unbekannt – Inschrift im Dom zu Lübeck

Ihr nennet mich Meister – so fraget mich doch.
Ihr nennet mich Licht – so sehet mich doch.
Ihr nennet mich Weg – so folget mir doch.
Ihr nennet mich Leben – so suchet mich doch.
Ihr heißet mich weise – so glaubet mir doch.
Ihr heißet mich schön – so liebet mich doch.
Ihr heißet mich reich – so bittet mich doch.
Ihr heißet mich ewig – so trauet mir doch.
Ihr heißt mich barmherzig – so hoffet doch.
Ihr heißt mich edel – so ehret mich doch.
Ihr heißt mich allmächtig – so dienet mir doch.
Ihr heißt mich gerecht – so fürchtet mich doch.
Ihr heißt mich die Liebe – so folgt doch der Bahn,
denn wenn ihr mich liebt, habt ihr alles getan.

Der Weg zum Glück
Ein Hausbuch für die christliche Familie
von Pfarrer Gustav Hofelich
C. Rieger’sche Verlagsanstalt. Stuttgart – München

Luther, Martin – Im Kampf mit dem Tode

Wir sind alle zum Tode gefordert, und es wird keiner für den andern sterben, sondern jeder muß in eigener Person geharnischt und gerüstet sein, mit dem Tode zu kämpfen. Wir können wohl einer den andern trösten und zu Geduld, Streit und Kampf ermahnen, aber kämpfen und streiten können wir nicht für ihn, sondern es muß jeder selbst auf seine Schanze sehen und sich mit den Feinden, dem Teufel und dem Tode messen, allein mit ihm im Kampf liegen.

Der Weg zum Glück
Ein Hausbuch für die christliche Familie
von Pfarrer Gustav Hofelich
C. Rieger’sche Verlagsanstalt. Stuttgart – München

Luther, Martin – Böse Gedanken

Wie man nicht wehren kann, daß einem die Vögel nicht über den Kopf herfliegen, aber wohl, daß sie nicht auf dem Kopfe nisten, so kann man auch bösen Gedanken nicht wehren, aber wohl, daß sie nicht in uns einwurzeln und böse Taten hervorbringen.

Der Weg zum Glück
Ein Hausbuch für die christliche Familie
von Pfarrer Gustav Hofelich
C. Rieger’sche Verlagsanstalt. Stuttgart – München

Claudius, Matthias – Nicht beten

Ich kann nicht begreifen, was die Leute meinen, die nichts vom Beten wissen wollen. Ist ebensoviel, als wenn sie sagten, man solle nichts wünschen, oder man solle keine Ohren haben. Das müßte ja ein hölzerner Bube sein, der seinen Vater niemals etwas zu bitten hätte.

Der Weg zum Glück
Ein Hausbuch für die christliche Familie
von Pfarrer Gustav Hofelich
C. Rieger’sche Verlagsanstalt. Stuttgart – München

Luther, Martin – Das Erste und das Letzte

Es ist gut, daß man frühmorgens lasse das Gebet das erste und des Abends das letzte Werk sein, und hüte sich mit Fleiß vor diesen falschen und betrügerischen Gedanken, die da sagen: harre ein wenig, über eine Stunde will ich beten, ich muß dies oder das zuvor verfertigen; denn mit solchen Gedanken kommt man dem Gebet in die Geschäfte; die halten und umfangen dann einen, daß aus dem Gebet des Tags nichts wird.

Der Weg zum Glück
Ein Hausbuch für die christliche Familie
von Pfarrer Gustav Hofelich
C. Rieger’sche Verlagsanstalt. Stuttgart – München

Moody, Dwight Lyman – Die rechte Wahl beim Bibellesen.

Wenn du bei der Familienandacht oder zu deiner privaten Erbauung in der Bibel liesest, so wähle passende Abschnitte. Was würdest Du von einem Prediger halten, der auf die Kanzel stiege, die Bibel aufs Geratewohl öffnete und zu lesen anfinge? So machen es aber die meisten Menschen bei der Hausandacht. Sie könnten in Krankheitsfällen ebensogut in die Apotheke laufen und die erste beste Medizin hinunterschlucken, die sie gerade sehen. Die Kinder würden viel mehr Aufmerksamkeit bei der Andacht beweisen, wenn der Vater sich Zeit nähme, den besonderen Verhältnissen entsprechende Abschnitte zu wählen.

Der Weg zum Glück
Ein Hausbuch für die christliche Familie
von Pfarrer Gustav Hofelich
C. Rieger’sche Verlagsanstalt. Stuttgart – München

Moody, Dwight Lyman – Die Bibel, ein modernes Buch?

