Ich achte den Streit über die sichtbaren Dinge bei den Sacramenten, nachdem man über das Mysterium einig ist, nicht so bedeutend, daß ich um der sichtbaren Elemente willen die christliche Liebe und Gemeinschaft aufgelöst sehen möchte. Für das höchste Geheimniß im Abendmahl halte ich die Gemeinschaft des Leibes und Blutes Christi, und hier sehe ich so zu sagen keinen Unterschied. Denn wir bekennen doch alle rund und offen, daß wir im Abendmahl wirklich in Gemeinschaft treten mit dem wirklichen Leib und Blute Christi, so viele wir seinem Worte glauben. Ueber die Art und Weise, wie das geschieht, mögen Andre neugierige und ängstliche Untersuchungen anstellen, um damit unnöthige Unruhen in der von ihren Feinden schon genug beunruhigten, darniederliegenden Kirche anzurichten; ich will dabei keine gemeinsame Sache mit ihnen machen. Mir ist das Essen des Leibes und Blutes Christi genug, welches der Herr selber für genugsam zu unserm Seelenheil erklärt hat, indem er die Verheißung des ewigen Lebens daranknüpft, ohne noch von einem anderweitigen Essen seines Leibes und Blutes zu reden. Ich bin gewiß, daß Christus mir da nicht gelogen hat. Das ist mir genug; die mehr haben wollen, mögen es meinethalben thun, ich aber habe Frieden mit allen, die nur das eben bezeichnete Essen anerkennen, mögen sie für sich noch etwas hinzuthun oder nicht, sie müssen mich bleiben lassen bei dem, was Christo genug ist. So viel also die Würde des Nachtmahls angelangt, habe ich, so viel an mir ist, Frieden mit allen, da wir alle dasselbe Geheimniß anerkennen, nämlich die Gemeinschaft des Leibes und Blutes Christi; die damit noch nicht zufrieden sind, mögen urtheilen was sie wollen, ich halte sie für Brüder, wenn sie’s nur leiden wollen; wenigstens gebe ich mir alle Mühe, ihnen auf keine Weise zu nahe zu treten.
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Johannes a Lasco – Über Luther
Es ist verwunderlich, daß dieser ehrwürdige in der Kirche Christi ewig preiswürdige Mann (Luther) in dieser Sacramentfrage so seltsamen Phantasien anhing. Nun, es soll uns das ein deutliches Beispiel sein, daß wir alle Menschen sind, d.h. so viel an uns ist, Lügner, damit wir uns ja nicht auf das Ansehen eines Menschen auf Erden stützen. Inzwischen sollen wir wissen, daß Holz, Heu und Stoppeln unsres menschlichen Irrthums allerdings durch das Feuer des göttlichen Wortes müssen verzehrt werden, wir selber aber sollen ohne Zweifel bewahrt bleiben, so lange wir uns auf das rechte Fundament stützen; und daß Luther mit ganzem Herzen sich darauf stützte, das kann niemand leugnen. Um von allem Gold, Edelgestein und Silber in seiner Lehre nicht weiter zu reden, so hat er die Lehre von unsrer Rechtfertigung durch Christum zu allermeist in unsrem Jahrhundert mit wunderbarem Erfolg ins Licht gestellt und die Geheimnisse der Ungerechtigkeit des Antichrists so enthüllt, daß auch Kinder es wissen, während man sie früher beinahe in der ganzen Welt fast wie Gott selber anbetete; er hat nach der ihm zuertheilten Gabe unzählige Kirchen wiederhergestellt und den Gegnern des Evangeliums Christi mit solchem Geist und solcher Festigkeit widerstanden, daß dieser Ruhm ihm vor allen andern zuertheilt werden muß. Und in diesem allen war er dennoch ein Mensch, was auch wir, durch sein Beispiel erinnert, für uns selber zu Herzen zu nehmen haben.
Johannes a Lasco – Das Wort Gottes
In geistlichen Dingen will ich gegen alles andre vollständig blind sein außer gegen das bestimmte Zeugniß des Wortes Gottes; auf menschliche Klugheit und Scharfsinn gebe ich nicht so viel, daß ich mich ohne das Wort darauf verlassen möchte. Ich weiß, daß ich dermaleinst soll gerichtet werden nicht von Menschen, auch von den klügsten und geistvollsten nicht, sondern von dem reinen ewigen Gotteswort, das uns von Christo unserem Herrn durch seine Apostel überliefert ist. Dem allein will ich mich ganz hingeben, so gut ich es vermag, und den Herrn bitte ich, daß er mit diesem seinem wahrhaftigen Königsscepter mich leiten wolle zu seines Namens Ehre und zum Aufbau seiner Gemeinde.
