Curt von Knobelsdorff – Dienstvorschrift

Jeder Soldat hat seine Dienstvorschrift, vom höchsten Offizier bis zum jüngsten Rekruten. Unsere Dienstvorschrift ist die Bibel. Hiernach haben wir uns zu richten. Wenn wir uns Christen nennen, so sind wir auch verpflichtet, Christi Befehle auszuführen. Wenn wir Gott unsern Vater nennen, sind wir ihm Gehorsam schuldig. Wir müssen in dem Instruktionsbuch unserer Bibel gut Bescheid wissen und uns in allen Fällen danach richten.

John Wiclif – Aus der Vorrede zu seiner Bibelübersetzung

Wollüstige Gelehrte von dieser Welt erwidern und sagen, Laien können leicht irren, und deswegen sollen sie nicht disputieren über den Christusglauben. Ach! Ach! welche Grausamkeit ist es, alle leibliche Speise aus einem ganzen Königreich zu rauben, weil wenige Toren gefräßig sein könnten und sich selbst und andern Schaden tun durch unmäßigen Genuß dieser Speise. Was ist das für eine Vernunft, wenn ein Kind in seiner ersten Lektion vom ersten Tage Fehler macht, um dieses Fehlers willen Kinder niemals zum Lesenlernen kommen zu lassen. Jeder Mann ist verbunden, so zu tun, damit er selig werde; aber jeder Mann, welcher selig werden wird, ist ein wirklicher Priester, von Gott dazu gemacht, und jeder Mann ist verpflichtet, solch ein wahrer Priester zu sein.

Hus, Jan – Revision der Bibel

Eine Revision der Übersetzung der ganzen Bibel ist erfolgt, da deren Autorität eine so unbedingte, deren Kenntnis daher auch für jeden Christen eine so notwendige ist … Zugang zu dem Himmelreich. Zu beklagen ist, wie die Priester, Schriftge- lehrten und andere Häupter mit Macht dahin arbeiten, daß die gemeinen Leute zur Kenntnis der Schrift nicht kommen … sehen nicht gerne, daß die Menschen, die nicht Priester sind, die hl. Schrift kennen. Und sie wehren ihnen, wie Christus Matt. 23 sagt, daß sie nicht hineinkommen in das Himmelreich, das heißt, daß sie die hl. Schrift nicht lesen und sie also nicht verstehen, und dies vorzüglich, damit das Volk nicht wisse, wie sie leben sollen, dann, daß dieses sie ihrer Sünden wegen nicht strafe; zum dritten, daß das Volk bei der Predigt ihre Irrtümer nicht merke und sie zur besseren Kenntnis der hl. Schrift nicht treibe; zum vierten, weil sie fürchten, daß sie von den Laien nicht mehr so geehrt würden, wenn diese die hl. Schrift lesen möchten.

Hus, Jan – Wertung der Bibel

Die Bibel ist ganz wahr und hinreichend zur Seligkeit des Menschengeschlechts … der Spiegel, durch den wir unser ganzes Leben regulieren müssen … das Maß, nach dem jeder geistliche Richter zu richten und zu messen habe … alle religiöse Wahrheit ist in der Schrift enthalten … Wir können den Teufel nur mit den Waffen überwinden, die auch Christus zu seinem Siege gebrauchte, nämlich mit der hl. Schrift. Und das müssen wir vor allem bedenken, daß Christus zum Teufel nicht etwa sagte: ich bin dein Herr, oder ich bin dein Gott, sondern er bekämpfte und besiegte ihn allein mit der Schrift. Dagegen sind nun freilich alle Diener des Antichrists, die gar nicht dulden wollen, daß treue Christen mit der hl. Schrift sich verteidigen; sie mögen es auch durchaus nicht zulassen, daß man dem gemeinen Volk die hl. Schrift in die Hand gebe, denn sie wollen nur, daß man alles sofort tue und gehorche, wie sie predigen. Und sagt irgend jemand, daß sie doch die hl. Schrift verweisen möchten zur Begründung ihrer Satzungen, so schreien sie gleich: seht doch den Wiclifiten, der die hl. Kirche nicht hören will; sie halten nämlich sich selbst und ihre schrift- widrigen Satzungen für die hl. Kirche.

