Nimm vor dich den hellsten Spiegel aller Tugend und Heiligkeit, das Leben Jesu Christi, der darum vom Himmel gekommen ist, daß er uns voranginge in guten und heiligen Sitten, und daß wir seine Gestalt in unser Herz schrieben. Wie demüthig war er gegen alle Menschen, wie liebevoll und freundlich gegen seine Jünger, wie mäßig im Essen und Trinken, wie barmherzig gegen die Armen, wie unbekümmert um zeitliches Gut! Welche Züchtigkeit leuchtete aus seinem göttlichen Angesichte, wie viel Geduld zeigte er unter Schmähungen, wie viel Sanftmuth in seinen Antworten, wie viel Mitleid mit den Betrübten, wie viel Sorge um unser Seelenheil! Solches Beispiel sollst du bedenken und bei allen deinen Worten und Werken zu ihm aufsehen.
Monat: März 2018
Geiler von Kaysersberg – Die Welt gleicht einem Wirtshaus
Die Welt gleicht einem Wirthshause. Wie der Pilger im Wirthshause, so kann auch der Mensch in der Welt nur kurze Zeit verweilen, nach dem geschrieben steht: Wir haben hier keine bleibende Stätte, sondern die zukünftige such en wir. Ein weiser Pilger jubelt nicht, wenn ihm der Wirth allerlei seine Kost, Gesottenes und Wein aufträgt; er erschrickt vielmehr bei sich selber, weil er wohl weiß, daß er Solches dem Wirth theuer bezahlen muß, und daß ihm Alles angerechnet wird. So sollen auch wir thun, wenn wir sehen, daß uns Gott viele Gaben dargebracht, daß er uns Reichthum, Ehre, Gesundheit oder einen scharfen Verstand und ein starkes Gedächtniß verliehen hat. Wir sollen mit Furcht daran gedenken, daß große Gaben große Bezahlung von uns heischen, und daß wir in der letzten Zeit unseres Hinscheidens aus dieser Welt Gott, dem gerechten Richter, Rechnung für Alles ablegen müssen.
Geiler von Kaysersberg – Bekehrung
Du sprichst: Ich will nur noch eine Weile sündigen, ich kann mich später noch zu Gott kehren, ich habe meinen freien Willen. Aber ach, wie falsch ist diese Hoffnung! Solche Vermessenheit besitzt der Fisch, der in die Reuse fließt, wenn er will, aber nicht wieder herausschwimmen kann, wie er will; eine solche Vermessenheit besitzt der Wolf, der in die Grube fällt, wenn er will, aber nicht wieder emporsteigen kann, wie er will. So hast auch du wohl die Macht, in die Tiefe der Sünde zu versinken, aber du hast nicht die Macht, aus dem Abgrunde derselben dich wieder zu erheben.
Funcke, Otto – Durch das Lamm gerettet
An der schönen alten Abteikirche zu Werden befindet sich oben am Kreuz des Daches, mitten zwischen den andern Steinen, ein steinernes Lämmlein ausgemeisselt, ein einfaches Schäflein, ohne allen weiteren Schmuck, Fähnlein oder andere Beigabe. Mit dem steinernen Schäflein hat es folgende Bewandtnis.
An derselben Stelle, wo jetzt das gemeisselte Schäflein angebracht ist, sass einstmals ein Dachdecker an seiner Arbeit. Der Strick, der seinen Korb hielt, riss entzwei, und er stürzte hinunter in die Tiefe. Zudem lagen, weil an der Kirche gebaut wurde, viele spitze Steine und Felsblöcke umher, was die Gefahr noch erhöhte. Doch der Dachdecker steht heil und gesund auf; auch kein Finger ist ihm gekrümmt.
Und wie wunderbar ward ihm das Leben gerettet! Zwischen den Steinen und Felsstücken weidete ein Schäflein und suchte sich die Grashalme, die unter den Steinen hervorwuchsen. Auf dies Lamm war der Dachdecker gar weich und sanft gefallen. Das arme Tier ward durch den schweren und tiefen Fall des Mannes geradezu zerschmettert. Sein Tod rettete jenem das Leben. Gerührt erkannte das der Dachdecker auch an, und zur Erinnerung daran liess er das Schäflein in Stein meisseln und hoch oben am Kirchendach einsetzen. —
Verstehst du die Bedeutung, die diese wunderbare Lebensrettung für dich und mich hat? Kennst du den Abgrund, in den unsere Sünde uns gestürzt, und das Lamm, das durch sein Sterben uns vor dem Untergang bewahrt hat?
