Bengel an seine Tochter.

Ich könnte dir keinen besseren Brief schicken, als die heilige Schrift. Danach halte dich in deinem innern und äußeren Tun und Lassen, Leben und Wandel, Glauben und Hoffen, Meiden und Suchen, Arbeiten und Ruhen, Lieben und Dulden. Gib dein Herz dem frommen Heiland in aller Aufrichtigkeit und einfältigen Zuversicht, und bemühe dich nicht vorher, dass du es besser und würdiger machen wollest, sondern überlasse es Ihm, dass er es durch seinen Geist erneuern und ihm gefällig machen möge. Geht dir dann etwas Freudiges auf, so verschütte es zwar nicht, aber lass doch auch Andere, mit denen du umgehst, merken, dass du von der himmlischen Freundlichkeit und Leutseligkeit etwas erblickst. Befleißige dich, dem himmlischen Vater dankbar und gefällig zu sein, und streite dann wider alle unlustigen (verdrießlichen] Gedanken und Überlegungen, weil die Liebe und der Frieden das Regiment in unseren Herzen führen soll. Gott macht Alles wohl. Sein sind und bleiben wir. Der verborgene Mensch des Herzens, unverrückt mit sanftem und stillem Geiste, ist köstlich vor Ihm.