Otto Funke – Bringt der Jugend ein anziehendes Christentum!

Großes Unheil wird oft angerichtet, wenn ältere ernste Christen den jungen Leuten, die noch gar nicht in der Schule Jesu drin sind, die Enthaltungen zumuten, die ihnen selbst vielleicht aufgelegt sein mögen. Man hört es oft sagen, daß gewisse Eltern vergessen, daß sie auch einmal jung gewesen sind. Das ist ja ein sehr schlimmer Vorwurf. Die Herzen der Kinder werden den Herzen der Eltern dadurch entfremdet, wenn die Eltern nicht mit ihnen fühlen. Ja, die jungen Leute werden verbittert, wenn man ihnen das verbietet, was ihre Freude und Wonne ist, oder wenn man ihnen soviel in den Weg legt oder auch die Erlaubnis mit tiefen Seufzern begleitet.

Es versteht sich von selbst, daß die Eltern auch ihren heranwachsenden Kindern nichts erlauben dürfen, was an sich schlecht oder für sie jedenfalls schädlich ist. Aber man soll auch nicht zu schnell etwas schlecht nennen. Auf einer niedrigen Stufe des sittlichen und religiösen Lebens ist manches durchaus gut, was später wegfallen muß. Der Satz des Predigers Salomo: „Alles hat seine Zeit“ könnte in diese Dinge viel Licht bringen.

Durch ein übertriebenes, engherziges, ungeistliches Wesen wird sehr viel geschadet. Wenn das Christentum von der Jugend so angesehen wird, daß es dabei besonders aufs Verbieten und „Spielverderben“ hinauskomme, ja, dann werden wir den jugendlichsten Teil der Jugend nicht bekommen. Es tut wahrlich sehr not, den Herrn Christus als den rechten Freudenmeister und das Reich Gottes als „Friede und Freude im Heiligen Geist“ darzustellen. Echte Jünger Jesu sollen es der Jugend beweisen, daß das Evangelium einen jung erhält, daß es einem einen weiten Blick und ein offenes Herz schafft für alles, was menschlich, groß, lieblich, schön und edel ist.

O ihr Erzieher alle, bleibet jung mit der Jugend oder verzichtet darauf, Erzieher zu sein! Und ihr frommen, ernsten Christen, bleibt Menschen und empfindet mit den Menschen menschlich!