Fries, Friedrich – Glaubet an das Licht
Verleugnung des Lichtes führt in immer tiefere Finsternis. Verwerfung des Lichtes führt in den Tod. – Wer eine Blume beobachtet hat, der weiß, daß sie nur gedeihen kann, wenn die Strahlen der Sonne ihr Leben und Kraft vermitteln; so kann auch nur der auf ein inneres Wachstum rechnen, der sich den Strahlen aussetzt, die von der Lebenssonne Jesus ausgehen. Willensbewußtes Bleiben in der Sünde dagegen führt zu Verstockung und zur endlichen Verwerfung. Denn wer mutwillig sündigt, nachdem ihm das Licht der Gnade in Christo Jesu bekannt geworden war, hat ferner kein ander Opfer mehr für die Sünden, sondern ein schrecklich Warten des Gerichtes und des Feuereifers, der die Widerwärtigen verzehren wird. Glaubet an das Licht, dieweil ihr es habt, auf daß ihr des Lichtes Kinder seid.
Fulgentius – Gott ist die Liebe
Gott ist die Liebe, und der Vater und der Sohn kommen nur zu denen, die sie lieb haben, und werden von niemandem geliebet, als von denen, in welchen sie wohnen, denn Gott wird geliebt, wenn man Ihn hat, der Mensch fängt alsdann Gott zu lieben an, wenn er von Gott besucht wird.
Fulgentius – Dreieinigkeit
Der Vater und der Sohn gehen ein in das Haus der Seele, als Freunde und Gäste, und der heilige Geist bringt allerley köstliche Speisen mit. Was sind die Speisen des Geistes anders, als Friede, Freude, Gütigkeit, Enthaltung, Glaube, Liebe rc
Foligno, Angela da – Heilung
Der Mensch darf zu seiner Genesung nicht mehr thun, als ein Kranker. Dieser, wenn er gesund werden will, zeigt dem Arzt die Krankheit an, und ist bereit, alles zu thun, was ihm der Arzt vorschreibt. Der Arzt ist Christus. Die Arzney sein Blut. Diese kostet dem Kranken nichts als Einnahme.
Foligno, Angela da – Gnade
Wer Gnade finden will, der wende sein Auge vom Kreuze nicht weg, er mag in Freuden oder Leiden seyn
Finney, Charles Grandison – Über die Aufnahme von Neubekehrten
Keine Gemeinde der Welt hat das Recht, einem Neubekehrten, der den wesentlichen Punkten des Evangeliums zustimmt, ein weitschweifiges Glaubensbekenntnis aufzudrängen. Sie kann ihm sagen, wie sie über diesen und jenen Punkt denkt, und ihn, wenn sie es für nötig findet, fragen, was er glaubt; hat er aber Zweifel über den einen oder anderen Punkt, der nicht wesentlich zum Bekehrtsein gehört, wie z.B. über die Kindertaufe, die Lehre von der Gnadenwahl und dergleichen, und er gesteht ehrlich, daß er sich über diese Fragen noch nicht ganz klar ist – hat dann irgendein Prediger, Lehrer oder dergleichen oder eine Gemeinde das Recht, ihn so lange vom Abendmahl auszuschließen, bis er Fragen gegenüber, über welche anerkannt treue Kinder Gottes noch nicht eines Sinnes sind, eine feste Stellung genommen hat? Ich würde mir lieber die rechte Hand abhauen, als einem Neubekehrten unter solchen Umständen den Zutritt zum Abendmahl zu verwehren. Ich würde ihn in der Zeit, ehe er um Aufnahme in die Gemeinde nachsucht, so gut wie möglich unterrichten und ihm nach seiner Aufnahme bei zunehmendem Wachstum in der Gnade zu zunehmender Erkenntnis zu verhelfen suchen.