Joachim von Fiore – Verfolgung

Wenn der allmächtige Gott das Alte beenden will, um das Neue aufzubauen, läßt er es zu, daß der Kirche irgendeine Verfolgung geschehe, und indem der das, was er beenden will, verläßt, beschützt er das, was bleiben soll, so daß das Neue, das Gute, das im Dunkeln verborgen war, bei gegebener Gelegenheit zum Lichte emporgeführt werde. Wenn Gott durch die Abfolge der Zeiten die Lage der Kirche verändern will, damit eins nach dem andern erfüllt werde, wie es geschrieben steht, werden einige Jahre vorher Wetterleuchten, Blitze und Wunder vorausgehen; ermahnende Stimmen, die Donner geistiger Reden, sei es, um die Verschlafenen und Faulen aus dem Schlafe des Todes aufzurütteln, sei es, damit die einen wie die andern erkennen, daß der Herr etwas Neues auf dieser Erde beginnen wird.

Ernst Moritz Arndt – Verfolgung

Wie wäre es bei uns, wenn Verfolgung käme? Ach, wie würden sich die Schafe der Herde zerstreuen! Wie viele würden abfallen und verleugnen, die jetzt fröhlich mitsingen und für gute Christen gelten! Würdest du fest und unbeweglich stehen, wenn es an dein Hab und Gut, an dein Weib und deine Kinder, wenn es dir an Leib und Leben ginge? Würde man von dir Loblieder hören, dass du gewürdigt bist, die Schmach Christi zu tragen? Oder würde es auch bei dir heißen: Ich kenne den Menschen nicht! Wir haben es zu gut, leben in Schutz und Sicherheit. Und doch, wenn auch keine äußere Verfolgung uns droht, es können Zeiten des Leidens und der Trübsal kommen, und es kommt für jeden eine Zeit und Stunde, wo es nötig ist, dass man seinen Beruf und seine Erwählung festgemacht hat.