Dionysius der Karthäuser – Nachfolge

Willst du wissen, mit wie großer Bedachtsamkeit wir auf dem Wege des Heils fortschreiten müssen, so erwäge, was der eingeborne Sohn, die ewige Weisheit Gottes, für uns geworden ist, gelitten und gethan hat. Er hat um unsertwillen die menschliche Natur angenommen, zu unsrer Erlösung die größten Lasten getragen, ja den bittersten Tod erduldet. Willst du dich nun noch länger vernachlässigen, noch länger die Zeit der Gnade verscherzen? Wähnst du, daß du bei einem so schlaffen und oberflächlichen Leben, das noch der Weltliebe so voll und der Gottesfurcht so ledig ist, selig werden könnest? So entgeht man wahrlich nicht der ewigen Pein, so erreicht man nimmer das himmlische Vaterland. Hat Christus gelitten und uns ein Beispiel hinterlassen, daß wir sollen nachfolgen seinen Fußstapfen, so müssen wir ihm auch in seinen Leiden ähnlich werden, müssen mit ihm sterben; denn wer da saget, daß er in ihm bleibe, spricht der Apostel, der muß auch wandeln, gleichwie er gewandelt hat. So gieb denn der Eitelkeit Abschied, unterwirf deinen Willen dem Gesetze des Herrn und laß die Furcht Gottes immerdar in dir wohnen.