Gott ist allezeit in mir. Wenn ich Böses thue, so straft er mich und zeigt mir seine Barmherzigkeit, die mir die Arme reichet. Wenn ich Gutes thue, so ist er’s, der in mir wirket. Er ist’s, der in meinem Herzen das Gute liebet und das Böse hasset, der in mir betet rc. – ich thue alle diese Sachen durch ihn, er macht, daß ich sie thue.
Fenelon, Franz – Das Wort Gottes
Was würde das äußere Wort der Prediger, ja selbst die heilige Schrift nützen, wenn nicht ein inneres Wort, der heilige Geist, wäre, welcher dem Andern alle Kraft und Wirkung gäbe? Das äußere Wort würde ohne dieses innere allbelebende Wort nichts anders seyn, als ein leerer Schall, und ein todter und tödtender Buchstabe.
Fenelon, Franz – Das Reden Gottes
Gott redet ohne Unterlaß in uns. Er redet in den Sündern, aber sie hören ihn nicht vor dem Lärm ihrer Begierden und der Welt. Er redet in den Bußfertigen, die hören ihn in den nagenden Bissen ihres aufgebrachten Gewissens. Er redet in den Gelehrten und ehrbaren Leuten: aber sie hören ihn nicht, weil sie sich selbst zu viel hören. Er redet in seinen Kindern, die hören ihn ganz, denn sie ruhen an seiner Brust.
Fenelon, Franz – Grund des geistlichen Gebäudes
Das Verzagen über unsere Schwachheit, welche nicht zu heben ist, und das Vertrauen, ohne Vorbehalt auf die Allmacht Gottes, machen den wahren Grund unseres geistlichen Gebäudes aus
Fenelon, Franz – Falsche Demut
Es ist eine falsche Demuth, wenn man sich der Güte Gottes unwürdig hält, und wenn man nicht das Vertrauen hat, solche von Ihm zu erwarten.
Farel, Wilhelm – Über das Verbot des Bibellesens in Frankreich
Ach Gott, welch ein Greuel! Sonne, kannst du mit deinen Strahlen ein solches Land bescheinen? Erde, kannst du solche Menschen tragen und denen, die ihren Schöpfer so verachten, deine Früchte schenken? Und du, o Herr, bist du so mitleidig, so langsam zum Zorn bei einem so großen gegen dich begangenen Frevel? Hast du nicht deinen Sohn zum König über Alle verordnet? Soll sein heiliges Wort, das du ihm aufgetragen hast uns zu lehren, verboten sein als ein unwürdiges, schlechtes, für die die es lesen gefährliches Wort? Erhebe dich, o Herr! Zeige, es sei dein Wille, daß dein Sohn geehrt und die heiligen Gesetze seines Reiches verkündigt, erkannt und von Allen gehalten werden. Laß die Posaune deines Evangeliums in aller Welt erschallen! Verleihe deinen Predigern Kraft und Muth, und zerstöre die welche Irrthum verbreiten, damit die ganze Erde dir diene, dich anrufe, dich anbete in tiefer Ehrfurcht.
Eucherius – Vorzug der Einsamkeit
Vorzug der Einsamkeit.
O großer Ruhm der Einöde, der Teufel, der im Paradiese überwand, ward in der Wüste überwunden.
Erb, Matthias – Vom Gebet der Kinder
Es ist fruchtparlich on allen zweifel/ daß man die kind anfangs inn der schull anhalte/ vnd lerne sie im geist vnd der warheyt ernstlichen betten/ darauß nitt allein sie/ sonder ettwan auch farlessige elteren/ ja ein gantz haußgesind mag verbesseret werden/ so sie sehen den kindischen eyffer vnd Christenliche zucht/ sich aber in vnwissenheit eraltet/ Darumb sollen die schulmeister die kind erstlichen leren/ zu Gott durch Jesum Christum inn aller notturfft allein ruffen/ vorauß sollend sie leeren den verstand des Vatter vnsers/ vnnd andere kurtze Psalmen vnd Gebettlen/ so auff daß kurtzest auß der geschrifft geklaubet/ auff welche wir auch niemandt verbunden wöllen haben/ daß wir nit erachtet werden/ als die so neüwe Hortulos animae beschryben/ dann der geist des gebets/ soll an khein wort/ statt/ oder zeit/ nach zall/ angebunden sein/ sonder frey/ ongespert bleiben/ rc.
Edwards, Jonathan – Über Ps. 46, 11
V. 11 „Seid stille und erkennet, daß ich Gott bin.“ Das ist eine Verpflichtung, die wir zu erfüllen haben. Das gilt für unsere Worte: Wir sollen nicht gegen das souveräne Handeln Gottes Einspruch erheben oder über seine Vorsehung und Fürsorge klagen. Wir sollen uns nicht selbst rechtfertigen. Das gilt aber auch für unser Handeln: Wir sollen ja nicht gegen Gott arbeiten, sondern unseren Lebenswandel bescheiden unter dem Willen Gottes führen. Wir sollen still sein in unseren Herzen, indem wir uns in allen Lagen gelassen dem Willen Gottes unterwerfen. Der Grund dafür liegt in der Göttlichkeit Gottes. Er ist Gott! Das ist wahrhaftig Grund genug, vor ihm zu schweigen, sich still und demütig ihm zu unterwerfen.
Eckbert – Reue
Gott meines Lebens, wie schlecht benutzt, wie fruchtlos dahingeschwunden ist die Zeit, welche Du mir gabest, Deinen Willen zu thun! Wie lange Jahre, wie viele Tage und Stunden sind mir verloren gegangen, in denen ich ohne Gewinn vor Dir gelebt habe? Wie werde ich vor Deinem Gerichte bestehen? Wie werde ich meine Augen erheben können zu Deinem Antlitz bei jener großen Prüfung, wo Du mir ins Gedächtnis zurückrufest alle meine Sünden und Stunden? Gnädigster Vater, erbarme Dich und vergiß meine verlorne, ach leider so lange Zeit! Und nun entbrennet, alle meine Wünsche und lenket euch zum Herrn Jesu hin, laufet, denn ihr habt lange genug gezögert, eilet, wohin ihr gehet, suchet, den ihr suchet. Ihr suchet Jesum von Nazareth den Gekreuzigten. Er ist aufgefahren gen Himmel, er ist nicht hier. Er ist nicht, wo er sein edles Haupt nicht betten konnte. Er ist nicht, wo er wandelte von Noth und Verachtung umringt. Er ist nicht, wo er stand, um von Pilatus gerichtet zu werden. Er ist nicht, wo er angespieen und gegeißelt ward, wo er verwundet mitten unter Verbrechern hing. Er ist nicht, wo er vom Steine verschlossen und von der Wache verwahrt lag. Aber wo ist er denn? Hoch über die Himmel, über alle Herrlichkeit der Engel ist er mächtig emporgestiegen zur Rechten des Vaters. In ihm vereinigen sich nun die Ströme der Sehnsucht aller Heiligen, über ihn frohlockt und jauchzt, ihn verherrlicht das ganze Reich des Himmels. So schwinge dich auch du, meine Seele, wiederum empor, so viel du es vermagst und geselle dich zu den Tausenden von Heiligen, die sich im Herrn Jesu freuen. Dahin eile auf dem Fahrzeuge des Glaubens und der Hoffnung, dort weile in der Gluth der Liebe, wo Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes.