d’Espagne, Jean – Ein Bild von Gott

Aus dem Französischen übersetzt

Die Menschen stellen sich Gott immer ganz anders vor, als er wirklich ist. Sie bilden sich ein, Gott sey, wie sie sind. Ein leichtsinniger Mensch denkt: Gott wird ja nicht alles so genau nehmen, weil er, der Mensch, nicht alles so genau nimmt. Ein anderer glaubt, Gott sey hart, vergebe nicht gern u.s.w. weil er, der Mensch, es so macht. Gott spricht zum Gottlosen: Du meinest, ich werde seyn, gleich wie du.

So weit geht die Bosheit der Menschen. Wenn jemand auch keine deutlichen und klaren Gott entehrenden Vorstellungen in der Seele findet, so liegt der Keim davon in aller Herzen; die Vorstellungen bilden sich halb, und halb werden sie oft unterdrückt. Der erste Mensch, von dem wir diese Unart haben, dachte, Gott sey neidisch gegen ihn, und wollte glücklicher werden; wurde aber unglücklich.

Wenn man Gott kennen lernen will, so muß man ihn nicht durch das gefärbte Glas unsrer Launen ansehen.