Johannes a Lasco – Anweisung an einen Lehrer
Du mußt Stand halten, strafen nach dem Vorbild des Herrn, der unsre Laster züchtigt, uns aber liebt und für seine Kinder ansieht, so lange wir nicht wissentlich und geflissentlich seine Gnade in Christo von der Hand weisen; so mußt du strafen und den Weg zur Besserung zeigen, bis sie dich fortjagen. Die Propheten haben auch nicht durch die Finger gesehen und doch auch bei offenbar gottlosen Königen ihren Posten nicht verlassen; darum mußt du auch Stand halten und den Muth nicht fallen lassen; so lange sie noch nicht allzumal Hunde und Säue geworden sind, darfst du ihnen das Heilige nicht entziehen. Du weißt doch, daß der Herr uns durch einen heiligen Eidschwur zugesichert hat, sein Wort werde nie ohne Frucht zu ihm zurückkehren, wo es nur ordnungsmäßig gesäet werde; die Hand des Herrn ist nicht verkürzt, wenn wir nur auf unsrem Posten nicht laß werden; ist der Geist aus dem Abgrund mächtig, der Geist Gottes ist noch viel mächtiger.
Johannes a Lasco – Verdammnis
Der ungläubige Haufe wird von Gott verdammt mit gerechtem Gericht, nicht als wären sie von Gott zu ewiger Qual erschaffen, der will vielmehr niemand von seiner Gnade ausschließen und hat das ganze Menschengeschlecht in Adam zur Seligkeit gegründet, aber selbstgewollte Verachtung der Gnade Gottes in Christo wird verdammt; wer die wissentlich und geflissentlich verachtet, so sie ihm dargeboten wird, der hat an ihr keinen Theil mehr, der muß nun durch seine ewige Qual Gott verherrlichen wider Willen und den Beweis liefern, daß der Gott, der ihm in Christo die Seligkeit darbot, und den er für seinen gnädigen Vater nicht erkennen wollte, dennoch sein Herr sei.„
Johannes a Lasco – Gericht
Mochten die Vorfahren immerhin ihre Unkunde zur Entschuldigung haben: du nicht; so hüte dich, daß du nicht vor dem Richterstuhl Christi überführt werdest, du habest die Finsterniß lieber gehabt als das Licht, denn das hat der göttliche Mund Christi als den einzigen Grund unserer Verdammniß hingestellt;
Johannes a Lasco – Wirkung der Verheißung
Wie der Fluch über Adams Sünde alsbald zu wirken begann, so begann auch alsbald die Zertretung des Schlangenhaupts durch die Verheißung; wie wir geboren werden als Kinder des Todes und Zorns von Natur, sofern wir Kinder Adams des Uebertreters sind, so werden wir um des kommensollenden Christus willen andrerseits, nachdem Adam der Verheißung geglaubt hat, zurechnungsweise für Gläubige angesehen, obgleich wir in Sünden geboren werden, – wo wir nur die Verheißung nicht verachten.
Johannes a Lasco – Der Glaube
Der Glaube kommt schlechterdings allein aus dem Worte Gottes durch die Kraft des heiligen Geistes, und das Wort ist nimmer leer, sondern bringt immer seine Frucht im Menschen, nachdem das Gesetz vorgearbeitet hat, wo wir nur nach unsrem schwachen Vermögen dem Gehorsam gegen das Gesetz und den Werken des Geistes immer nachjagen und nicht wider unser Gewissen sündigen.
Johannes a Lasco – Das Evangelium
Das Evangelium wird allen Menschen verkündigt und beschließt alle in sich, außer die es muthwillig verachten, verspotten und lästern; es beweiset aber seine Kraft in dem Armen am Geiste, die mit Sünden beladen treulich arbeiten, dieselben los zu werden.
Johannes a Lasco – Gottes Gnade
Gott läßt seine Sonne aufgehn über alle ohne Ausnahme, um allen gleich zu leuchten, läßt regnen über alle ohne Ausnahme und den heilbringenden Samen seines Gotteswortes über jederlei Acker streuen; seine Schuld ist es nicht, wenn der allenthalben hin gestreute Same des ewigen Lebens hier erstickt, da zertreten wird und dort verdorrt.