Nikolaus von Amsdorff – Von den guten Werken

„Derhalben sage ich, Nicolaus von Amsdorff, wer diese Worte, wie sie dastehen (gute Werke sind nothwendig zur Seligkeit), lehret und prediget, dass derselbe ein Pelagianer, Mameluk und verlungerter Christ und zwiefältiger Papist ist.“ „Wir verdammen die Präposition: Gute Werke sind von Nöthen zur Seligkeit; denn die Worte, wie sie da stehen und lauten, können nicht anders verstanden werden, denn dass die Werke die Seligkeit verdienen; darum können und sollen wir sie in unseren Kirchen nicht dulden noch leiden.“ Nur als Bedingung, nicht als nothwendige Beweisungen und Früchte der Seligkeit verwarf Amsdorff die guten Werke: „Dieweil die Werke“ – sagt er – „so die zehn Gebote Gottes fordern, der Seligkeit effectus und Früchte sind, so können sie nicht sein causa sine qua non salutis seu justitiae“ „Dieweil gute Werke hier auf Erden zu diesem Leben von Nöthen sind, unsere Seligkeit (so wir bereits ohne Werke aus Gnaden haben) vor Gott und den Menschen damit zu bezeugen, so können sie nicht von Nöthen sein zur Seligkeit, wie Georg Major lüget. Denn wer aus Gnaden durch den Glauben selig worden ist, der thut danach aus Art und Natur der Wiedergeburt gute Werke hie in diesem und zukünftigem Leben. Darum können die guten Werke zur Seligkeit nicht von Nöthen sein, wie Georg Major schwärmt und heuchelt.“ „Dieweil auch einer wie der Andere selig wird, der Alte wie der Junge, der sich zeitig bekehrt, wie Der, so sich in der letzten Stunde bekehrt, nämlich allein aus Gnade, durch den Glauben, ohne alle Werke, so können gute Werke zur Seligkeit nicht von Nöthen sein.“ „Sonst wissen wir wohl, dass ein Christ, der durch den Glauben selig ist, gute Werke in diesem Leben thun soll und muss, wie die ganze Schrift saget, zeuget und gebeut; dass sie aber zur Seligkeit sollten von Nöthen sein, Das sagt sie an keinem Orte; aber oft und viel sagt sie:; Wer glaubt, Der wird selig.“

(Aus der Schrift: Unterschreibung des Herrn Niclas Amsdorff’s der Sächsischen Kirchencensuren wider Doctor Georg Major. Maghde. 1553. 4.)

Ambrosius – Bethlehem

Eine jede Seele, welche Christum, das Brod, das vom Himmel kommt, empfängt, ist Bethlehem, das Brodhaus, und sie wird durch die Kraft des in ihr wohnenden Brods ernährt. So fängt die Seele an zu empfangen, und Christus wird in ihr gebildet, weil sie seine Zukunft annimmt, sie wird durch seine Reichthümer genährt, und es mangelt ihr nichts.

Ambrosius – Ziel unseres Handelns ist die Gemeinschaft

So sollen wir uns denn nach Gottes Willen, oder schon kraft des natürlichen Bandes, das uns umschlingt, gegenseitig unterstützen, in Gefälligkeiten wetteifern, gleichsam alles Nutzbare zur allgemeinen Verüfung stellen, einer dem andern – mit der Schrift zu reden – helfen, sei es durch Dienstbeflissenheit, sei es durch Gefälligkeit oder Geld oder Tat oder sonstwie, auf daß der Segen des Gemeinschaftslebens unter uns sich mehre.Selbst aus Furcht vor Gefahr soll iemand von dieser Pflicht sich abwendig machen lassen, sondern alles für eigen halten, das Schlimme wie das Gute.

De officiis 1,135

Ambrosius – Sündenbekenntnis als Hilfe zur Befreiung

Der Sünder bekennt nicht nur seine Sünden, sondern er zählt sie auch auf und klagt sie an. Er will nämlich nicht, daß seine Sünden verborgen bleiben. Denn wie das Fieber, wenn es tief im Innern sitzt, nicht gelindert werden kann, wenn es aber offen ausbricht, hoffen läßt, daß es aufhört, so wird auch die Sündenkrankheit heftig, wenn sie verdeckt wird, verflüchtigt sich aber, wenn sie bekannt und offenbart wird. Und darum „ist der Gerechte sein eigener Ankläger gleich zu Anfang“ (Spr. 18,17), bevor das Gift des Geschwüres im Innern sich ausbreitet. Denn das Gewissen wird beschwert durch die Erinnerung an die Sünden, wenn man nicht um Heilung bittet. Und wartet der Arzt, dann muß der Kranke sich selber darbieten, auf daß er um so schneller geschnitten werde.

Ambrosius – Schweigen zur rechten Zeit

Die erste Pflicht ist demnach das Maßhalten im Reden. Das heißt, Gott ein Lobopfer darbringen; das heißt, Ehrfurcht wahren bei der Schriftlesung; das heißt, den Eltern Ehrerbietung erweisen. Ich weiß, das man häufig nur redet, weil man nicht zu schweigen versteht. Selten schweigt einer, wenn für ihn das Reden nicht am Platz ist. Der Weise überlegt erst viel, wenn er reden soll: was er sprechen soll, zu wem er sprechen soll, an welchem Ort, zu welcher Zeit. So gibt es denn ein Maßhalten, sowohl im Schweigen, wie im Reden, aber auch ein Maßhalten im Handeln. Schön ist es, hierin das Pflichtmaß einzuhalten.

De officiis 1,35