Blumhardt, Johann Christoph – Aus einer Karfreitagspredigt

Was da der Herr Jesus ausgestanden hat, das wird noch einmal offenbar werden. Aber eben damit hat auch der Heiland ein Recht bekommen an der Finsternis, so daß gerade hier am Kreuz sich die Aussicht eröffnet, daß es einmal dahin kommen soll, daß alle Knie sich beugen müssen, sowohl im Himmel als auch auf Erden und unter er Erde, und alle Zungen bekennen, daß Jesus Christus der Herr sei zur Ehre Gottes, des Vaters. Das ist so groß, daß wir es nicht aussprechen mögen und kaum zu denken wagen. Der Karfreitag verkündet einen Generalpardon über die ganze Welt, und dieser Generalpardon wird noch offenbar werden; denn nicht umsonst hin Jesus am Kreuz, nicht umsonst dürfen alle Kreaturen, auch im Unsichtbaren, ihren Hohn an ihm ausüben, nein, nicht umsonst! Auf einen Generalpardon geht es zu, und er wird noch kommen, Gott gebe, in Bälde. Wer dieses Größte nicht zu denken vermag, weiß nichts von einem Karfreitag.

Johann Christoph Blumhardt – Ausgießung des Heiligen Geistes

Nicht nur die Welt, auch die gläubige Welt ist einfach zu träge, mit den Verheißungen Gottes ernstzumachen. Ich erwarte eine Ausgießung des Heiligen Geistes. Diese muss kommen, wenn es mit unserer Christenheit anders werden soll. Ich spüre es, so darf es nicht fortgehen. Die ersten Gaben und Kräfte, ach, die sollten wiederkommen, und ich glaube, der Heiland wartet nur darauf, daß wir ihn darum bitten.

Christoph Blumhardt – Nachfolge

Schon den Kindern prägt man von klein auf total falsche Begriffe ein. Da lehren wir unsere Kinder den Vers: „Weil ich Jesu Schäflein bin, führt er mich auf gute Weide.“ Ich sage: Nein! Weil du Jesu Schäflein bist, deswegen hast du Wolle, und die mußt du scheren lassen! Man hat die Schafe nicht wegen der Weide, sondern man hat sie wegen der Wolle! Wir sollten opponieren gegen alle die Sprüchlein und Verslein, die von frühester Jugend an unseren Kindern lauter Schmeicheleien ins Herz legen, daß kein Kind mehr daran denkt, daß es seine Haut lassen muß für den lieben Gott. Er soll immer geben, und keines denkt daran, daß es auch etwas zu leisten hat. Und doch steht das Wort des Herrn Jesus da, wie man sein Leben hergeben soll. Wir sollten schon zu unseren Kindern in der Wiege sagen: „Du Kind, du mußt sterben für den lieben Gott! Und wenn du etwas suchst für dich in deinem Leben, dann wehe dir!“

So sollen wir hinstehen; aber statt dessen sagen wir: „Der Herr segne dich,liebes Kind, und behüte dich auf deinen Wegen!“ Diesen weichlichen Sinn pflegen wir an unseren Kindern. Was Wunder, wenn sie dann so unverschämt sind gegen den lieben Gott und sie schließlich, wenn er nicht gleich hilft, ihm fluchen? Darum wollen wir es anders machen, und wenn wir auch ganz vereinsamt bleiben auf der Welt. Wir wollen ein Volk sein, das sein Leben in die Schanze schlägt, und dann werden wir es noch erleben, daß sich die Welt dreht.

Christoph Blumhardt – Jesus bleibt treu!

Er ist unser Christus geblieben bis auf den heutigen Tag. Auf uns aber fällt die Last, daß wir nicht die Treuen sind und die unaussprechliche Barmherzigkeit unseres Gottes nicht erkennen und nicht treu im Herzen bewahren. Ist man im Himmel warm und allezeit in voller Tätigkeit zu uns her, so ist man auf Erden vielfach kalt. Gott aber ist treu; und auch die Gerichte, die er über uns sendet, sind nur ein Zeichen seiner Treue; er will uns nicht gehen lassen, wir sollen nicht versinken. Jesus Christus bleibt treu bis ans Ende. Die Erde ist kalt und tot, der Himmel ist warm und lebendig; und es wird doch noch zu einem Sieg der Lebenswärme auf Erden kommen.