Johann Albrecht Bengel – Trübsal

Der Mensch, von Gott abgewendet, bleibt in sich und den Kreaturen. Wenn er nun die Hand Gottes fühlt, soll ihn dies treiben, das Angesicht Gottes zu suchen. Und, sollte Gott das Vertrauen beschämen? Freuen doch wir uns, wenn uns jemand, besonders ein Fremder, traut.

Die Trübsal mahnt zur Umkehr, zu Buße und Glauben. Keine trübselige Stunde ist vergeblich: entweder wirst du besser oder schlimmer.

Lass dich zum Glauben bringen: Er ist der Zweck der Trübsal, und zugleich der höchste Gottesdienst. Am Glauben liegt mehr, als an Gesundheit, Reichtum und Leben.

Johann Albrecht Bengel – Inneres Stillschweigen.

Ein großes Hindernis für die geistliche Wirkung und Mitteilung ist das unmäßige Tun des Menschen, von außen und von innen. Mit unserer eigenen Geschäftigkeit, wo man auch mit guten Dingen umgeht, mit dem Getöse der natürlichen Gedanken, Ausschweifungen, Affekte, Reden, halten wir manchmal dasjenige auf, was viel besser wäre.

Wir müssen nicht nur reden zu unserem Gott, sondern Ihm auch Raum lassen, wenn er uns etwas hören lassen, und uns antworten will. Da muss man nicht auf Wunderzeichen warten, oder meinen, es werde etwas erfolgen, das in die äußerlichen natürlichen Sinne fällt, sondern wenn eine Seele die Gnade Gottes sucht und sich mit seinem Lobe und mit Ihm selbst beschäftigt, so lässt Er sie seine Liebe durch einen tätigen Eindruck derselben vermerken; und diese ist dann eine wirkliche Antwort, welche bei einem gebührenden Stillschweigen am besten wahrgenommen wird.

Johann Albrecht Bengel – Gebetsfrucht.

Wenn ein Mensch nichts anderes mit sich aus der Welt hinaus bringt als die Kraft des Sprüchleins: „Gott sei mir Sünder gnädig“; „HErr gedenke an mich, wann Du in Deinem Reich kommst: – Gedenke meiner, mein Gott im Besten“; so ist er schon wohl hier gewesen.

Das rechte Gebet fordert Zernichtung unser selbst, Erkenntnis und Bekenntnis der Sünde, Eindringen zu Gottes Herzen: bis man die Gnade erreicht. Der Grund, darauf es ruht, ist: die Gnade Gottes in Christo; die Frucht: Befreiung von Sünde, Rechtfertigung; Genuss davon bis zur endlichen Errettung.

Hast du auch so gebetet, dass du sagen kannst: das habe ich damit erlangt?

Johann Albrecht Bengel – Gebetsumgang

Zwei Stücke sind es namentlich, dadurch die Gemeinschaft der Seele mit Gott unterhalten wird: das Wort Gottes und das Gebet. Alle geistliche Wirkung aus dem Wort Gottes und im Gebet kommt aus den Schätzen Gottes. Damit haben wir eine Ansprache an Gott. Wir können nach der Natur nicht reden ohne Gott, und nach der Gnade nicht beten ohne Gott. Es muss dabei sein: Erkenntnis, Glauben, Vertrauen, Liebe und Lust zu Gott, Er nimmts an, wegen seines Sohnes. Es geht in die Ewigkeit hinein. O es ist was süßes um die Erhörung und Gewährung. Wer gegen Gott fremd tut, gegen den tut Er auch fremd. Wer sich zu Gott naht, zu dem naht Er sich.