Columba von Iona – Abschiedswort

Das, meine lieben Söhne, sind die letzten Worte, die ich an euch richte: Habt gegenseitige und aufrichtige Liebe untereinander und lebet im Frieden! Wenn ihr so dem Beispiel der heiligen Väter folgt, wird Gott, der Tröster der Guten, euer Helfer sein, und ich, der ich bei ihm sein werde, will für euch in der Fürbitte einstehen. Er wird euch genug geben, um allen Mangel dieses gegenwärtigen Lebens auszufüllen. Darüber hinaus aber wird er euch alles Gute und den ewigen Lohn, der aufbewahrt ist für die, die seine Gebote halten, zufallen lassen.

Ludwig Ihmels – Christus in uns

Der Mensch ist eben zu Gott hin geschaffen, und es gehört zum Wesen der menschlichen Persönlichkeit, dass sie nur in der Hingabe an Gott zur Vollendung kommt. Wir kommen buchstäblich dann erst zu uns selbst, wenn wir zu Gott finden. Das alles aber kann nur von dem verstanden werden, der es erlebt. Darum ist die Tür des Glaubens in sich selbst das höchste Wagnis, ein völliges Sich-selbst-belassen der Menschen. Vor diesem Wagnis hebt der Mensch zurück, und es kommt in Wirklichkeit nur so zustande, dass Gott über den Menschen Gewalt gewinnt. Darum hebt hier das Ringen Gottes um eine Seele an, das ergreifendste Schauspiel, das es auf Erden gibt, das Ringen Gottes, einen Menschen von sich selbst loszumachen. Und davon, ob dieses Ringen zum Ziele kommt, davon hängt es zuletzt ab, ob wir zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen oder nicht.

Gottfried Arnold – Das echte innere Leben

Die ‚Weisheit von oben‘ will nun wiederum in allen Menschen auf eine geheime geistliche Art ihr voriges Leben beginnen; daher unterläßt sie nicht, sich bei einem jeden Kinde Adams inwendig im Herzen zu melden und die Wiederbringung des verlorenen Kleinods anzubieten. Dies geschieht durch ihr geheimes Regen, Erinnern, Bestrafen, Rufen und Locken in der Seele, welches kein Mensch leugnen, auch nicht gänzlich austilgen, wohl aber hindern und eine Zeitlang dämpfen kann, woher auch alle Blindheit, Irrung und Verstockung entsteht. Ihr Annehmen oder Verwerfen ist höchst wichtig und bedenklich zu achten. Von Jugend auf geschieht ihre verborgene Anrede und Besuchung, und hält stets an, solange der Mensch nicht widersteht.

Gottfried Arnold – Über die ersten Christen

Ich gestehe gern, daß mich bei Untersuchung der alten Geschichte die Exempel der alten Christen gewaltig beschämen, wenn ich oft mich und andere neben mir so träge und zärtlich, und daher bloß und jämmerlich, jene aber als triumphierende Könige und Priester vor Gott erblickt habe, da mir’s dann freilich nicht genug sein konnte, daß ich historisch davon gezeugt und andern solche erste Herrlichkeit gepriesen. Sondern eben dies schmerzte mich so heftig, daß ich so vieles von dem innersten Verderben der Kirchen, der hohen und anderen Schulen, ja der ganzen Christenheit, erkannt und doch in vielem nur mit Worten, nicht mit wirklicher Enthaltung bekannt habe.

Elisabeth Fry

Mein Gemüt ist beunruhigt durch eine Vielfalt von Interessen und Pflichten. Hoffentlich unternehme ich nicht zuviel! Ich komme mir ein wenig vor wie in einem Wirbelwind und wie im Sturm. Möge es mir doch geschenkt werden, in Ruhe zu tun, was ich tun soll! Und möge alles so herzlich dem Herrn und mit Hilfe seiner Gnade getan sein, daß, wenn es seinem heiligen Willen entspricht, sein Segen darauf ruhe!

Andreas von Bernstorff – Über das Gewissen

Ich habe in meiner Jugend oft gewünscht, daß es ein evangelisches Konzil geben möchte, welches eine autoritative Norm abgäbe für das, was ein Christ tun darf, und doch ist es gewiß richtig, daß das dem Gewissen des Einzelnen überlassen werde. Übrigens erkennt die Welt im allgemeinen viel richtiger, was sich für die Christen ziemt, als diese selbst. Der einzelne Christ muß sich sein Gewissen erleuchten lassen durch den heiligen Geist. Ich wünsche mir und allen Christen ein enges Gewissen und ein weites Herz – und daß man handle nach dem Wort: ein jeder sei seiner Meinung gewiß! – Eng für sich, weit für andere! Rücksicht nehmen auf die schwachen Brüder, das ist die recht Christenart!

Remmer Janssen – Aus einer Predigt über die Bekehrung des Paulus

Nichts liegt unserem Sünderheiland mehr am Herzen als die Bekehrung des Sünders. Das können wir sehen auf Golgatha, wo er für alle unbekehrten Sünder sein Blut vergoß, wo er am Kreuz noch einen Sünder bekehrte. Wie dem Sünderheiland sollte auch jedem bekehrten Sünder die Bekehrung des Sünders am Herzen liegen. Sagt, ihr bekehrten Sünder, liegt euch die Bekehrung des Sünders am Herzen?