Johann Albrecht Bengel – Fremdlingschaft.

Christen verachten, was gegenwärtig und eitel ist. So sieht man sie aus der Welt ausgehen, durchhingehen, vorbeigehen. Ein Fremdling ist eben fremd; seine Sprache, Tracht, Aufzug kommt albernen Leuten lächerlich vor. Wer aber in der Welt bleiben will, kann Gott nicht lieben.

Christen lassen das Gegenwärtige fahren und geben sich aufs Zukünftige hin. Nichts ist, das sie aufhält, sie sterben leicht. Sie trachten nach dem, was zukünftig und unvergänglich ist, ob sie es schon nicht sehen in lauterer Einfalt des Glaubens, wie man wohl mit einander korrespondiert, ohne sich jemals gesehen zu haben.

Sieht der Gläubige in den Kalender, so wünscht er, dass einer von diesen Tagen der letzte wäre. Hört er von einem, der den Eingang gefunden, so wünscht er, mit zur Tür eingekommen zu sein. Gerade zu! Dem Ziel nach! Das ist die wundersame Ordnung, Sehnsucht und Freude des Christenstandes.