Claudius, Matthias – Polykarp

Es war ’nmal ein Polycarpus, der war ein Christ und zugleich Bischof von Smyrna, und den verfolgten deswegen die Heiden und schleppten ihn vor den Richter, dass er verbrannt würde, und der Richter tat ihm den unverschämten Antrag, dass er Christum lästern sollte. „Ich diene ihm nun sechsundachtzig Jahre“, antwortete Polycarpus, „und er hat mir kein Übels getan. Wie sollt‘ ich denn meinen Herrn und Heiland lästern?“ Indes war er’s gerne zufrieden, dass er verbrannt würde, und das geschah denn auch.

Was soll man daraus lernen? Antwort: Dass das eine gute Herrschaft sein muss, für die man nach sechsundachtzigjährigem Dienst noch gerne durchs Feuer gehen will.

Hugo von St. Victor: Märtyrer

Betrachten wir die Märtyrer der Kirche und lassen wir unser träges, kaltes Herz an ihrer Liebe warm werden! Was haben sie gelitten und überwunden! Alles, was nur dem menschlichen Herzen empfindlich sein kann, ist über sie ergangen, um sie abwendig zu machen. Aber die Liebe zog sie. Sie gingen unaufhaltsam ihrem Ziele entgegen. Hinter sich die Welt, vor sich Gott, in der Mitte die Henker und Martern. So tief ihr Herz von der Liebe verwundet war, so tief verachteten sie die Wunden, die dem Fleische geschlagen wurden und bekannten sterbend, was ihnen im Leben das Theuerste gewesen war. O welche Seligkeit muß ihnen die Liebe gegeben haben, die so unauslöschlich in ihren Herzen brannte! Und nun sind sie dahin gekommen, wo sie die Liebe selbst aufgenommen hat. Wie Wasserströme stürmten die Leiden der Welt auf sie ein. Aber viele Flüsse und viele Wasser vermochten die Liebe nicht auszulöschen.