d’Espagne, Jean – Glauben

—- Es ist nichts gewöhnlicher, als, daß die Leute sprechen: Beweise mir nur die Wahrheit der Lehre des Heilandes! löse mir diese und jene Zweifel auf, so will ich glauben. Aber solche Leute reden so, als wenn sie aus eigner Vernunft und Kraft glauben könnten; Es kömmt mir eben so vor, als wenn ein Blinder verspräche die Farben zu erkennen, wenn man sie ihm nur zeigen wolle. Die Wahrheit wird blos von denenjenigen erkannt, die Augen haben sie zu sehen.

Andre bilden sich ein, wenn sie nur einmal ein Wunder sehen könnten, so würden sie unfehlbar gläubig werden: noch andre glauben zu glauben, weil sie nie über die Religion gedacht haben.

d’Espagne, Jean – Mitleiden

Die Schrift macht kein Geheimniß daraus, daß der Heiland Gehorsam gelernt hat. Je mehr er das menschliche Elend erfuhr, desto mehr brach ihm vor Mitleiden sein Herz. Nicht lange vor seinem tode lesen wir von seinem Weinen. Er hat geweint:

  1. über einen einzelnen Menschen, den Lazarus. (Und Jesu giengen die Augen über)
  2. über eine Nation, über die Juden
  3. über uns alle; da er mit starken Geschrey und Thränen für uns bat.

 

d’Espagne Jean – Zwei Frauen

Zwo Weiber haben wider ihre Jahre und wider allen Anschein geboren; die eine im Alten Testamente, nämlich Sara: die andre im Neuen, nämlich Elisabeth: Die eine hatte den Abraham zum Mann, der zuerst die Beschneidung verrichtete, die andre war die Mutter Johannis, der zuerst taufte (zur Vergebung der Sünden.) Gott wollte, daß Isaac und Johannes der Täuffer von Müttern geboren würden, die nicht mehr in den Jahren waren, da man sonst zu gebären pflegt; die Menschen sollten vorbereitet werden, ein noch größeres Wunder zu erblicken, den Sohn einer Jungfrau.

d’Espagne, Jean – Gottes Erbarmen mit den Abtrünnigen

Aus dem Französischen übersetzt

Wir finden in der heiligen Schrift vier merkwürdige Beyspiele von großen abtrünnigen Sündern, die Gott in ihr voriges Amt völlig wieder eingesetzt, und sie nachher, wie vorher, gebraucht hat; einen Hohenpriester, einen Propheten, einen König, und einen Apostel. Aaron, Jonas, Manasse und Petrus.

  • Aaron hatte sich zum Werkzeuge der schändlichsten Abgötterey brauchen lassen, wurde aber zu seiner vorigen Würde von Gott erhoben.
  • Jonas hatte seinen Beruf verlassen, ward aber dennoch wieder gebraucht.
  • Manasse hatte die ganze Stadt Jerusalem mit unschuldigem Blute erfüllet, und dem Teufel gedient, verlor darüber sein Königreich, fand aber Gnade bey Gott, und bestieg den Trhon wieder.
  • Petrus hatte den Heiland dreymal verleugnet, ward aber durch einen dreymaligen Auftrag wieder zum Apostel bestellt.

Man könnte noch mehrere Beyspiele anführen; Diese sind aber die auffallendsten. Die Gnade Gottes wollte diese Sünder in ihre erhabenen Aemter wieder einsetzen, um an diesen Beyspielen zu zeigen, daß kein Fall eines Kindes Gottes so schwer sey, daß es nicht wieder aufgerichtet, und eben so, wie vor seinem Falle, gebraucht werden könnte.

d’Espagne, Jean – Engel

 

Aus dem Französischen übersetzt

 

Die Engel haben dem Heiland besonders viel gedient:

 

  • Ein Engel verkündigte der Maria seine Geburt.
  • Ein Engel bedeutete den der Maria wegen bedenklichen Joseph.
  • Engel verkündigten des Heilands Geburt den Hirten.
  • Engel veranstalteten seine Flucht nach Egypten.
  • Engel bestellten die Rückreise.
  • Die Engel dienten ihm in der Wüste.
  • Ein Engel stärkte ihn, in seinem Todeskampfe im Garten.
  • Engel wälzten den Stein vom Grabe Jesu.
  • Engel verkündigten seine Auferstehung;
  • Engel haben versprochen, er werde eben so wieder kommen, wie er gen Himmel fuhr.

 

Allerdings: Man findet nie, daß ein Engel in Gegenwart des Heilandes geredet hat.

d’Espagne, Jean – Ein Bild von Gott

Aus dem Französischen übersetzt

Die Menschen stellen sich Gott immer ganz anders vor, als er wirklich ist. Sie bilden sich ein, Gott sey, wie sie sind. Ein leichtsinniger Mensch denkt: Gott wird ja nicht alles so genau nehmen, weil er, der Mensch, nicht alles so genau nimmt. Ein anderer glaubt, Gott sey hart, vergebe nicht gern u.s.w. weil er, der Mensch, es so macht. Gott spricht zum Gottlosen: Du meinest, ich werde seyn, gleich wie du.

So weit geht die Bosheit der Menschen. Wenn jemand auch keine deutlichen und klaren Gott entehrenden Vorstellungen in der Seele findet, so liegt der Keim davon in aller Herzen; die Vorstellungen bilden sich halb, und halb werden sie oft unterdrückt. Der erste Mensch, von dem wir diese Unart haben, dachte, Gott sey neidisch gegen ihn, und wollte glücklicher werden; wurde aber unglücklich.

Wenn man Gott kennen lernen will, so muß man ihn nicht durch das gefärbte Glas unsrer Launen ansehen.

Comenius, Johann Amos – Aus der „Stimme der Trauer“

Wir hören, daß der Herr nur die Verwundeten heilt, nur den Toten Leben gibt und von der Hölle nur die erlöst, die da hinabgeworfen sind (1. Sam. 2). So laßt uns denn willig das aufnehmen, was er verlangt, und wenn es sein Wille ist, uns zuerst zu verwunden, uns zu schlagen, uns in die Hölle hinabzuschleudern – sein Wille geschehe; inzwischen erwarten wir, daß wir ganz gewiß, hier oder in der Ewigkeit, geheilt werden, in den Himmel gebracht werden! Auch unser Herr, der einen unsagbar qualvollen, schändlichen, elenden Tod zu erdulden hatten, tröstete sich damit, daß das Weizenkorn, wenn es nicht stirbt, allein bleibt, aber wenn es stirbt, eine reiche Ernte hervorbringt. Deshalb, wenn aus seinen Wunden Heilung geflossen ist, aus seinem Tod Leben, und seine Hölle Himmel und Heil gebracht hat, warum sollten nicht auch wir, die kleinen Weizenkörner, sterben, wenn Gott will? Wenn das Blut der Märtyrer und auch unser Blut der Same der Kirche sein soll, daß danach die Gottesfürchtigen zunehmen, ach, so laßt uns unter Tränen die köstliche Saat ausstreuen, daß wir mit Freude die Garben einbringen. Gott wird nicht zerstören, ohne wieder aufzubauen. Er macht alles neu. Gott weiß, was er tut, wir müssen ihm zutrauen, daß er niederreißt und aufbaut wie er will. Es tut es nicht sinnlos, etwas Großes liegt in allem verborgen. Die ganze Schöpfung unterliegt Gottes Willen, auch wir, ob wir verstehen, was er tut oder nicht. Für sein Tun bedarf er unsres Rates nicht.