Hofacker, Ludwig – Ein Bild von Gott

Man hat Eindrücke von Gott und von seiner Wahrheit und will doch die Welt nicht verlassen; man hat wohl hin und wieder die Kraft des Evangeliums erkannt; fühlt, daß es gut sei, sich dem Herrn zu ergeben und nach seinem Willen zu tun: Aber der Same der Wiedergeburt, das Wort Gottes, ist unter die Dornen gefallen, und neben der Sehnsucht, selig zu werden, erheben sich mannigfaltige Absichten Auf Reichtum, Ehre, Bequemlichkeit, sorgenfreies, angenehmes Leben, die man durchaus mit dem Trachten nach dem Himmel vereinigen möchte. Es ist dies ein Beweis, daß man Gott im Grunde nicht liebt, sondern nur die Welt, und es eigentlich mit Gott nur nicht verderben will, weil man das Gericht fürchtet. Ach, das ist ein großes Elend, eine gefährliche Lage, wobei man zwei Herren dienen will und als Heuchler in die Welt hineinlebt! Ein Lied sagt:

„Bei dieser steten Dämmerung,
Wo Tag und Nacht vorhanden,
Wo weder Finsternis genug,
Noch Licht genug entstanden,
Verfehlt die halbe Christenheit
Des rechten Wegs zur Seligkeit.“

Dieser Sinn ist dem Herrn sehr verhaßt. „Wie lange hinket ihr auf beiden Seiten?“ sprach einst Elias zum Volk Israel, da es dem Herrn und dem Baal zugleich dienen wollte; und das Gilt auch uns. „Wer die Welt lieb hat, in dem ist nicht die Liebe des Geistes!“