d’Espagne, Jean – Kreuzigung

Die aller erschrecklichste Sünde, die die Menschen begehen konnten, bestand darinne, daß sie den Herrn der Herrlichkeit kreuzigten. Und aus dieser Sünde brachte die Weisheit Gottes das größte und ewige Glück der Menschen heraus, nämlich die Erlösung. Also hat sich Gott der größten Sünde bedient, die größte That zu thun.

Das Alte Testament deutet uns sehr deutlich darauf, daß auf das Versöhnungsblut alles ankomme. Ohne Blutvergießen geschieht keine Vergebung.

d’Espagne, Jean – Barrabas

Barrabas war ein Jude; sein Name zeigt es. Desto mehr erforderte es das politische Interesse der Juden, ihn strafen zu lassen, um nicht in den Verdacht zu gerathen, als wenn sie einen Aufrührer begünstigten; denn sie waren sehr geneigt, sich, wider die Römer, ihre Oberherren, zu empören. Indem sie einem solchen Menschen das Leben retteten, so setzten sie ihre Nation in Gefahr, und sich dem ärgsten Verdachte aus; Aber die blinde Wuth ließ sie kein Urtheil fällen.

d’Espagne, Jean – Eine Mahlzeit.

Das war doch eine merkwürdige Mahlzeit, da Jesus, der Todtenerwecker, und Lazarus, der Erweckte, mit einander aßen (Was werden da für liebliche Gespräche vorgefallen seyn!) Sonst gehen die Menschen erst zu Tische, und dann ins Grab; hier geht jemand aus dem Grabe zu Tische. Der Heiland war auch dabey. Welche Mahlzeit!

d’Espagne, Jean – Glauben

—- Es ist nichts gewöhnlicher, als, daß die Leute sprechen: Beweise mir nur die Wahrheit der Lehre des Heilandes! löse mir diese und jene Zweifel auf, so will ich glauben. Aber solche Leute reden so, als wenn sie aus eigner Vernunft und Kraft glauben könnten; Es kömmt mir eben so vor, als wenn ein Blinder verspräche die Farben zu erkennen, wenn man sie ihm nur zeigen wolle. Die Wahrheit wird blos von denenjenigen erkannt, die Augen haben sie zu sehen.

Andre bilden sich ein, wenn sie nur einmal ein Wunder sehen könnten, so würden sie unfehlbar gläubig werden: noch andre glauben zu glauben, weil sie nie über die Religion gedacht haben.

d’Espagne, Jean – Mitleiden

Die Schrift macht kein Geheimniß daraus, daß der Heiland Gehorsam gelernt hat. Je mehr er das menschliche Elend erfuhr, desto mehr brach ihm vor Mitleiden sein Herz. Nicht lange vor seinem tode lesen wir von seinem Weinen. Er hat geweint:

  1. über einen einzelnen Menschen, den Lazarus. (Und Jesu giengen die Augen über)
  2. über eine Nation, über die Juden
  3. über uns alle; da er mit starken Geschrey und Thränen für uns bat.