Bengel, Johann Albrecht – Gebets-Macht.

Es ist etwas Vermögendes um das Verlangen einer Seele, die durch den Geist Gottes entzündet wird. Liegt doch in dem Willen eines Menschen eine solche Gewalt, dass wir gewarnt werden, nicht über einander zu seufzen, damit Gott nicht gedrungen werde, als Richter darein zu sehen. Wie viel größerer muss die Macht sein, wenn das Verlangen der Liebe Gottes und seinem Willen ganz gemäß ist, und sich auf eine wohlbefugte Weise darstellet?

Sobald eine Seele sich von sich selbst und von der Kreatur ab, und zu Gott kehrt, so ist das schon ein Schritt zur Heiligkeit, die zum rechten Gebet gehört; da kann man schon mit dem Gebet einen Anfang machen, sich Gott aufzuopfern.

Nur muss man nicht wieder zurück weichen, sondern beständig fortfahren; nicht in sich selbst liegen bleiben, sondern sich als ein Gefäß der göttlichen Gnade und Ehre halten.