betrug der Welt und von aller List des Teufels erlöse uns, guter Herr!“
Richard Cecil – Religiöse Ungläubige
Wer ist der elendeste Mensch auf Erden, und wohin müssen wir gehen, ihn zu suchen? Nicht zum Wirtshause, nicht zum Theater, nicht einmal ins Haus der Dirnen, sondern zur Kirche! Der Mensch, welcher Sonntag für Sonntag unter der erwecklichen und rührenden Predigt des Evangeliums geweilt und sein Herz gegen dasselbe verhärtet hat, das ist der Mensch, dessen Zustand der verzweifeltste von allen ist. Wehe dir, Chorazin! Wehe dir, Bethsaida! Und du, Kapernaum, die du bis an den Himmel erhoben bist, wirst zur Hölle hinunter gestoßen werden.
Charles Haddon Spurgeon – Religiöse Ungläubige
Bei keinen Personen ist die Bekehrung weniger wahrscheinlich, als bei unseren religiösen Ungläubigen. Sie tragen einen kugelfesten Panzer. Ihr könnt ihnen nichts Neues und Auffallendes sagen, ihre Häupter sind mit religiöser Erkenntnis ausgerüstet; ihr könnt ihre Herzen nicht treffen, denn sie tragen den Harnisch der Verhärtung. Sie stimmen jeder Wahrheit zu und glauben doch nichts; sie besuchen jeden Gottesdienst und haben doch kein Christentum. Kein Panzer ist so fest, die Schläge der Wahrheit abzuwehren, als der, welcher in dem Arsenal des Christentums geschmiedet ist. Ich habe mehr Hoffnung für einen erklärten Leugner, als für einen durch das Evangelium verhärteten Zuhörer.
Charles Haddon Spurgeon – Freie Gnade
Wenn Gottes freie Gnade sich für ihren Gegenstand entschieden hat, reizt sie oft die Seele in ihrer besonderen Weise; ich meine, dass die Gnade durch ihre Lieblichkeit um sie wirbt und sie gewinnt. Sie siegt nicht durch Waffen, sondern durch Locken. Habt ihr nie gesehen, wie eine Mutter ihr Kind durch das Versprechen eines Kusses lockt, an ihren Busen zu eilen? Habt ihr nie gehört, wie kleine Vögel durch entzückenden Gesang ihre Männchen locken? Wisst ihr nicht, auf welche Weise die Liebe ihre Siege feiert? Wenn das der Fall ist, dann versteht ihr auch, warum die geliebte Seele in die Wüste gelockt wird. Die Liebe ist schüchtern; ihr Element ist die Einsamkeit. Das Sprechen zu dem Herzen wird für die Zurückgezogenheit reserviert; es schickt sich nicht, die Geheimnisse der göttlichen Gemeinschaft der Öffentlichkeit preiszugeben. Verstehe es deshalb, einsame Seele, warum du so allein sein sollst, und nun überlasse dein Herz den heiligen Lockungen der souveränen Gnade!
Thomas Adams – Die Gemeinde
Die Gemeinde mag krank sein und doch nicht sterben. Sterben kann sie nicht, denn das Blut eines ewigen Königs hat sie erkauft, die Kraft eines ewigen Geistes bewahrt sie, und die Barmherzigkeit eines ewigen Gottes wird sie krönen. Thomas Adams.