Die Schrift ist auch eine lebendige Sache, die durch sich und wahrhaft spricht, ein Buch des Lebens, das durch sich richtet … die von dem heiligen Geiste dem Menschen gegebene Wahrheit … Ich bekenne, daß ich nichts als einen zum Seligwerden notwendigen Glaubensgegenstand glauben, festhalten, behaupten und predigen will, wofern ich nicht den theologischen Nachweis darüber habe: das sagt die hl. Schrift ausdrücklich oder implizite, daher ist das als Glaube zu glauben, festzuhalten und zu behaupten, und so schenke ich in Demut der hl. Schrift Glauben, das ist, daß sie geglaubt werden müsse, und so will und werde ich alles, was in der hl. Schrift gesagt ist, halten und glauben, solange in mir Atem ist.

Hamann, Johann Georg – Wer den Geist Gottes hat, versteht die Schrift

Wie der Geist Gottes die kleinsten Ordnungen, welche in seinem Dienst gemacht werden, aufgezeichnet und die kleinsten Umstände anmerkt! Es ist eben dies die Art, wie er in unseren Seelen wirkt. Wer den Geist Gottes in sich fühlt, wird ihn gewiß auch in der Schrift fühlen. Wie er die kleinsten Umstände, die uns begegnen, anwendet, um die Menschen zu erbauen, aufzurichten, zu erfreuen, zu trösten und zu warnen! So wahr ist es, daß seine Absicht gewesen, keinen andern als Gläubigen, als wahren Christen durch sein göttliches Wort zu gefallen. Der Ungläubige geht ihn nichts an, er mag so einfältig und so gelehrt sein wie er will. Er ist versiegelt für ihn. Der Gläubige ist sein Vertrauter. Er läßt sich schmecken von dem einfältigsten wie von dem tiefsinnigsten Verstande mit gleicher Wollust, mit gleichem Reichtum, himmlischer Wahrheit und übernatürlicher Gnade.

Hamann, Johann Georg – Warum die Bibel in Gleichnissen redet

Die Schrift kann mit uns Menschen nicht anders als in Gleichnissen reden, weil alle unsere Erkenntnis sinnlich und der Verstand und die Vernunft die Bilder der äußeren Welt allenthalben zu Zeichen geistiger und höherer Begriffe macht. Außer dieser Betrachtung sehen wir, daß es Gott gefallen hat, seinen Rat mit uns Menschen zu verbergen, uns so viel zu entdecken, als zu unserer Rettung und zu unserem Trost nötig ist, zu gleicher Zeit aber auf eine Art, die die Klagen der Welt, die Herren derselben, hintergehen sollte. Daher hat Gott verächtliche, ja Undinge zu Werkzeugen seines geheimen Rates und verborgenen Willens gemacht.

Ich wiederhole mir selbst diese Betrachtung so oft, weil sie mir ein Hauptschlüssel gewesen, Geist, Hoheit und Geheimnis, Wahrheit und Gnade da zu finden, wo der natürliche Mensch nichts als eine Redensart oder Eigenheit der Grundsprache, der Zeiten, des Volkes, kleine Wirtschaftsregeln und gemeine Sittensprüche findet.

Johann Georg Hamann – Vom Reichtum der Bibel

Die Natur ist herrlich. Wer kann sie überblicken? Wer versteht ihre Sprache? Sie ist stumm, sie ist leblos für den natürlichen Menschen. Aber die Schrift, Gottes Wort, ist herrlicher, vollkommener. Sie ist die Amme, die uns die erste Speise gibt und uns stark macht, allmählich auf unseren eigenen Füßen zu gehen; die das Zauberband des Satans über unseren eigenen Sinnen und unserer Vernunft hinwegnimmt; die das Geräusch der wilden Leidenschaften in unserer Seele, von dem wir betäubt werden, daß wir uns selbst nicht unserer bewußt sind, in Stille, in Freude, in ewigen und himmlischen Frieden verwandelt. Gott läßt seine Güte die Menschen sehen und schmecken in tausend Gestalten, in tausend Verwandlungen, die nichts als Schalen seiner Güte sind, die durch die ganze Schöpfung als der Grund ihres Seins, ihres Segens fließt. Lasset uns die ganze Schrift als einen Baum ansehen, der voller Früchte, und in jeder einzelnen Frucht ein reicher Same eingeschlossen ist, in dem gleichfalls der Baum selbst und die Früchte desselben liegen. Dies ist der Baum des Lebens, dessen Blätter die Völker heilen und dessen Früchte die Seligen ernähren sollen.

