Bei keinen Personen ist die Bekehrung weniger wahrscheinlich, als bei unseren religiösen Ungläubigen. Sie tragen einen kugelfesten Panzer. Ihr könnt ihnen nichts Neues und Auffallendes sagen, ihre Häupter sind mit religiöser Erkenntnis ausgerüstet; ihr könnt ihre Herzen nicht treffen, denn sie tragen den Harnisch der Verhärtung. Sie stimmen jeder Wahrheit zu und glauben doch nichts; sie besuchen jeden Gottesdienst und haben doch kein Christentum. Kein Panzer ist so fest, die Schläge der Wahrheit abzuwehren, als der, welcher in dem Arsenal des Christentums geschmiedet ist. Ich habe mehr Hoffnung für einen erklärten Leugner, als für einen durch das Evangelium verhärteten Zuhörer.
Schlagwort: Bekehrung
Joseph Mede – Zwei Dinge (Bekehrung)
Zwei Dinge sind einem sich bekehrenden Menschen eigen: einen Weg zu gehen, der dem vorigen ganz entgegengesetzt ist, und seine früheren Tritte auszugleichen und zu verwischen. 1. Er muss einen Weg gehen, der seinem früheren Weg ganz entgegengesetzt ist. Viele Menschen denken, dass der Weg zur Hölle nur ein wenig seitwärts gehe von dem Himmelsweg, so dass er in kurzer Zeit ohne besondere Mühe von dem einen auf den anderen kommen kann; aber sie sind sehr im Irrtum, denn wie die Sünde mehr ist als ein Beiseitetreten, nämlich ein klares, direktes Weggehen von Gott, so ist Buße oder das Verlassen der Sünde mehr als ein kleiner Übergang von einem Weg auf den anderen Der Weg des Vergnügens an der Sünde muss in einen Weg der Trauer über dieselbe verwandelt werden; wer abergläubisch falsche Götter angebetet hat, muss nun treulich dem wahren Gott dienen; die Zunge, die geflucht und gelästert hat, muss ebenso reichlich den Namen Gottes im Gebet und in Danksagung gebrauchen; der Geizige muss freigebig werden; der Unterdrücker der Armen muss der Wohltäter derselben werden, der Verleumder seines Bruders ein zärtlicher Wächter über seinen guten Ruf; wer seinen Bruder vorher hasste, muss ihn nun so zärtlich lieben als sich selbst.
Nikolaus von Zinzendorf – Menschen bekehren
Ich kann mich nicht genug wundern über die Blindheit und Unwissenheit der Leute, die mit dem göttlichen Worte umgehen, und die Menschen bekehren sollen, Juden oder Heiden, oder die ungeratenen Christianer, die so blind sind, als die Juden und Heiden, dass sie denken, wenn sie den Katechismus auswendig lernen lassen, oder wenn’s hoch kommt, ihnen allerlei ausgedachte Beweise vormachen, und ihnen dadurch die Wahrheiten in ihren Verstand eintrichtern, das sei das beste Mittel zu ihrer Bekehrung, und das ist doch so ein verkehrter Weg, als ob man mit aufgezogenem Segel gegen Wind und Strom angehen wollte.
Denn dasselbe Wissen der göttlichen Dinge, das man für Glauben hält, bläht auf, da kommt nichts heraus, und wenn man das Alles zusammen hat, sagt Paulus, und hat die Liebe nicht dazu, und wenn man auch andern davon predigen kann, so ist das nichts anders, als wenn eine Glocke in die Kirche läutet. So wenig die davon hat, so wenig der’s was hilft, dass sie da hängt und klingt, eben so wenig hilfts einem Lehrer zu seiner eigenen Seligkeit, dass er die stärksten Beweise macht.
Nikolaus von Zinzendorf – Bekehrung
Mir ist nichts respektablers, als ein Sünder, der nach der ersten Presse Lust bekommt im Herzen, und sich gegen den Heiland in Worten oder Tränen äußern kann. Denn wenn man als ein Sünder dem Heiland am Halse liegt, da fühlt man nichts als Liebe, Gnade, Heiligkeit, Erlösung; und das ist ein solch sakramentlicher Moment, da sich die Sünde so wenig melden darf, als ein Kreditor in London am Sonntag. Bei seiner Absolution erhält man Geschmack und Gefühl von der Heiligkeit, die Er uns erworben hat, da fühlt man sich heilig an Leib und Geist und Seele.
Remmer Janssen – Aus einer Predigt über die Bekehrung des Paulus
Nichts liegt unserem Sünderheiland mehr am Herzen als die Bekehrung des Sünders. Das können wir sehen auf Golgatha, wo er für alle unbekehrten Sünder sein Blut vergoß, wo er am Kreuz noch einen Sünder bekehrte. Wie dem Sünderheiland sollte auch jedem bekehrten Sünder die Bekehrung des Sünders am Herzen liegen. Sagt, ihr bekehrten Sünder, liegt euch die Bekehrung des Sünders am Herzen?
Martin Boos – Über seine Bekehrung
Hinter dem Choraltar in Wiggenbach habe ich mir meinen lebendigen Glauben erfleht. Dort ist mir der Herr in seiner Herrlichkeit erschienen. Es schmerzt mich für meine Glaubensgenossen, daß sie diesen Glauben durchaus nicht leiden können, wo ich ihn doch auf eine so ehrbare Weise auf den Knien gelernt habe.
Martin Boos – Brief an einen Freund (12. Oktober 1804)
Du fragst mich, wer mich bekehrt habe. Eine wunderliche Frage. Mich hat Christus zum Glauben erweckt. Meine Geschichte heißt kurz so: Ich habe von klein auf mein Sündenelend erkannt und gefühlt. Viele Jahre lang habe ich um Licht und Ruhe und Kraft und Erlösung geweint und gebetet. Dort, anno 1790, kamen Licht und Ruhe und Friede, lebendiger Glaube, Hoffnung, Liebe. Selbst elektrisiert, elektrisierte ich auch andere. Ich kann unmöglich glauben, daß dies ein Blendwerk des Teufels oder der Phantasie sei. Ich muß glauben, daß Gott mein jahrelanges Beten, Weinen, Seufzen, Betrachten, Suchen, Anklopfen erhört hat. Denn wir haben keinen toten, hölzernen, sondern einen lebendigen Gott.
Nathan Söderblöm – Über seine Bekehrung
Ich war verloren, nun bin ich wiedergefunden, und lasse die Wahrheit nicht fallen, die für alle offenbar und sichtbar geworden ist in Jesu Person, in seiner Predigt, in seinem Werk und am Kreuze, die Wahrheit, daß Gott lebt, und daß sein Wesen Liebe und Erlösung ist.
Aloys Henhöfer – Über seine Bekehrung
Mein Gebet und Seufzen wurde erhört. Viel, viel hat Gottes Gnade um diese Zeit im Stillen getan an meinem Herzen. Gottes Wort wurde mir lebendig wie ein zweischneidig Schwert, das Mark und Bein durchdrang. Ein neuer Eifer, ganz anders zu werden, belebte mein Inneres. Von dieser Zeit an wurde mir die Heilige Schrift meine tägliche Lektüre, ich lernte viel auswendig und verglich immer gelehrter und frommer Männer Auslegung und Erklärung.
Augustinus – Zu Psalm 51
Viele wollen wohl mit David fallen, aber nicht mit David aufstehen. Nicht zum Fallen, sondern zum Aufstehen wird uns sein Beispiel vorgehalten. Wer nicht gefallen ist, höre es, damit er nicht falle; wer gefallen ist, höre es, damit er aufstehe.