Erb, Matthias – Vom Gebet der Kinder

Es ist fruchtparlich on allen zweifel/ daß man die kind anfangs inn der schull anhalte/ vnd lerne sie im geist vnd der warheyt ernstlichen betten/ darauß nitt allein sie/ sonder ettwan auch farlessige elteren/ ja ein gantz haußgesind mag verbesseret werden/ so sie sehen den kindischen eyffer vnd Christenliche zucht/ sich aber in vnwissenheit eraltet/ Darumb sollen die schulmeister die kind erstlichen leren/ zu Gott durch Jesum Christum inn aller notturfft allein ruffen/ vorauß sollend sie leeren den verstand des Vatter vnsers/ vnnd andere kurtze Psalmen vnd Gebettlen/ so auff daß kurtzest auß der geschrifft geklaubet/ auff welche wir auch niemandt verbunden wöllen haben/ daß wir nit erachtet werden/ als die so neüwe Hortulos animae beschryben/ dann der geist des gebets/ soll an khein wort/ statt/ oder zeit/ nach zall/ angebunden sein/ sonder frey/ ongespert bleiben/ rc.

Edwards, Jonathan – Über Ps. 46, 11

V. 11 „Seid stille und erkennet, daß ich Gott bin.“ Das ist eine Verpflichtung, die wir zu erfüllen haben. Das gilt für unsere Worte: Wir sollen nicht gegen das souveräne Handeln Gottes Einspruch erheben oder über seine Vorsehung und Fürsorge klagen. Wir sollen uns nicht selbst rechtfertigen. Das gilt aber auch für unser Handeln: Wir sollen ja nicht gegen Gott arbeiten, sondern unseren Lebenswandel bescheiden unter dem Willen Gottes führen. Wir sollen still sein in unseren Herzen, indem wir uns in allen Lagen gelassen dem Willen Gottes unterwerfen. Der Grund dafür liegt in der Göttlichkeit Gottes. Er ist Gott! Das ist wahrhaftig Grund genug, vor ihm zu schweigen, sich still und demütig ihm zu unterwerfen.

Eckbert – Reue

Gott meines Lebens, wie schlecht benutzt, wie fruchtlos dahingeschwunden ist die Zeit, welche Du mir gabest, Deinen Willen zu thun! Wie lange Jahre, wie viele Tage und Stunden sind mir verloren gegangen, in denen ich ohne Gewinn vor Dir gelebt habe? Wie werde ich vor Deinem Gerichte bestehen? Wie werde ich meine Augen erheben können zu Deinem Antlitz bei jener großen Prüfung, wo Du mir ins Gedächtnis zurückrufest alle meine Sünden und Stunden? Gnädigster Vater, erbarme Dich und vergiß meine verlorne, ach leider so lange Zeit! Und nun entbrennet, alle meine Wünsche und lenket euch zum Herrn Jesu hin, laufet, denn ihr habt lange genug gezögert, eilet, wohin ihr gehet, suchet, den ihr suchet. Ihr suchet Jesum von Nazareth den Gekreuzigten. Er ist aufgefahren gen Himmel, er ist nicht hier. Er ist nicht, wo er sein edles Haupt nicht betten konnte. Er ist nicht, wo er wandelte von Noth und Verachtung umringt. Er ist nicht, wo er stand, um von Pilatus gerichtet zu werden. Er ist nicht, wo er angespieen und gegeißelt ward, wo er verwundet mitten unter Verbrechern hing. Er ist nicht, wo er vom Steine verschlossen und von der Wache verwahrt lag. Aber wo ist er denn? Hoch über die Himmel, über alle Herrlichkeit der Engel ist er mächtig emporgestiegen zur Rechten des Vaters. In ihm vereinigen sich nun die Ströme der Sehnsucht aller Heiligen, über ihn frohlockt und jauchzt, ihn verherrlicht das ganze Reich des Himmels. So schwinge dich auch du, meine Seele, wiederum empor, so viel du es vermagst und geselle dich zu den Tausenden von Heiligen, die sich im Herrn Jesu freuen. Dahin eile auf dem Fahrzeuge des Glaubens und der Hoffnung, dort weile in der Gluth der Liebe, wo Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes.

Eckbert – Kreuz

Willkommen, o Kreuz, Zeichen des lebendigen Gottes, Zeichen des höchsten Triumphes; willkommen, o herrliches und köstliches Holz, dem Ceder und Cypresse, Lorbeer und Palme, Oelbaum und Weinstock weichen müssen! Heller als die Sonne, klarer als alle Sterne der Welt leuchtest du denen, die dich mit Augen des Glaubens und der Liebe betrachten. Einstmals warest du verflucht und dein Name war schmachvoll; jetzt bist du von der tiefsten Niedrigkeit in wunderbarem Schwunge bis zur Himmelshöhe emporgestiegen und selbst auf Königskronen prangest du. Wer hat doch deine Schmach getilgt? wer dich zu solcher Ehre erhoben? Kein Anderer als der, welcher allein Wunder thut, Jesus Christus, der Sohn des lebendigen Gottes, Herr Himmels und der Erden. Da ihn die sündige Erde von sich stieß, stieg er an dich hinan; du nähmest ihn auf und trugest die köstliche Bürde seines Leibes. Da wardst du geheiligt, indem dich sein Fleisch berührte, indem dich sein Blut benetzte. Siehe, so salbte dich dein Gott mit Freudenöl vor deinen Genossen, vor allen andern Bäumen der Wälder, daß du ein heiliger Altar würdest. Ja du bist wahrhaftig, ein heiliger Altar, denn auf dir ist dargebracht das unbefleckte Lamm, welches allein die Erde mit dem Himmel versöhnen konnte.

Eckbert – Jesus

Erwache, meine Seele, erhebe dich eilend vom Staube, betrachte gespannten Blickes den merkwürdigen Mann, den dir der Spiegel der evangelischen Geschichte vor Augen hält. Wer ist, der dort eintritt mit dem Antlitze eines Königs, und mit der Schmach des niedrigsten Knechtes beladen? Gekrönt geht er, aber seine Krone ist eine Kreuzeskrone, die ihm tausend Blutmale drückt. Mit königlichem Purpur ist er bekleidet, aber statt zur Ehre soll er ihm zur Schande sein. Ein Scepter führt er in der Hand, aber sein ehrwürdiges Haupt wird damit gemißhandelt. Man beugt die Kniee vor ihm, betet ihn an, ruft ihn als König aus, und flugs springt man wiederum heran, um seine Wangen zu bespeien, ihm Kinn und Hals mit Fäusten zu zerschlagen. Entkleidet wird er und mit Geißeln zerfleischt, mit ehernen Nägeln schmachvoll inmitten von Verbrechern ans Kreuz geheftet, Ströme von Blut quellen aus seinen tiefen Wunden. Wer ist es nun, der unter allen Peinigungen seinen Mund nicht aufthut, um zu klagen, zu drohen oder zu verdammen, der vielmehr am Ende ein Segenswort über seine Feinde ausspricht, wie es die Welt nie gehört hatte? Wer ist aber auch der, mit dem Himmel und Erde leiden, dessen Tod selbst Todte lebendig macht? Siehe, meine Seele, das ist dein Herr Jesus Christus, dein Erlöser, der eingeborne Sohn Gottes, wahrer Gott und wahrer Mensch, der allein von Allen, die unter der Sonne, wandeln, ohne Sünde erfunden worden.