O, wie selten ist es, eine Seele zu finden, die still genug ist, Gott reden zu hören!
Kategorie: Fenelon Francois de la Motte
Francois de la Motte Fenelon – Brief an Ludwig XIV. (Auszug)
Majestät, Sie sind geboren mit einem geraden, gerechten Sinn, aber ihre Erzieher haben Ihnen als einzige Regierungsweisheit Mißtrauen und Eifersucht, Furcht vor jedem glänzenden Verdienst, Vorliebe für geschmeidig, kriechende Menschen, Hochmut und ausschließliche Sorge für das eigene Interesse eingeprägt. Alle alten Staatsgrundsätze sind erschüttert oder umgestürzt worden, um ihre Autorität auf den höchsten Gipfel zu erheben. Sie lieben Gott nicht. Sie haben nur eine knechtische Furcht vor ihm. Die Hölle – und nicht Gott fürchten Sie. Ihre Religion besteht in Aberglauben, in kleinlichen, äußeren Zeremonien. Sie lieben nur Ihren Ruhm und Ihre Bequemlichkeit. Sie beziehen alles auf sich, wie wenn Sie der Gott auf Erden wären und alles andere nur dazu erschaffen wäre, Ihnen aufgeopfert zu werden.
Fenelon, Franz – Gute Werke
Gott, alle gute Werke, die deine Gaben sind, werden meine Werke, indem ich sie durch dich thue, oder du in mir sie thust. Aber sie sind allezeit deine Gaben, und sie hören auf, gute Werke zu seyn, sobald ich sie als meine eigenen betrachte, und darüber deine Gaben, die den Werth davon ausmachen, aus dem Auge verliere.
Fenelon, Franz – Gott in mir
Gott ist allezeit in mir. Wenn ich Böses thue, so straft er mich und zeigt mir seine Barmherzigkeit, die mir die Arme reichet. Wenn ich Gutes thue, so ist er’s, der in mir wirket. Er ist’s, der in meinem Herzen das Gute liebet und das Böse hasset, der in mir betet rc. – ich thue alle diese Sachen durch ihn, er macht, daß ich sie thue.
Fenelon, Franz – Das Wort Gottes
Was würde das äußere Wort der Prediger, ja selbst die heilige Schrift nützen, wenn nicht ein inneres Wort, der heilige Geist, wäre, welcher dem Andern alle Kraft und Wirkung gäbe? Das äußere Wort würde ohne dieses innere allbelebende Wort nichts anders seyn, als ein leerer Schall, und ein todter und tödtender Buchstabe.
Fenelon, Franz – Das Reden Gottes
Gott redet ohne Unterlaß in uns. Er redet in den Sündern, aber sie hören ihn nicht vor dem Lärm ihrer Begierden und der Welt. Er redet in den Bußfertigen, die hören ihn in den nagenden Bissen ihres aufgebrachten Gewissens. Er redet in den Gelehrten und ehrbaren Leuten: aber sie hören ihn nicht, weil sie sich selbst zu viel hören. Er redet in seinen Kindern, die hören ihn ganz, denn sie ruhen an seiner Brust.
Fenelon, Franz – Grund des geistlichen Gebäudes
Das Verzagen über unsere Schwachheit, welche nicht zu heben ist, und das Vertrauen, ohne Vorbehalt auf die Allmacht Gottes, machen den wahren Grund unseres geistlichen Gebäudes aus
Fenelon, Franz – Falsche Demut
Es ist eine falsche Demuth, wenn man sich der Güte Gottes unwürdig hält, und wenn man nicht das Vertrauen hat, solche von Ihm zu erwarten.