Luther, Martin – Zu Ps. 130,5
Er spricht: ich habe Gottes gewartet, d. i. in diesem Geschrei und Kreuze bin ich nicht zurückgelaufen oder gezweifelt, sondern Gottes Gnade, die ich begehrt habe, deren harre und warte ich, wenn es meinem Gott gefällt, mir zu helfen. Nun sind etliche, die wollen Gott das Ziel, Weise, Zeit und Maß legen, und Ihm selbst gleich vorschlagen, wie sie sich wollen geholfen haben, und wenn sie ihnen nicht so widerfährt, verzagen sie, oder, so sie mögen, suchen sie anderweit Hilfe: diese harren nicht, sie warten Gottes nicht; Gott soll ihrer warten und alsbald bereit sein, wie sie es abgemacht haben und nicht anders. Die aber Gottes warten, die bitten Gnade, aber stellen es frei zu Gottes gutem Willen, wann, wie, wo und durch was Er ihnen helfen will; an der Hilfe zweifeln sie nicht, geben ihr auch den Namen nicht, sie lassen sie Gott taufen und nennen, und sollte es auch lange ohne Maß verzogen werden. Wer aber der Hilfe einen Namen gibt, dem wird sie nicht, denn er wartet und leidet Gottes Rat, Willen und Verziehen nicht.“
William Greenhill – Gottes Güte und Barmherzigkeit
Gottes Güte und Barmherzigkeit wirkt mehr auf den Sünder ein, als seine Gerichte es vermögen. Während der ganzen Zeit, da die Juden in Babylon waren, wurden ihre Herzen nicht so von der Sünde berührt, als nachdem Gott sie wieder in Kanaan eingesetzt und ihnen viel Liebe erwiesen hatte; dann gedachten sie ihrer bösen Wege, um die sie sich vorher nicht kümmerten; dann fingen sie an, sich zu verabscheuen. Die Gnaden in Zion sind wirksamer bei den Sündern, als die Gerichte in Babylon; Gottes Freundlichkeit zerschmelzt harte Herzen eher, als das Feuer seines Zornes; seine Güte durchdringt die Herzen der Sünder eher, als seine Drohungen; sie ist gleich dem feinen, durchdringenden Regen, der bis an die Wurzeln geht, während ein plötzlicher, starker Regen abläuft und nur wenig ausrichtet. Es war Davids Güte, die dem Saul das Herz erweichte (1 Sam. 24), und es ist Gottes Güte, welche die Herzen der Sünder zerbricht. Die Milch und der Honig des Evangeliums erweicht die Herzen der Sünder mehr, als die Galle und der Wermut des Gesetzes. Christus auf dem Berge Zion bringt mehr Menschen zur Buße, als Mose auf dem Berge Sinai.
Thomas Brooks – Was Jesus für Dich tat
Keine Beweggründe sind so mächtig, als die, welche sich aus der Betrachtung der großen und herrlichen Dinge ergeben, die Christus für dich getan hat; denn was diese nicht erreichen, das wird alles Höllenfeuer nicht zustandebringen, das dir ins Gesicht geschleudert werden könnte.
Richard Glover – Buße
Die römisch-katholische Definition der Buße ist keine schlechte, obgleich sie schlechte Schlüsse daraus ziehen: „Confessio oris, contritio cordis, satisfactio vitae“, d. h. zur wahren Buße gehört das Bekenntnis mit dem Munde, die Zerknirschung und Reue des Herzens und die Verbesserung der begangenen Fehler, soweit das in unsrem Leben möglich ist.
Matthew Henry – Die Gemeinde im Gedächtnis
Die Gemeinde sollte ebenso in unserem Gedächtnis leben, wie unsere Frau oder unsere Mutter. Wenn wir auf die Landkarte irgend eines Landes blicken, sollten wir darüber nachdenken, wie die Sache Gottes auf jenem Gebiet zugenommen hat. Wenn wir ein vorteilhaftes Geschäft abschließen, sollte einer unserer ersten Gedanken sein: „Nun kann ich etwas mehr für das Werk des Herrn tun.“ Wenn die Zeitung gelesen wird, sollte es im Blick auf den Fortschritt des Reiches Gottes geschehen. Diese eine Sache sollte alle anderen Dinge in ihr Netz ziehen. Der Mann von einer Idee sieht das ganze Universum in ihrem Licht, und wer die Gemeinde Gottes liebt von ganzem Herzen, wird dasselbe tun. Wie können wir zu Christo im Himmel sagen: „Herr, gedenke an mich,“ wenn wir nicht seiner Gemeinde auf Erden gedenken. Es mag eine Sünde sein, sich nach dem Tode zu sehnen, aber gewiss ist es keine Sünde, sich nach dem Himmel zu sehnen.