Gottfried Arnold – Das echte innere Leben

Die ‚Weisheit von oben‘ will nun wiederum in allen Menschen auf eine geheime geistliche Art ihr voriges Leben beginnen; daher unterläßt sie nicht, sich bei einem jeden Kinde Adams inwendig im Herzen zu melden und die Wiederbringung des verlorenen Kleinods anzubieten. Dies geschieht durch ihr geheimes Regen, Erinnern, Bestrafen, Rufen und Locken in der Seele, welches kein Mensch leugnen, auch nicht gänzlich austilgen, wohl aber hindern und eine Zeitlang dämpfen kann, woher auch alle Blindheit, Irrung und Verstockung entsteht. Ihr Annehmen oder Verwerfen ist höchst wichtig und bedenklich zu achten. Von Jugend auf geschieht ihre verborgene Anrede und Besuchung, und hält stets an, solange der Mensch nicht widersteht.

Gottfried Arnold – Über die ersten Christen

Ich gestehe gern, daß mich bei Untersuchung der alten Geschichte die Exempel der alten Christen gewaltig beschämen, wenn ich oft mich und andere neben mir so träge und zärtlich, und daher bloß und jämmerlich, jene aber als triumphierende Könige und Priester vor Gott erblickt habe, da mir’s dann freilich nicht genug sein konnte, daß ich historisch davon gezeugt und andern solche erste Herrlichkeit gepriesen. Sondern eben dies schmerzte mich so heftig, daß ich so vieles von dem innersten Verderben der Kirchen, der hohen und anderen Schulen, ja der ganzen Christenheit, erkannt und doch in vielem nur mit Worten, nicht mit wirklicher Enthaltung bekannt habe.

Elisabeth Fry

Mein Gemüt ist beunruhigt durch eine Vielfalt von Interessen und Pflichten. Hoffentlich unternehme ich nicht zuviel! Ich komme mir ein wenig vor wie in einem Wirbelwind und wie im Sturm. Möge es mir doch geschenkt werden, in Ruhe zu tun, was ich tun soll! Und möge alles so herzlich dem Herrn und mit Hilfe seiner Gnade getan sein, daß, wenn es seinem heiligen Willen entspricht, sein Segen darauf ruhe!

Andreas von Bernstorff – Über das Gewissen

Ich habe in meiner Jugend oft gewünscht, daß es ein evangelisches Konzil geben möchte, welches eine autoritative Norm abgäbe für das, was ein Christ tun darf, und doch ist es gewiß richtig, daß das dem Gewissen des Einzelnen überlassen werde. Übrigens erkennt die Welt im allgemeinen viel richtiger, was sich für die Christen ziemt, als diese selbst. Der einzelne Christ muß sich sein Gewissen erleuchten lassen durch den heiligen Geist. Ich wünsche mir und allen Christen ein enges Gewissen und ein weites Herz – und daß man handle nach dem Wort: ein jeder sei seiner Meinung gewiß! – Eng für sich, weit für andere! Rücksicht nehmen auf die schwachen Brüder, das ist die recht Christenart!

Remmer Janssen – Aus einer Predigt über die Bekehrung des Paulus

Nichts liegt unserem Sünderheiland mehr am Herzen als die Bekehrung des Sünders. Das können wir sehen auf Golgatha, wo er für alle unbekehrten Sünder sein Blut vergoß, wo er am Kreuz noch einen Sünder bekehrte. Wie dem Sünderheiland sollte auch jedem bekehrten Sünder die Bekehrung des Sünders am Herzen liegen. Sagt, ihr bekehrten Sünder, liegt euch die Bekehrung des Sünders am Herzen?

Valerius Herberger

Wer Gott im Herzen, ein gut Gebet stets im Vorrat, einen ordentlichen Beruf in seinem Gewissen hat und nicht fürwitzig ausgeht, wohin ihn weder Amt noch des Nächsten Wohlfahrt ruft, der hat ein starkes Geleite, daß ihm keine Pest beikommen kann.

Adolf von Harnack – Wider allen Pessimismus

Meine erste Mauer wider allen Pessimismus lautet: Herr, ich bin zu gering aller Barmherzigkeit und Treue, die du an deinen Knecht getan hast. Meine zweite Mauer lautet: Wenn man es mit sich selbst ernsthaft nimmt, darf man das Leben leicht nehmen und bald lachen und bald sprechen: vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Meine dritte Mauer endlich lautet: Noch gibt’s Leute, denen ich etwas sein kann, denen ich den Horizont heller, den Sinn aufgeschlossener, und das Herz frischer machen kann – und sei es nur ein einziger, sei es nur ein Kind. Mit diesen drei Mauern können Sie sich gegen eine See von Platzregen schützen und den freudigen Mut bewahren, der die Grundbedingung der Existenz ist, ja sie selber.