Johann Albrecht Bengel – Friede und Freude.

Der Friede Gottes ist wie ein stilles Meer. Hingegen bei der Welt besteht der falsche Frieden darin, dass man den Unfrieden, der im Herzen ist, übertäubet. In der Sünde ist Unfrieden; aber wo Vergebung der Sünden ist, da ist Leben und Frieden. Der Frieden ist die Frucht der Auferstehung Christi.

Statt der tollen Weltfreude tritt ein Friede über alle Vernunft ein, und eine Freude, welche der natürliche Mensch nicht fasst.

Johann Albrecht Bengel – Gottes Angesicht schauen.

Es ist etwas heilloses, wenn man sich in die Welt verwickelt und verliert, und sich durch Abweichung von Gott, durch Ungerechtigkeit und Unreinigkeit, durch allerlei Ungebühr je mehr und mehr untüchtig macht zu dem lauteren Lichte Gottes. Die Himmelsbürger haben nicht mehr zu kämpfen, sie sind in der ewigen Ruhe, Freude und Herrlichkeit.

In der Gemeinschaft Jesu Christi sind wir zur Gemeinschaft aller herrlichen und seligen Himmelsbürger gebracht. Da sollen wir den Ruf und Zug zum ewigen Leben in unserm Herzen walten lassen. Durch die Erkenntnis unseres großen Gottes, und unseres Heilandes Jesu Christi, und die darin liegende Wahrheit und Klarheit sollen wir entfliehen der unflätigen garstigen Welt und uns los machen von allem, was uns von derselben anhängt.

Johann Albrecht Bengel – Himmlischer Sinn.

Hier, in diesem Leben, muss der Grund schon bei uns gelegt werden, wenn wir in jener Welt zu etwas kommen sollen. Die Wurzel des ewigen Lebens, die Erkenntnis Jesu Christi muss schon in diejenigen Seelen eingesenkt werden, die des ewigen Lebens hernach in vollem Maße genießen sollen. Lass uns, HErr Jesu, wahrnehmen, was Du den Deinigen zeigest, uns losreißen von dem, was irdisch ist und uns gefangen hält, und uns aufschwingen himmelwärts.

Johann Albrecht Bengel – Seelenfassung.

Wir meinen oft, nur das, was wir tun und lassen, habe Verantwortung, an die innere Seelenfassung denken wir nicht. Und die hat doch das meiste zu bedeuten. Bei einem bösen Menschen nimmt seine Stärke (der Bosheit), wenn er still ist, oft mehr zu, als wenn er geschäftig ist. Im Guten ists aber auch so: wenn ein Mensch einmal eine Kraft bekommen, so legt die immer zu, wo nur Treue im Herzen ist. Die Seele ist schnell in ihren Wirkungen. Voll Trieb und voll Kraft ist das menschliche Herz.

Johann Albrecht Bengel – Erleuchtung.

Was gegen die Sonne die kleinen Stäubchen sind, die man in der Luft sieht, das sind gegen Gott seine Geschöpfe. Da sollen wir lernen, unsern Gott allein. groß achten und durch die Erkenntnis seiner Größe unser Herz erleuchtet und erweitert werden lassen, dass es nicht so finster und enge bleibe, noch sich mit nichtigen Dingen schleppe, sich darüber verwundere und darinnen verliere. Von dem Licht seiner Klarheit soll unser Herz immer erfüllt sein, dass es nicht sei, wie ein finstrer Winkel, sondern wie ein schönes Gemach, darin sich der Sonne Glanz ungehindert ausbreitet.

Johann Albrecht Bengel – Fremdlingschaft.

Christen verachten, was gegenwärtig und eitel ist. So sieht man sie aus der Welt ausgehen, durchhingehen, vorbeigehen. Ein Fremdling ist eben fremd; seine Sprache, Tracht, Aufzug kommt albernen Leuten lächerlich vor. Wer aber in der Welt bleiben will, kann Gott nicht lieben.

Christen lassen das Gegenwärtige fahren und geben sich aufs Zukünftige hin. Nichts ist, das sie aufhält, sie sterben leicht. Sie trachten nach dem, was zukünftig und unvergänglich ist, ob sie es schon nicht sehen in lauterer Einfalt des Glaubens, wie man wohl mit einander korrespondiert, ohne sich jemals gesehen zu haben.

Sieht der Gläubige in den Kalender, so wünscht er, dass einer von diesen Tagen der letzte wäre. Hört er von einem, der den Eingang gefunden, so wünscht er, mit zur Tür eingekommen zu sein. Gerade zu! Dem Ziel nach! Das ist die wundersame Ordnung, Sehnsucht und Freude des Christenstandes.