Die eifrigen Lehrer machen den Irrtum zum Kennzeichen eines Verdammten, und das Bekenntnis dieser oder jener Wahrheit zum Kennzeichen eines seligen Menschen. Man disputiert ihnen ihre Wahrheit nicht, aber ihre Schlüsse; die eine: wer das nicht so und so fasst, der kann nicht selig werden; die andere: wer sich von dem oder jenem Begriff Meister macht, der wird selig. Nun ist es wohl wahr, dass es gar keine wahre Erkenntnis gibt, ohne zugleich selig zu sein. Deswegen glaube ich aber nicht, wenn einer dies oder jenes nicht weiß, so wird er verdammt, oder wenn er dies weiß, so ist er selig; denn es gibt Lente, die Einsichten in Wahrheiten haben, und doch nicht selig sind, so kann man also nicht im Allgemeinen sagen, dass die Erkenntnis selig macht. Darum sagt der Apostel, wenn ich ein Prophet wäre und hätte alle Erkenntnis rc. 1 Kor. 13. Es kann also Jemand ein Seher, ein außerordentlicher Knecht Gottes sein, dessen Worten man zuhören muss, dessen Vorträge solide sind, und er ist doch für sich nicht selig. Wenn er sein Prophetenamt und Gabe in Hochmut führet, und sich dessen bedient zum Brillieren (Glänzen) unter dem menschlichen Geschlecht, um für etwas gehalten, geehrt und andern Nebenkreaturen vorgezogen zu werden und hat Lust daran, so kann er in der Hauptsache leer ausgehen, und wenn er auch mit Engelszungen redete, doch nichts als eine tönende Glocke sein, von einem eigenen oder fremden, ihm selbst unbekannten, Geist getrieben, aber nicht voll heiligen Geistes innerlich im Herzen.