Cyprian – Von der Nachfolge

Laßt uns in den Händen die göttliche Schrift halten, im Sinne nur den Gedanken an den Herrn wohnen; beständiges Gebet möge gar nie verstummen, heilbringende Wohltätigkeit keinen Augenblick erlahmen! Laßt uns stets in geistlichen Werken uns betätigen, damit der Feind, sooft er einen Angriff versucht, unsere Brust gegen ihn wohlverwahrt und gerüstet findet!

 

Cyprian – Über die Wiedergeburt

Erst dann hast du geändert, was du gewesen bist, erst dann hast du angefangen, das zu sein, was du früher nicht warst, wenn in dir die Geburt aus Gott deutlich sichtbar wird, wenn die von Gott verordnete Zucht (in dir) auch Gott dem Vater entspricht und wenn in einem ehrenvollen und rühmlichen Lebenswandel auch Gott im Menschen offenbar wird, wie er selbst ermuntert und mahnt und denen, die ihn verherrlichen, Wiedervergeltung verheißt. „Diejenigen“ sagt er, „die mich verherrlichen, werde ich verherrlichen, und wer mich verachtet, wird verachtet werden“ (1. Sam. 2,30). Indem uns der Herr und Sohn Gottes zu dieser Verherrlichung heranbildet und vorbereitet, legt er es uns ans Herz, Gott dem Vater ähnlich zu werden, und sagt in seinem Evangelium: „Ihr habt gehört, daß gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und hassen deinen Feind! Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr ähnlich seid eurem Vater, der im Himmel ist, der seine Sonne aufgehen läßt über Gute und Böse und regnen läßt über Gerechte und Ungerechte!“ (Matth. 5, 43-45.) Wenn es für Menschen schon erfreulich und ruhmvoll ist, möglichst ähnliche Kinder zu haben, und die Vaterfreude dann um so größer ist, wenn die Nachkommenschaft in den Gesichtszügen dem Vater ganz und gar ähnelt, wieviel größer ist dann die Freude bei Gott dem Vater, wenn einer so dem Geiste nach geboren wird, daß in seinem rühmlichen Wandel der göttliche Adel verherrlicht wird!

Cranmer, Thomas – Die Lehre vom Abendmahl

Was die Form der Lehre angeht, wie sie in der Kirche von England bei der Heiligen Kommunion verwendet wird, daß der Leib und das Blut Christi unter der Gestalt von Brot und Wein seien, wenn du mir die Stelle zeigen kannst, wo diese Form in Worten ausgedrückt steht, dann kannst du mich von etwas reinigen, was ich bis dahin eine schlichte Unwahrheit nenne

Cranmer, Thomas – Abendmahl

In bezug auf das Sakrament glaube ich, was ich in dem Buch gegen den Bischof von Winchester gelehrt habe. In diesem Buch habe ich die wahre Lehre niedergelegt, die Bestand haben wird am letzten Tage vor dem Richterstuhl Gottes, wenn im Gegensatz dazu die päpstliche Lehre vor Scham ihr Angesicht verbergen wird.

Denck, Hans – Lehren

Die meisten Menschen sind gegen Lehren, die ihnen strenge moralische Forderungen zur Dämpfung ihrer natürlichen Begierden auferlegen. Aber sie möchten gern als Christen angesehen werden und lauschen willig den Heuchlern, die da lehren, daß unsre Gerechtigkeit allein darin besteht, daß Gott uns für gerecht hält, auch wenn wir schlechte Menschen sind, und daß unsre Gerechtigkeit außerhalb von uns, nicht in uns liegt; denn nach einer solchen Lehre kann man sie zu den heiligen Menschen zählen.

Wehe denen, die verkündigen, daß Menschen sündigen Wandels nicht als fromm angesehen werden können. Die meisten werden wütend, wenn sie das hören – so sehen und erfahren wir’s – und sähen am liebsten, wenn alle diese Prediger verjagt oder gar umgebracht würden; wo das aber nicht angeht, bekräftigen sie ihre heuchlerischen Prediger durch Lob, Beistand, Geschenke und Schutz, so daß sie fröhlich weitermachen und der Wahrheit keinen Raum geben, wie klar sie auch sein mag. So sind die falschen Heiligen und die heuchlerischen Prediger einer wie der andre; wie das Volk, so seine Priester.

d’Espagne, Jean – Vom Wesen der Religion

Insgemein glaubt man, daß die ganze Religion im Thun und in der Ausübung guter Werke bestehe, daß das ganze Christenthum auf der Lehre von den guten Werken beruhe, oder, daß wenigstens die christliche Sittenlehre den vornehmsten Theil und den eigentlichen Grund der christlichen Religion ausmache. Diese Grundsätze sind sehr scheinbar. Die Folge davon ist, daß man den Glauben als eine unnütze Eigenschafft vorstellt, auf welche eben nicht viel ankomme. Die schlechtesten Leute sind oft sehr beredt über diesen Punct, und halten den guten Werken und der Tugend herrliche Lobreden; und in der That muß man sie auch, der Lehre Jesu gemäß, empfehlen; nur nicht auf Unkosten des Glaubens. Aber es ist wirklich ein viel größerer Irrthum, als man glaubt, wenn man sich einbildet, die Religion sey eine bloße Sittenlehre. Die Religion zeigt uns nicht blos, was wir zu thun haben, sondern hauptsächlich, was Gott für uns gethan habe.

Dieses ist der eigentliche und vornehmste Charakter, welcher die christliche Religion von allen andern Religionen in der Welt unterscheidet. Denn es giebt keine einzige falsche Religion, die nicht einige schöne Sittenlehren vortrage. Aber den Unterricht, was Gott an uns gewendet habe, namentlich im Werke der Erlösung, giebt uns keine Religion, als die christliche. Darinne liegt eigentlich das Wesentliche des wahren Christenthumes; denn alle andere Religionen führen, ihrem Vorgeben nach, dadurch zur Seligkeit, daß sie den Menschen zeigen, was er zu thun habe: aber unsre Religion stellt unsre ganze Seligkeit als ein Werk Gottes vor, als eine unverdiente Gnade und Barmherzigkeit, die Gott dem Menschen erzeiget. Das größte Verderben, das in die Kirche eingerissen ist, hat mit diesen schädlichen Grundsätzen angefangen, welche die Sittenlehre für das Wesentlichste in der ganzen Religion ansehen. Denn daraus ist entstanden, daß das ganze Christenthum in gewiße Gebote und Verbote gesetzt worden ist. Es ist der Ehre Gottes nachtheilig, wenn man glaubt, daß die Lehre von den Werken den Grund der ganzen Religion ausmache; denn unsre Seligkeit, das Ziel, wohin unsre Religion uns leiten will, ist auf dasjenige gegründet, was Gott für uns gethan hat, und nicht auf dasjenige, was wir gutes thun. Wenn die hohe Würde einer Lehre von der Vortrefflichkeit ihres Gegenstandes abhänget, so ist diese Lehre, welche von Gott selbst und seinen großen Thaten handelt, viel erhabner und ehrwürdiger, als diejenige, welche von unsern Werken handelt. Ueberhaupt kann die letztere schlechterdings nicht ohne die erstere bestehen. Alle wahre Tugend ist eine Folge unsrer Heiligung, und unsre Heiligung ist ein Werk des uns heiligenden Gottes.