Der Tod des Christen

„Der Tod des Christen“, sagt Scriver, „sieht wohl äußerlich, in dem was vor Menschenaugen ist, dem Tode des Unchristen ähnlich, bringt wohl gleiche Schmerzen, gleiches Abscheiden von der Welt, gleiches Aufhören der Zeit und alles Sichtbaren, gleiches Verwesen des Leibes mit sich für den einen wie für den andern, aber innerlich, geistig, unsichtbar ist zwischen Beiden ein solcher Unterschied wie zwischen Himmel und Hölle. Denn der Christ sieht vom Glanz des Herrn umleuchtet den Tod nicht, geht durch Sterben hinüber zum Leben, aber der Gottlose, von Finsternis umgeben, sieht, schmeckt, fühlt den Tod ewiglich, denn der zeitliche und der ewige Tod ist bei ihm eins und dasselbe. Der Christ gleicht in seinem Sterben einer edeln Pflanze, die der Gärtner aushebt und in ein besseres Land versetzt, an der über dem Versetzen die äußern Blätter trauern und welk werden, aber das Herzblättlein bleibt frisch und grün und treibt ein größeres, schöneres Gewächs der Gottlose gleicht in seinem Sterben einem dürren Ast, der abgehauen und ins Feuer geworfen wird.“

Butzer, Martin – Über den Tod zweier seiner Töchter

„Wir haben ein kleines Kreuzlein empfangen, der Herr hat uns unsere jüngste Tochter Irene, gar ein hübsch, lieblich, verständig Kindlein (so dünkt uns Eltern), zu sich genommen. Ihm sei Lob und geb uns die Kraft, dass es zu unserer Seele Heil gereiche.“

„Du weißt nicht, wie schwer es fällt, Kinder zu verlieren. Ach! Wie sehr wünschte ich, alle die meinen noch zu haben! Doch, Herr Jesus, du weißt was uns gut ist.“

Claudius, Matthias – Was ich wohl mag.

Ich mag wohl Begraben mit ansehen, wenn so ein rotgeweintes Auge noch einmal in die Gruft hinabblickt, oder einer sich so kurz umwendet und so bleich und starr sieht und nicht zum Weinen kommen kann; ’s pflegt mir dann wohl selbst nicht richtig in’n Augen zu werden, aber eigentlich bin ich doch fröhlich. Und warum sollt ich auch nicht fröhlich sein; liegt er doch nun und hat Ruhe! und ich bin darin ’n närrischer Kerl; wenn ich Weizen säen sehe, so denk‘ ich schon an die Stoppeln und den Erntetanz. Die Leut‘ fürchten sich so vor einem Toten, weiß nicht, warum. Es ist ein rührender, heiliger, schöner Anblick, einer Leiche in’s Gesicht zu sehen; aber sie muss ohne Flitterstaat sein. Die stille, blasse Todesgestalt ist ihr Schmuck, und die Spuren der Verwesung ihr Halbgeschmeide, und das erste Hahnengeschrei zur Auferstehung.