Christi unschuldiger Opfergang ist noch nicht vorüber, ob auch der Kelch des Leidens geleert worden ist; ist nicht ein Vergangenes, obwohl es achtzehnhundert Jahre her ist, ist es noch nicht geworden, sogar wenn seitdem achtzehntausend Jahre vergangen sind.
Es ist nicht bloß jene Generation gewesen, die ihn gekreuzigt: Es ist das Menschengeschlecht gewesen, und zu diesem gehören doch auch wohl wir, wenn anders wir Menschen sind, und so sind wir denn wohl gegenwärtig beteiligt, wenn anders wir Menschen sind.
Wir dürften somit denn nicht unsre Hände waschen – wir könnten dies wenigstens nicht anders tun, als Pilatus es gekonnt; wir sind mithin nicht Zuschauer und Betrachter bei einem vergangenen Ereignis, wir sind ja Mitschuldige bei etwas Gegenwärtigem. Wir sind darum nicht so vermessen, dass da nach Art der Dichter von uns Mitleid gefordert werde: Nein, sein Blut wird auch von uns gefordert, die wir mit zum Menschengeschlecht gehören.
Sogar der ihm Nachfolgende, der ihm am ähnlichsten wäre, der nicht etwa, wie der Aberglaube, danach trachtete, seine Wundmale am Leibe zu tragen, sondern dessen Leben ebenfalls Niedergang statt Aufgang gewesen ist, der da ebenfalls, der christlichen Rangordnung gemäß, von Stufe zu Stufe niedergestiegen, verlacht, verhöhnt, verfolgt gekreuzigt worden ist, sogar er, wenn er jener Nacht gedenkt, sogar er ist in ihr zugegen als Mitschuldiger.
Es darf niemand vergessen, dass er in jener Nacht dabei war als Mitschuldiger; niemand darf doch jenes traurige Vorbild vergessen, dem er ansonsten wohl schwerlich gleicht: den Apostel Petrus, der ihn verleugnete. Wir Menschen, sogar, wenn wir aus der Wahrheit sind, werden im Augenblick der Entscheidung mitschuldig. Es gibt im ganzen Menschengeschlecht nicht einen Einzigen, der mit ihm zu tun haben will – und Er ist die Wahrheit!