Augustinus – Anbetung

Du sollst Gott, deinen Herrn, anbeten; dieß fordert er selbst von dir. Du betest ihn aber nicht an, außer nur dadurch, daß du ihn liebest. Denn man betet nur das an, was man liebt. Deswegen muß man Gott, weil er größer und besser als alles ist, was man findet, mehr als alles lieben, damit man ihn anbete.

Holl, Karl – Vom Glauben

Ich glaube, aus Erfahrung sagen zu dürfen: die wahren, tiefsten Freuden kommen da, wo man sich zu etwas gezwungen hat, wo man etwas hat überwinden müssen. Die Hauptsache ist, daß wir Glauben haben, nicht bloß den sogenannten unbeugsamen Willen. Auch der stählernste Wille zerbricht. Das allein Unbeugsame ist der Glaube. Er gibt die Gewißheit, daß ein anderer die Sache führt und daß er sie durch uns führt.

Holl, Karl – Übers Gebet

An zwei Dingen hängt alles: am Gebet und an der Liebe. Das sind die tiefsten Kräfte, die den Menschen umbilden, je treuer er sie übt. Wirkliches Beten will gelernt sein. Und man lernt es nicht vom Bitten, sondern vom Danken aus. Es gibt Augenblicke, in denen Gottes Güte uns besonders nahe tritt. Jeder, der sein Leben überdenkt, weiß das. Da lüftet sich etwas wie ein Schleier. Solche Eindrücke muß man festhalten. Als neueer Mensch kommt man aus jedem Dankgebet heraus. Diese hellen Punkte sind und bleiben die Lichtquellen, von denen aus sich das Dunkel hebt. – Die Augenblicke des Stehenbleibens vor Gott sind die, wo man Kraft schöpft, wo man Atem holt aus der jenseitigen Welt. Sich an Gott halten heißt atmen in Gott, in jedem Augenblick wissen, daß man zu ihm gehört und unter ihm steht.

Pregitzer, Johann Ulrich – Bekenntnis

Ich glaube und bekenne, daß mein alter Mensch, mein eigenes Leben, und was ich von Adam ererbt habe, mit Christo gekeuziget und zum Sterben verurtheil worden, ich übergebe es also freiwillig in den Tod, und will mich davon in der Kraft der neuen Geburt aus Gott geschieden halten, ja dem Willen des sündlichen Fleisches durch die im Glauben angezogene Kraft des Todes Jesu täglich, stündlich, und augenblicklich abzusterben mich befleißigen, so daß ich als ein im Glauben und in dem dadurch empfangenen heiligen Geist Wandelnder die sündlichen Lüste des Fleisches nicht vollbringe (Gal. 5, 16.17)

Steinmetz, Johann Adam – Aus den erbaulichen Sendschreiben

Der Lauf des Christen gleichet den vier Jahres-Zeiten. Er beginnt im Winter; wenn Christus in uns geboren wird, sieht Alles öde, kahl und erstorben aus, also hat uns die Sünde zugerichtet! Will einer sich selbst helfen, so ist’s, als wenn einer im tiefen Schnee watet, und immer tiefer versinkt, bis ein anderer ihn rettet. Dann kommt der Frühling mit seinen zarten Pflänzlein und hoffnungsvollen Blüthen: eine selige Zeit, die manche für die Vollendung halten. Hierauf der Sommer mit seinem kräftigen Wachsthum, unter den heißen Sonnenstrahlen, Gewittern, Regengüssen und Dürre reifet die Frucht. Endlich der Herbst mit seinen herrlichen Gaben.