Wenn man ein Christ wird, wenn einen Christus annimmt, wenn man die Macht, ein Kind Gottes zu werden, erhält, so geschiehts, dass einem der Heiland auf einen Augenblick mit seiner Person gegenwärtig wird. Man kommt in einer Stunde, in einem Augenblick in die Umstände, darin die Apostel waren, als sie Ihn sahen. Ich fordere nicht, dass man mit seinen leiblichen Augen einen Körper sieht, dass sich das Gemüt eine Einbildung macht, oder in sich selbst so lange hinein sieht oder hinein denkt, bis es eine Gestalt vor sich stehen sieht, aber ich fordere das Wesentliche davon, nämlich, dass ein Mensch, der abstrakt und nur geistlich gesehen hat, so gewiss wissen muss, dass sein Geist gesehen und gefühlt hat, als wie man im gemeinen menschlichen Leben gewiss sein kann, dass man etwas gesehen und angerührt hat. Er braucht denselben Augenblick, da das geschieht, nichts Sinnliches, nichts Sichtbares zu haben (man kann zwar das mit keiner Gewissheit ganz ausschließen, es muss daher auch nicht sein), wenn nur die wesentliche Wirkung davon übrig ist, hinten nach, dass man nicht nur sagen kann; ich habe gesehen, gehört, sondern: so hab‘ ich’s gesehen und das habe ich gehört.
Die Schrift sagt: unser ganzes evangelisches Geschäft sei, Jesum abzuzeichnen, Ihn vor die Augen zu malen, den Griffel des Geistes nehmen und das Bildnis Jesu in die fleischernen Tafeln des Herzens radieren, ja eingravieren, dass es sein Lebtage nicht wieder herauszubringen ist.
Augustin wünschte, Jesum im Fleisch zu sehen, und weil ich das nicht kann, sagte er, so steht Er mir vor meinen Augen, als ob ich Ihn gekreuzigt sähe.