Zell, Matthäus – An Melanchthon auf der Tübinger Konferenz zur Frage, was er vom Abendmahl halte

„Herr Philipp, ich will Euch meinen Glauben sagen und geb auf Eure Frage Antwort: „Als Gott der Herr mich zur Erkenntnis seines heiligen Evangeliums hat kommen lassen, da hab ich vom Abendmahl Jesu Christi nie anders geglaubt und gepredigt, denn dass in dem heiligen Abendmahl des Herrn Christi werde dargereicht allen denen, so es empfahen und genießen, der wahre Leib und das wahre Blut Christi, meines Erlösers und Heilandes. Dass ich aber glauben sollt, ich müsste den Leib und das Blut im Nachtmahl empfahen: substantialiter, essentialiter, realiter, naturaliter, praesentialiter, localiter, corporaliter (lauter dogmatische Bestimmungen des „Wie“ im Abendmahl) rc., der Teufel hat diese Wörter aus der Höllen gebracht; Christus hat einfach geredet: „Das ist mein Leib, das ist mein Blut.“ Bei diesen Worten bleib ich und glaub nit anders, denn wie Christus, mein Herr, selber geredet hat. Denn wenn es not gewesen wäre, diese Worte: substantialiter, essentialiter rc. hinzuzusetzen, er würde solches auch hingesetzet und geredet haben. Darum soll man allein bei den einfältigen Worten Christi bleiben und glauben, wie er selbst geredet hat.“ Worauf Melanchthon ihm geantwortet: „Du hast recht geredet.““

Zell, Matthäus – Über Martin Luther

„Es hat mich nichts mehr gegen Luther erregt und mir übler an ihm gefallen, desgleichen auch andern guten Männern, als das hart, grässlich oder bissig Verantworten und Schreiben, das er gegen etliche seiner Mitkämpfer, desgleichen Papst, Bischöfen und Anderen getan hat, welche er so scharf, so spöttisch angegriffen hat, dass einer kaum etwas Schärferes, Spöttischeres gelesen haben wird, ja auch kaum von den Propheten, durch welche Härtigkeit und Schärfe (als ich achte) Viel ob seiner Lehre etwas Scheuens gehabt. Mich dünkt aber (so setzt er sehr richtig hinzu), dass die Wahrheit soll angenommen werden, Gott geb, wie sie einhertrabe, sanft oder rau.“