Dionysius der Karthäuser – Lehre

Lasset uns mit Ernst uns bestreben, in zweifacher Weisheit vollkommener zu werden, nämlich in der Lehre der Weisheit, und in der Lehre der heiligen Schrift, und durch fleißiges Betrachten ihrer aufgestellten Beispiele uns so erfreuen, daß wir um so mehr andern irdischen und geringern Trost verachten lernen… Laßt uns die Lehre eine Matthäus ins Gedächtniß prägen, und Tag und Nacht darüber nachdenken, damit es uns Wonne gewähre, und wir gründlich erkennen lernen … die Zeugnisse und Gebote, die Lehren und Warnungen, die Tugenden und die Heiligkeit, das Leben und die Thaten Christ … diese sollen unsere tägliche Nacheiferung, nach diesen unser ganzes Leben eingerichtet seyn. Denn wenn wir nach dem streben, was Baruch (Kap. 3) sagt: „Lerne, wo die Weisheit, wo die Tugend, wo Vernunft zu finden sey, damit du weißt, wo ein langes Leben, wo Licht und Friede seye.“ Wenn, sag‘ ich, wir dieses zu lernen wünschen; so laßt uns das Evangelium lesen, und uns bestreben, es zu fassen!

In allen Widerwärtigkeiten ist uns die heilige Schrift so wohl in Worten als Beispielen lehrreich… Sie gießt Trost in die fromme Seele; denn sie enthält viel ermunterndes und hebendes; deswegen auch 1 Machab. 12 Jonathas und andere sagten: „Die heiligen Bücher sind uns zum Troste.“ Denn jede von Gott eingegebene Schrift ist nützlich zur Belehrung.

Cyprian – Von der Nachfolge

Laßt uns in den Händen die göttliche Schrift halten, im Sinne nur den Gedanken an den Herrn wohnen; beständiges Gebet möge gar nie verstummen, heilbringende Wohltätigkeit keinen Augenblick erlahmen! Laßt uns stets in geistlichen Werken uns betätigen, damit der Feind, sooft er einen Angriff versucht, unsere Brust gegen ihn wohlverwahrt und gerüstet findet!

 

Moody, Dwight Lyman – Die Bibel, ein modernes Buch?

Viele Menschen glauben, die Bibel habe sich überlebt, weil sie ein so altes Buch ist. Sie sagen, sie wäre für die unwissenden früheren Generationen ganz gut gewesen, da sie ja manch nettes Geschichtchen enthalte, aber für die jetzige Zeit sei sie nicht geeignet. In unserer aufgeklärten Zeit können wir sehr gut ohne dieses alte Buch fertig werden; wir seien darüber längst hinaus. Nun, Freund, ihr könntet mit demselben Rechte sagen: Die Sonne, welche schon vor Jahrtausenden geschienen, ist nun so alt geworden, daß sie sich überlebt hat. Wenn jemand ein Haus baut, braucht er kein Fenster mehr anzubringen, da wir jetzt neues und besseres Licht besitzen. Wir haben ja Gaslicht, Gasglühlicht und elektrisches Licht. Ich rate allen Leuten, die da meinen, die Bibel sei zu alt und abgenutzt, wenn sie Häuser bauen, ja keine Fenster hineinzusetzen, sondern sie mit elektrischem Licht zu erleuchten. Das wäre etwas Neues, und um das Neue sind sie ja so sehr besorgt!

Der Weg zum Glück
Ein Hausbuch für die christliche Familie
von Pfarrer Gustav Hofelich
C. Rieger’sche Verlagsanstalt. Stuttgart – München