Viele Menschen glauben, die Bibel habe sich überlebt, weil sie ein so altes Buch ist. Sie sagen, sie wäre für die unwissenden früheren Generationen ganz gut gewesen, da sie ja manch nettes Geschichtchen enthalte, aber für die jetzige Zeit sei sie nicht geeignet. In unserer aufgeklärten Zeit können wir sehr gut ohne dieses alte Buch fertig werden; wir seien darüber längst hinaus. Nun, Freund, ihr könntet mit demselben Rechte sagen: Die Sonne, welche schon vor Jahrtausenden geschienen, ist nun so alt geworden, daß sie sich überlebt hat. Wenn jemand ein Haus baut, braucht er kein Fenster mehr anzubringen, da wir jetzt neues und besseres Licht besitzen. Wir haben ja Gaslicht, Gasglühlicht und elektrisches Licht. Ich rate allen Leuten, die da meinen, die Bibel sei zu alt und abgenutzt, wenn sie Häuser bauen, ja keine Fenster hineinzusetzen, sondern sie mit elektrischem Licht zu erleuchten. Das wäre etwas Neues, und um das Neue sind sie ja so sehr besorgt!

Der Weg zum Glück
Ein Hausbuch für die christliche Familie
von Pfarrer Gustav Hofelich
C. Rieger’sche Verlagsanstalt. Stuttgart – München

Jean Paul – Was hast du an der Bibel?

Du hast nur soviel an der Bibel, als du aus der Bibel hast. Hast du aus der Bibel nur gute Sprüche und Lehren, dann ist sie dir auch nur ein Spruch- und Lehrbuch; hast du aber aus ihr Leben für dein Herz gewonnen und Schätze für den Himmel, dann ist dir ihr Wort offenbar geworden, dann erfreut es deine Seele, dann macht es dich klug, dann ist dir die Schrift ein Lebensbuch und ein Schatz, den du nicht missen möchtest für Gold und viel feines Gold.

Der Weg zum Glück
Ein Hausbuch für die christliche Familie
von Pfarrer Gustav Hofelich
C. Rieger’sche Verlagsanstalt. Stuttgart – München

Luther, Martin – Vielseitigkeit der Bibel

Die Heilige Schrift ist wie ein sehr großer, weiter Wald, darinnen viel und allerlei Bäume stehen, davon man mancherlei Obst und Früchte abbrechen kann. Denn man hat in der Bibel reichen Trost, Lehre, Unterricht, Vermahnung, Warnung, Drohung usw. Es ist kein Baum in diesem Walde, daran ich nicht geklopft und ein paar Äpfel oder Birnen gebrochen und abgeschüttelt habe.

Der Weg zum Glück
Ein Hausbuch für die christliche Familie
von Pfarrer Gustav Hofelich
C. Rieger’sche Verlagsanstalt. Stuttgart – München

Zwingli, Huldrych – Die Heilige Schrift, Leiterin und Richterin

Während ich Gott bat, mir in meinem Zweifel einen Ausweg zu zeigen, sagte er: Warum bedenkst du nicht, daß die Wahrheit in Ewigkeit bleibt? Dieser hange an! So ließ ich denn alles andere dahinten und kam endlich soweit, daß ich auf kein Ding und auf kein Wort so fest vertraute, wie auf das, welches aus Gottes Munde kommt. Und so oft Menschen sich selbst und Gott vergaßen und ihre Lehre für göttlich auszugeben versuchten, und ich mich fragte, ob man einen Weg finden könne, auf dem man sicher erfahre, welches das Wahre und Richtige sei, da kam mir folgendes in den Sinn: Alles wird klar sein in dem Licht, das sagt: Ich bin das Licht der Welt, das jeden Menschen erleuchtet. Und wiederum: Glaubet doch nicht jedem Geiste, sondern prüfet die Geister, ob sie aus Gott sind. Und während ich nach einem Prüfstein suchte, fand ich keinen anderen als den „Stein des Anstoßes“. Nach diesem „Stein“ fing ich an, alle Lehre zu erforschen, und wenn ich sah, daß eine Lehre die Klarheit des „Steins“ aushalten kann, nahm ich sie an, sonst verwarf ich sie. So kam es, daß ich gleich bei der ersten Berührung merkte, ob etwas zugesetzt und beigemischt sei; und dann konnte ich durch keine Gewalt, keine Drohung dazu gebracht werden, Menschlichem, so herrlich es auch erscheinen mochte, gleichen Glauben beizumessen wie dem Göttlichen. Dem Sicheren Worte Gottes müssen wir unser Herz zuwenden, die Heilige Schrift muß Leiterin und Schiedsrichterin sein.

Der Weg zum Glück
Ein Hausbuch für die christliche Familie
von Pfarrer Gustav Hofelich
C. Rieger’sche Verlagsanstalt. Stuttgart – München